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Was könnte empirisch erforschbar sein? „Ich“ oder „Selbst“?

Ich stolperte über die Frage: „Was könnte empirisch erforschbar sein? „Ich“ oder „Selbst“?“, die Studenten der Psychologie gestellt wurde.
Zuvor wurde ein Text präsentiert, der einem die Antwort erleichtern sollte und in dem William James angeführt wurde. Man bezog sich auf „Psychologie: Briefer Course“ (hier ein Auszug: Der Strom des Bewußtseins) und übersetzte „das Selbst“ als I (self-asknower; Ich-als-Subjekt) und „das Me“ als (self-as-known; Ich als Objekt). Dann wird erklärt, dass „das Me“, da Selbst-als-Objekt heute als selbstbezogenes Wissen in der Selbstkonzeptforschung untersucht und gemessen wird.
Die Diskussion der Studenten verwirrte mich so sehr, dass ich kaum noch weiß wie ich heiße und auch schon daran zweifle, ob es „mich“ überhaupt gibt. Ich sollte vielleicht wieder einmal meine Tc-Lymphocyten fragen. 😉
Es ging hin und her, wobei auf die Grammatik der Sprache, die ja ebenfalls ein Subjekt, ein Objekt und eine Regel für Aussage- und Fragesätze kennt, kaum Rücksicht genommen wurde. Ich habe mich bemüht, aber trotzdem nur ungefähr erahnt, worüber gesprochen wurde. Erfreulicher Weise klärte dann ein Teilnehmer die Angelegenheit etwas auf, indem er einbrachte, dass die Formulierung im Text etwas ungenau scheint und W. James „Ich, als Bewusstseinsstrom“ und „Mich, als reflektierbare Identität“ meinte.

Mein erstes Brainstorming dazu:
Also, „Ich, als Bewusstseinsstrom“ und „mich, als reflektierbare Identität“ hat mir zwar ein wenig weiter geholfen, aber für mich blieb trotzdem so ziemlich alles verwirrend, besonders die Frage:
„Was könnte empirisch erforschbar sein? „Ich“ oder „Selbst“?“.
Bei dieser Fragestellung frage ich mich, was der Konjunktiv bedeutet. Es könnte immer alles empirisch erforschbar sein, wenn ich den Satz, der die Antwort darstellt, um die entsprechende Bedingung erweitere, damit ich zu einer richtigen Antwort komme.
Zwei Fragezeichen in einem Satz sind mir auch suspekt. Genau betrachtet kann beides eigentlich nur germanistisch erforschbar sein, fällt mir dazu als erstes ein und dann denke ich, die Assoziation wurde vermutlich von „I, Me, Self“ ausgelöst, an „Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage“. Ich nehme einmal an, dass die grammatikalisch richtige Fragestellung lauten sollte: „Ist das „Ich“ oder das „Selbst“ empirisch erforschbar? Ich nehme weiter an, dass es sich um ein ausschließendes „oder“ handelt, sonst hätte man fragen müssen: „Ist das „Ich“, das „Selbst“ oder beides empirisch erforschbar?
Mein Gefühl sagt mir, dass vermutlich gefragt ist, ob das „Ich“ oder „Selbst“ empirisch erforschbar ist, wobei eines, das andere ausschließt.
