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Buddhas Wächter stampft mit dem Stößel – 金刚捣碓 (jīn gāng dăo duì)

Buddhas Wächter stampft mit dem Stößel bzw. Buddhas Wächter tritt aus dem Tempel – jīn gāng dăo duì bzw. jīn gāng chū miào
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Buddhas Wächter stampft mit dem Stößel, oder tritt aus dem Tempel. Die Vorbereitung ist noch nicht einmal fertig, schon stampfe ich mit dem Stößel. Bis ich alle Figuren durch habe ist die Qualität vielleicht auch schon erträglich. Aber für die Formen werde ich ohnehin auf die Wiese gehen.

Diese Figur scheint mir im Chen Stil so zentral zu sein, wie „Den Vogel am Schwanz fassen“ im Yang Stil und wird neben der Peitsche (im Yang Stil sehe ich zwar die gleiche Peitschenhand, aber sonst wird auch diese Figur ganz anders ausgeführt) oft wiederholt wird. Da ich schon bei dem Vergleich Chen – Yang Stil bin, merke ich mir hier an, dass ich bei der Yang Form fast überall die Grundprinzipien erkenne und den Energiefluss und auch die Anwendungsmöglichkeiten. Im Chen Stil ist noch absolut überhaupt nichts davon vorhanden. Deshalb versuche ich erst auch gar nicht, bei den ersten Beschreibungen vom Energiefluss zu sprechen und Peng, Lu, Ji, An, Cai, Lie, Zhou und Kao lasse ich vorerst auch außer acht. Ich beschreibe hauptsächlich einmal den Ablauf und ergänze später bezüglich der Grundkräfte und Prinzipien.

Mit den unzähligen Bezeichnungen für diese Figur will ich erst gar nicht anfangen, aber von „Buddha’s Krieger“ oder „Buddha’s Soldaten“ usw. will ich jeden Fall nichts erwähnen, denn das kommt mir sehr befremdend vor. Pounding the Mortar (jīn gāng dăo duì), The Diamond King Pounds the Mortar oder eben „Buddhas Wächter stampft mit dem Stößel“ ist meine Wahl, ohne hier bestimmte Linien, Schulen, Meister oder Lehrer zu berücksichtigen.

Ablauf:
1. Vom „horse stance“ mit mehr Gewicht am rechten Bein aus, werden die Hände nach vor gebracht und dabei die rechte Hand so gedreht, dass die Handfläche nach links zeigt. Beide Arme werden nach links geführt. Die Arme bilden einen Winkel von ca. 45° und werden etwa bis Schulterhöhe angehoben. Die linke Handfläche zeigt nach links, die rechte nach oben und beide Hände sind ungefähr auf gleicher Höhe – der Abstand der Hände ist etwa eine Unterarmlänge. Wenn die Hände ihre Endposition erreichen wird das Gewicht auf das linke Bein verlagert.
Man blickt nach links.

2. Die Hände werden gedreht wie bei den Seidenfadenübungen und es erfolgt ein Blick nach rechts. Die Zehen des rechten Fußes werden angehoben (manche sprechen auch von einen Schritt nach rechts hinten) und das Bein wird auf der Ferse nach außen gedreht; rechte Zehen zeigen nach Südwest. Dann erfolgt eine Drehung des Jörpers nach rechts dabei wird auch das Gewicht nach rechts verlagert und die Arme folgen einfach in gleicher Höhe und Haltung, wie bei der beidhändigen Seidenfadenübung. Gleichzeitig werden die Zehen des rechten Fußes nach Westen zurückgedreht. Die Abstände der Hände zueinander und zum Körper bleiben dabei relativ ungefähr gleich. Sie folgen der Drehung der Hüfte, so dass sie nach rechts ziehen, wenn sich die Hüfte dreht. Durch die Drehung zeigt die rechte Schulter nun nach Süden und der Blick ist ebenfalls nach Süden gerichtet (Norden ist die „schöne“ Seite, mit der man in der Ausgangsstellung beginnt, wobei die tatsächliche Himmelsrichtung natürlich irrelevant ist).

3. Das ganze Gewicht wird auf das rechte Bein verlagert und das linke Bein wird angehoben und herangezogen, wobei das Fußgelenk locker bleibt. Dadurch kann der linke Fuß an das rechte Knie herangebracht werden. Beide Hände ziehen dabei ganz wenig Richtung Norden.

4. Man sinkt in das rechte Bein und der linke Fuß gleitet über den Boden nach links vorne. Wenn der Fuß stoppt und auf der Ferse aufsetzt kreisen beide Hände (Seidenfadenübung), um dann mit der Handfläche nach außen zu zeigen. Der Blick bleibt dabei auf den Händen.

