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Die 13 essentiellen Taijiquan Techniken oder 十 (shí; zehn) 三 (sān ; drei) 势 (shì; Lage, Bewegung)

shí sān shì kann man als die 13 Grundtechniken ansehen, wobei sich diese in Ba Men (8 Tore, Handtechniken) und 5 Schrittarten bzw. Bewegungsrichtungen (Wu Bu) einteilen lassen. Manche Autoren sprechen auch von 5 Bewegungsrichtungen und 13 Grundtechniken, ich bleibe aber vorerst bei den konventionell meist üblichen Ba Men und führe die restlichen Techniken als Erweiterung an.
Die 5 Bewegungsrichtungen wurden schon in Wu Bu besprochen, hier möchte ich auf die 8 Grundtechniken (ba men oder ba fa) eingehen.
Die Himmelsrichtungen und die 8 Grundtechniken bilden einen Zyklus von wechselndem Yin und Yang, wobei Peng, lü, ji und an die 4 Techniken der Seiten ( N, S, W, O) und Cai, lie, zhou und kao die vier Handtechniken der Ecken (NO, SO, SW, NW) sind. Durch Kombination erhält man die Zuordnung der 8 Tore zu den Trigrammen.
Die 5 Bewegungsrichtungen, die den 5 Wandlungsphasen zugeordnet werden, unterstützen die Techniken, mit jinbu (vordringen) / Feuer, tuibu (zurückweichen) / Wasser, zuogu (nach links blicken)/Holz, youpan (nach rechts blicken) / Metall; zhongding (stabiles Gleichgewicht) ist das Zentrum der Richtungen / Erde.
Bevor ich nun also auf die 8 Grundtechniken (ba men, ba fa, ba jin) und damit zu den 4 Grundtechniken der Seiten:
1) peng, 2) lü, 3) ji und 4) an und dann zu den 4 Grundtechniken der Ecken:
1) cai, 2) lie, 3) zhou und 4) kao
eingehe noch etwas über Kraft allgemein. Jin ist schon die verfeinerte, koordinierte Kraft, die Verbundenheit, Aufsummierung und Synergien voraussetzt, im Gegensatz zur Rohkraft Li und ist verschieden zu Jing, der Essenz, die aus vorgeburtlichem und nachgeburtlichem (aus Lebensmittel und Luft) Jing (Ji) entsteht.
Auf die allgemeine Bedeutung von Jin kann ich hier nicht eingehen, sondern dazu empfehle ich in der Physiologie unter „die koordinierte Kontraktion, Elastizität und Ruhedehnungskurve“ nachzuschlagen. Auch die leere Kraft (kong jin), umgeleitete Kraft (hua jin), jie jin und leng jin sollen hier lediglich einmal erwähnt und erst unter den jeweiligen Techniken etwas näher beschrieben werden. Hier interessiert vor allem Chansi Jin (Seidenfadenkaraft), Ting Jin und Dong Jin (Kraft verstehen, hören) und Fa Jin (anstzloses ausstoßen von Energie).
Dem Konzept nach ist entscheidend – Kraft
.) zu hören (ting jin)
.) zu verstehen (dong jin)
.) umzuleiten, verwandeln (hua jin)
.) und die eigene Kraft hinzu zu geben fa jin.

Als verschiedene „Arten“ von Kraft werden angegeben:
.) Kraft aus dem Ableiten eines Rades – durch die rotierenden Arme wird die Kraft des Gegners z.B. abgeleitet
.) Kraft durch Sperren (wie ein Stock in die Speichen eines Rades)
.) Spiralkraft oder Chansi Jin – ist im Chen Stil eine spiralig vom Zentrum ausgehende Kraft, die über Verbundenheit bewirkt, dass die einzelnen Bewegungen nie isoliert erfolgen, sondern immer als Bewegung des gesamten Körpers. Sie wird in den Grundübungen des Chen Stils (stehende Säule und Seidenfadenübungen) gefördert.
.) Explosionskraft

Fa Jin – Fajin (chinesisch 发劲, W.-G. Fajing ‚(innere) Energie abgeben‘), bezeichnet in den chinesischen Kampfkünsten eine Technik der Inneren Kampfkünste (chin. Neijiaquan), bei der die Energie explosionsartig auf den Gegner übertragen wird, liest man dazu auf Wikipedia und da findet sich auch ein Link zu dem pdf Definition Fajin.