So, spätestens jetzt bräuchte ich eine Definition von „Ich“ und „Selbst“ und muss wissen, was empirische Forschung bedeutet.
Ich kenne mich selbst nicht, sonst wäre eine empirische Forschung nach „ich“ bzw. „mich/mir“ und/oder „selbst“ sinnlos. Wenn das Selbst aus „ich“ und „mich/mir“ besteht, kann es sich von selbst verstehen, aber dazu muss ich mich verstehen, was nur möglich ist, wenn ich „ich“ verstehe. Ich muss ich also schon verstehen, sonst kann ich gar nichts, auch nicht forschen und in Folge dessen kann ich nur mehr nach mir/mich forschen. Hier wird angenommen, dass „selbst“ ich und mich enthält, also forsche ich nach selbst. Für mich gibt das ehrlich gesagt wenig Sinn, denn meiner Meinung nach bestehe ich auch aus mich, für mich ist „Ich“ schon ein Bewusstseinsstrom und eine reflektierbare Identität, da der Bewusstseinsstrom zur Identität über dich ich reflektieren kann gehört. Ich kann über meine Gedanken nachdenken.
Ich erahne zwar was gemeint sein könnte, aber Sinn sehe ich leider keinen dahinter. SELBST wenn ich noch ein Über-Ich, ein Es und ein Wir dazu nehme, bleibt für mich die einzig sinnvolle Aussage: „Ich kann mich, dich und uns (irgendwie, auch empirisch) erforschen.“ Aber ich kann nicht ich erforschen, dass musst schon du machen, indem du mich erforschst, sonst macht für mich unsere Sprache keinen Sinn und damit auch die Frage. Dabei nützen mir seltsame Wort-Konstrukte, die ich nur für sprechende Bezeichnungen für Funktionen aus der Informatik kenne, leider auch nichts. „Ich-als-Objekt“, „Selbst-als-Objekt“ usw. finde ich sehr seltsam, denn ich dachte, dass auch in der Psychologie die Regeln der Sprache und Logik Gültigkeit haben.
Naja, für „mich“ ist „ich“ ein Personalpronomen, das die erste Person Einzahl bezeichnet und „selbst“ ein Rückbezügliches Fürwort, dass für „mich“ und damit meine ich auch wirklich „mich“ steht, denn ich bin der Sprecher.
Hier scheint man ein „selbst“ einzuführen oder implizit zu definieren, dass aus einem ich und mich besteht, damit mir klar wird, dass ich nur mich erforschen kann, aber nicht ich. Wenn ich „ich“ erforsche, spreche ich entweder eine mir unbekannte Sprache, oder ich meine mit ich nur das Wort „ich“ aber nicht das Wesen meiner Person.
Wozu soll das alles gut sein, noch dazu mit I, me und self? Ich meine, das ich nur mich erforschen kann. Wenn ich das selbst (ich und mich) erforschen will, dann ist das doch nur ein zweifelhafter Kunstgriff, um vorzugeben, als könnte ich auch das Ich erforschen.
Könnte ich „Ich“ erforschen, müsste ich auch Du und nicht nur Dich erforschen können und somit erleben und wissen, was du denkst, fühlst, …