5. Beide Hände vervollständigen den Kreis, die rechte Handfläche (hinten) zeigt nach oben. die linke (vorne) nach unten. Der Blick richtet sich jetzt nach vorne. Das Gewicht wird auf den linken vorderen Fuß gebracht, wobei die Hüfte sich leicht nach links dreht. Die rechte Hand bleibt auf Höhe der Hüfte mit der Handfläche nach oben hinter dem Körper, während sich der linke Ellbogen nach vor bewegt. Der Unterarm ist horizontal nahe dem Körper und die Handfläche zeigt nach unten.

6. Die linke Fußspitze wird leicht nach außen gedreht, während nun die Hüfte nach links gedreht wird und die linke Hand immer noch mit der Handfläche nach unten zeigend nach vor kommt. Der rechte Arm schwingt dabei nach unten und vor, sodass die Handfläche nach vorne zeigt. Gleichzeitig kommt das rechte Bein in einen Leerstand nach vorne, wobei die Zehen den Boden berühren. Der linke Arm wird gebeugt, also beschreibt die linke Hand einen Bogen hinauf, sodass die Handfläche nun zum Körper zeigt und trifft auf den von unten nach vor kommenden rechten Oberarm. Die linke Handfläche zeigt nach rechts.

7. Die linke Hand zirkelt mit der Handfläche nach unten zeigend weiter hinunter, entlang des Körpers, bis zum Dantian und gleichzeitig geht der Bogen des rechten Arms weiter nach vorne und oben, bis etwa auf Höhe der Nase und bildet eine Faust (Handrücken zeigt vom Körper weg). Dann dreht sich die linke Handfläche nach oben, während die rechte nach unten bewegt wird, um in die linke Hand vor dem Dantian zu treffen; die rechte Faust legt sich in die linke Hand. Man sinkt dabei noch etwas tiefer in das linke Bein.

8. Die rechte Faust wird nun gerade nach oben, bis vor die Nase gebracht und gleichzeitig wird das rechte Knie angehoben.

9. Dann wird die rechte Faust scharf in die linke Hand hinunter gebracht und dabei mit dem rechten Fuß flach auf den Boden gestampft. Das Gewicht bleibt am linken Bein. Es ist nicht Sinn und Zweck den Boden ein Loch zu treten, oder seine Gelenke zu ruinieren, also muss das Stampfen nicht zu hart ausfallen. LOL

Dazu eine sehr anschauliche Demonstration vom Großmeister Chen Xiao Wang:

Abweichung in der Figur 6:
Von der Endstellung der „einzelnen Peitsche“ ausgehend wird die rechte Hand (Peitschenhand) geöffnet, während der arm nach unten und vor zur linken Hand bewegt wird. Der Blick richtet sich nach links. Beide Hände ziehen nach unten und hinten und die Hände rotieren, sodass die linke Handfläche nach oben zeigt und die rechte nach außen. Dabei wird das Gewicht ganz in das rechte Bein verlagert und stark gebeugt (rechter Hockesitz); die Zehen des linken Fußes heben sich vom boden. Die Arme vervollständigen den Kreisbogen nach hinten und dann nach unten. Die linke Hand kommt so mit der handfläche nach unten vor die rechte Hüfte und die rechte Hand ist fast gestreckt hinten mit der Handfläche nach oben. Während dieser letzten Bewegungen wird das Gewicht wider auf den vorderen linken Fuß gebracht. Dann geht es weiter mit Punkt 6. aus Buddhas Wächter stampft mit dem Stößel).

Variationen in den jeweiligen Formen
19 Bewegungen – Figur 2:
das Stampfen mit dem Stoßel weg fällt. Statt dessen erfolgt ein Sinken in das linke Bein, der rechte Unterarm wird gebeugt {aufgestellt} und die linke Hand dreht am rechten Unterarm, sodass die Handfläche nach oben kommt.

Worauf ich besonderes Augenmerk legen sollte:
Breiterer Schritt nach links vorne; das Gewicht vollständig nach vorne verlagern, den hinteren Fuß etwas nachdrehen, damit der Oberkörper bei den großen Schritt mit dem rechten Fuß gerade bleibt und nicht „wackelt“. Einatmen beim heben der Faust (zweimal kleiner vertikaler Kreislauf von vorne nach hinten) und den Fuß entspannt hängen lassen beim Anheben. Mit der linken Hand nicht zu weit seitlich öffnen, sondern nach vorne gerichtet.

Quellen und Links:
Old Frame, First Form
Old Framne Chen Family Taijiquan von Mark Chen
Shu Jian
Perform

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