Ting Jin – oder/und auch Dong Jin ist das Verstehen, Interpretieren, Hören der Kraft des Partners (Gegners). Als Voraussetzung für peng jin ist ting jin für alle Techniken (Kräfte, Prinzipien) wesentlich.
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Taijiquan: Diagonales oder schräges Fliegen

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Zurück zur 37er Form im Yang Style nach Cheng Man Ching.
Diagonales oder schräges Fliegen, Figur 21.
Nach dem 5ten Schritt zurück, erfolgt wieder eine Ausholbewegung mit dem linken Arm, aber diesmal dreht sich dabei auch der sinkende rechte Arm, wie wenn man einen riesigen Ball formen möchte. Das Gewicht ist links und der rechte Fuß wird auf der Ferse nach außen gedreht. Es erfolgt ein Schritt mit dem rechten Fuß ins Eck. Achtung, es besteht kein Grund mit den Zehen aufzusteigen. Das ist häufig zu sehen, aber es entsteht anscheinend durch falsche Gewichtung. Der linke Fuß wird nach gedreht und die Hände machen eine mit den Handflächen zueinander gerichtete (die beiden Mittelfinger können sich kurz berühren) scherende Bewegung. Die Kraft kommt nach vorne und breitet die Hände aus. Die rechte Hand ist in Schulterhöhe und die Handfläche zeigt nach oben und die linke Hand ist neben der linken Hüfte, wobei die Handfläche nach unten zeigt. Das ist die Endposition nach dem schrägen Fliegen und gleichzeitig die Ausgangsposition für die nächste Figur, die Wolkenhände.

Die 8 Grundenergien habe ich schon mehrmals erwähnt, zu dieser Form möchte ich noch einmal auf das Video von Michael Gilman hinweisen, der hier die Lie(h) Kraft erklärt:
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=J_APEf_2H1c&feature=related[/youtube]

Lie (Zhen, Donner, Nord-Ost) ist eine trennende, oder spaltende Kraft, dadurch wird ihre Wirkung neutralisiert und umgekehrt. Lie kann auch vorbereitend für Cai oder An sein. Angenommen, man wird am Unterarm gefasst oder gestoßen und man bekommt mit der anderen Hand die Unterarme des Angreifers zu fassen, dann kann man mit einem Split (Lie) die Arme plötzlich öffnen und am Körper vorbei ziehen.
Beim diagonalen Fliegen greift man mit der hinteren Hand (ausholender linker Arm) in den Push des Angreifers hinein, um diesen zu verlängern (ziehen) und die rechte, vordere Hand kommt unter den angeifenden Arm in die Achsel. Ist die Kraft des Angreifers neutralisiert, drückt man mit dem hinteren Arm nach außen und mit dem unter der Achsel eingefädelten Arm in die andere Richtung, wobei die Kraft aus dem vorderen Fuß stammt. Mit gleichzeitigem Cai oder An kann die Wirkung verstärkt werden.
Lie findet man aber nicht nur im „schrägen Fliegen“, sondern auch in „der Abwehr nach links und rechts“, die Mähne des Wildpferdes teilen“, der weiße Kranich breitet die Flügel aus, Fächer ausbreiten und in Verbindung mit Fußkicks.

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Hier noch ein Video zum „schrägen Fliegen“: Maestro Yang Zhenduo (4ta generación de la Familia Yang) explica el movimiento „Vuelo Diagonal“. Demuestra el Maestro Yang Jun, 6ta generación.

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=Eba6cOLjxX0[/youtube]