So, das ist völlig unbefriedigend, ich stelle den Hirnsturm ab und recherchiere:
So ein Glück, ich finde sofort das pdf WILLIAM JAMES: ZWISCHEN PSYCHOLOGIE UND ERFAHRUNGSMETAPHYSIK Psychologie von Felicitas Krämer (Düsseldorf).
Ich notiere mir dazu ein paar Punkte und zitiere vorweg kurz daraus:

Der Gedanke, den James retrospektiv in den Ergebnissen seiner Psychologie ausmacht und in
seinem Essay von 1904 wieder aufgreift, um ihn konsequent zu Ende zu denken und zu
radikalisieren, ist der Anti-Substantialismus des Bewußtseins: Es gibt keinen selbstidentischen Kern
des Ich als Erkentnissubjekt („knower“), an oder in dem der Prozeß des Denkens stattfinden würde
(„In my Psychology I have tried to show that we need no knower other than the ‚passing thought'“,
ERE 4, Fn. 2; vgl. PP 220). In der psychologischen Introspektion ist einzig die Tatsache gegeben,
daß Denk- und Erfahrungsprozesse vor sich gehen.

Mit „es stürmt“, „es regnet“ und bei James auch: „Es denkt“, kann ich mich sofort anfreunden.
Die Transformation des Bewußtseinsstroms in den Erfahrungsstrom ist mir nicht leicht nachvollziehbar.
Eigenschaften des Bewusstseinsstroms: Scheinbar homogen, aber aus Episoden bestehend, wobei die einzelnen Bewußtseinszustände erfahrungsimmanent zu einer Kontinuität verknüpft werden. Selektivität bzw. Wahrnehmungsfilter werden als weitere Eigenschaft angeführt. Über die Beziehuhng der „Erfahrungstöpfchen“ und Personalität kommt der Autor zum neutralen Monismus der reinen Erfahrung.
Der neutrale Monismus der Jamesschen Erfahrungsmetaphysik stellt eine Gegenposition zu allen dualistischen Sichtweisen dar, die Subjektivität und Objektivität, Gedanke und Gegenstand, Geist und Materie voneinander trennen und ist somit auch eine Kritik am dualistischen Denkens auf den gesunden Menschenverstand und die empirischen Wissenschaften und die Psychologie.
Dann geht es um die „Unrettbarkeit des Ich“ im neutralen Monismus.
Da es keinen „Bewußtseinsstoff“ gibt und kein spezieller „Personenstoff“ existiert, setzt sich die Welt aus ein und demselben
neutralen Grundmaterial zusammen. Personalität ist also nur eine besonders innige Organisationsform von Erfahrungströpfchen.
Personalität ist nur mehr eine Hilfskonstruktion und Gestaltbildung des dualistischen Denkens, das sich aus seinem retrospektiven Blickwinkel auf reine Erfahrung bezieht.
Es wird Ernst Machs Ausspruch „Das Ich ist unrettbar“ angeführt, dazu ein weiteres Kurzzitat:

Mach beschreibt in einer autobiographischen Aufzeichnung einen Zustand, in dem das
Subjekt die Welt und das eigene Selbst als aus Empfindungströpfchen zusammengesetzt
wahrnimmt:
An einem heiteren Sommertage im Freien erschien mir mit einem Mal die Welt samt meinem Ich
als eine zusammenhängende Masse von Empfindungen, nur im Ich stärker zusammenhängend.
Obgleich die eigentliche Reflexion sich erst später hinzugesellte, so ist doch dieser Moment für
meine ganze Anschauung bestimmend geworden.

Meine Anmerkung: Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich das irgendwo geschrieben habe, glaubt ich ihm, so gut kann ich das Mach nachempfinden. Leider kommt in der Ausführung dann gleich eine Frage, die mir wie die Frage vorkommt, was zuerst war, das Huhn oder das Ei.

Das „Ich“ wird zur Nichtentität und durch neutrale Erfahrungs- oder Empfindungselemente und deren Beziehung ersetzt. Dann taucht die Frage auf, ob nicht zunächst eine Person oder zumindest irgendeine geistige Entität existieren muss, die die Erfahrung machen kann?

Dort werde ich nächstes mal weiter lesen und mir Gedanken dazu machen, aber eines mir ist jedenfalls klar geworden, die Fragestellung „Was könnte empirisch erforschbar sein? „Ich“ oder „Selbst“?“ ist vielleicht nicht optimal, aber ich würde jetzt jedenfalls mit „das Selbst“ antworten und ich werde mehr von William James und Ernst Waldfried Josef Wenzel Mach lesen. So bald ich Zeit finde, zum Beispiel gleich einmal Erkenntnis und Irrtum.

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Selbsterbekenntnis

Stellen sie sich einen Maler mit einem einzigen Pinsel und nur 26 Farben vor. ich, als dadaichmussistischer Zeichensetzer habe überhaupt keine Farbe, keinen Pinsel und nur 26 Zeichen. Aber ich habe auch das Nichts (das Sein und das Nichts), denn ich habe das Leerzeichen und mache aus 26 Zeichen 676 zweibuchstabenhaltige, redundazlose, informative und zerosilbige, durchwegs klein geschriebene Wörter, ohne Satzzeichen, versteht sich. 17576 mit nur jeweils drei Buchstaben und schon 456 976 Wörter mit mit lächerlichen 4 Buchstaben – Donaudampfschifffahrtsgesellschaft buchstabenmächtige Wörter kann ich 1,28556438111e+48 bilden. Armer Maler mahl mit Tönen, Gell Gustav – geht genauer.
Gut, gern geschehen.
permutativ
greeting abb’s: bb cu y hh
PS: lediglich internationalisierungslose – intonations- & farblose Assoziationsträger unendlich vieler Erfahrungsgefühle und Lebensweisen
the LA scale

[a]sprich wie du denkst und [h]handle (bewege dich), wie du sprichst, aber [s]denk‘ nicht dabei

von mir

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