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21) Androgene (adrenale, gonadale)

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1. Herkunft der Androgene

Die Androgene, C 19 Steroide entstehen einerseits aus 17a-OH-Progesteron, wobei das Progesteron am C 17 hydroxyliert wird, und andererseits aus 17a-Hydroxy-Pregnenolon; gemeinsame Vorläufer sind Pregnenolon und natürlich Cholesterol. Das wirksamste Androgen ist das Testosteron bzw. das 5a-DHT. von der NNR (Zona reticularis) wird es aber nur in geringen Mengen gebildet. Adrenal ist das Dehydroepiandrostan (DEHA) das wichtigste Androgen.Bei der Frau stammt dieses Androgen aus der NNR und kann unter pathologischen Bedingungen auch in größeren Mengen vom Ovar ausgeschüttet werden. Beim Mann sind ca. 2/3 der Androgene testiculären Ursprungs und nur etwa 1/3 ist adrenaler Herkunft.

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2. Testosteron und 5a-DHT

Das wichtigste gonadale bzw. testiculäre Androgen ist das Testosteron (zu den gonadalen Hormonen der Frau siehe Frage 22).

Das Testosteron wird in den Leydig-Zwischenzellen produziert. Es entsteht aus Androstendion, welches einerseits durch die 17α-Hydroxylase aus Progesteron und andererseits durch die 3β-Dehydrogenase aus DEHA entsteht.

Testosteron kann direkt zur Wirkung kommen, wie z.B. im ZNS, oder es wird zuerst umgewandelt in 5a-Dihydrotestosteron (5a-DHT), welches an der Prostata, Samenblase aber auch an den Talgdrüsen usw. wirksam ist (Einfluß auf die Behaarung).

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3. Freisetzung von Testosteron

Das LHRH (hypothalamisches Releasinghormon für LH und FSH) wird besonders nachts und am frühen Morgen episodenhaft ausgeschüttet. Dadurch kommt es auch für LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes des Hormon) zu einer episodenhaften Freisetzung aus der Hypophyse und in weiterer Folge zu Schwankungen des Testosteronspiegels. LH stimuliert die Androgenproduktion in den Leydig-zellen. Intratesticulär ist Testosteron für die Spermatogenese notwendig. Da Testosteron über negative Rückkopplung nur die LH-Ausschüttung beeinflußt, werden für die FSH-Rückkopplung peptiderge Hormone der Testis, Inhibine postuliert. Die Sertoli-Stützzellen (Epithel der Tubuli contorti) Iiefern das Milieu für die Reifung der Spermatocyten. Außerdem produzieren sie ein androgenbindendes Protein (ABP), welches das Testosteron von den von den Leydig-Zellen zu den Sertoli-Zellen transferiert. Hier erfolgt teilweise die Aromatisierung zu Östrogenen, die neben den Androgenen für die Reifung der Spermatocyten erforderlich sind. Die Sertoli-Zellen produzieren vermutlich auch das Inhibin. Die Funktionen der Epididymis und der Anhangdrüsen sind androgenabhängig. Die Zusammensetzung des Ejakulats ist daher auch vom Testosteron abhängig. Das Ejakulat besteht aus der Spermatocyten enthaltenden Flüssigkeit aus den Vasa deferentia, den Flüssigkeiten der Samenblase (enthalten Fructose, Prostaglandine, Fibrinogen…), einer alkalischen FIüssigkeit der Prostata (Enzyme enthaltend) und Flüssigkeiten von den mucösen Drüsen [bes. der bulbourethralen Drüsen).

Der Großteil des Testosterons ist an testosteronbindendes Globulin (TBG) gebunden. Nur so gebunden kann Testosteron die Blut-Hoden-Schranke passieren. Neben Testosteron ist auch Vitamin A zur Spermiogenese notwendig; Alkohol wirkt sich hemmend aus.

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4. Wirkungen des Testosterons

Androgene wirken eiweißanabol, weshalb Männer allgemein muskulöser sind als Frauen. Über die stimulierte Eiweißsynthese wird auch die Knochenbildung verstärkt. Das 5a-DHT ist u.a. für die männliche Behaarung verantwortlich. Anabolica – die in der Medizin und Ieider auch im Sport eingesetzt werden – sind Androgenderivate.

Testosteron ist auch für das männliche Sexualverhalten, sowie auch für das agressive Verhalten mitverantwortlich. Ab einem Schwellwert (1-2 ng/ml) ist es wirksam und zeigt bei höheren Konzentrationen keine Verstärkung der Wirkung auf das Verhalten (eine Art Alles-oder-Nichts-Gesetz). Durch Kastration wird der Testosteronspiegel gesenkt. Die männlichen Testis bleiben normalerweise bis ins hohe Lebensalter funktionsfähig, obwohl die Testosteronproduktion im Alter abnimmt.

Für die Entwicklung der inneren Genitalen ist Testosteron als Stimulans für den Wolff-Gang verantwortlich, aus dem dann Epididymis, Vasa deferentia und die Samenblase entstehen. Aber auch für die Ausbildung des Penis ist der Androgeneinfluß mitveranwortlich (also innere und äußere Genitalia und sekundäre Geschlechtsmerkmale).

Bei der testiculären Feminisierung (Genotyp XY) werden durch einen Androgen-Receptordefekt äußere Genitalia in weiblicher Richtung angelegt, obwohl die Testis normal funktionieren. Eine umgekehrte Entwicklung also zum adrenogenitalen Syndrom.

Beim adrenogenitalen Syndrom wird zuwenig Cortisol (Enzymdefekt) von der NNR gebildet, worauf der Hyperthalamus mit verstärkter CRH-Ausschüttung reagiert. Dies hat eine erhöhte ACTH-Sekretion durch die Hypophyse zur Folgeworaufhin übermäßig viel androgene und Steroide gebildet werden. Diese Androgene können eine Virilisierung eines weiblichen Feten bewirken, sodaß dem Phänotypus nach ein Knabe entsteht.

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5. Zwischenfragen

  • Welche Androgene kennen Sie?
  • Wo werden sie gebildet?
  • Welche Aufgaben erfüllen sie während der Embryonalentwicklung?
  • Was bedeutet „anabole Wirkung“?
  • Was beeinflußt Bartwuchs, Statur, Stimme…?
  • Wie wirkt sich Testosteron auf das Wachstum aus (Epiphysenfugenschluß)?
  • Welchen Einfluß zeigt es auf die Spermiogenese?
  • Welchen Einfluß zeigen Androgene auf die Befruchtungsfähigkeit?
  • Beeinflussen Androgene die Zusammensetzung des Ejakulates?

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androgene

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Weblinks:
Androgene (Wikipedia)

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