Archiv der Kategorie: Taijiquan

Kampftechnik – das ist ja wirklich der Hammer!

Zur Kopftuchdebatte fällt mir eigentlich immer das Gleiche ein, wie zur Hammerschlagtechnik und zwar die Weisheiten des Joe Cocker’s, die in diesen Fällen den optimalen Schutz bieten:

Ich bin zwar weder ein Kampfkunstexperte, noch ein Kampfsportler und meine Kampferfahrung beschränkt sich auf Bücher und MMA-Filme, aber die Studie von David Carrier (University of Utah) in der Bild der Wissenschaft gedruckt, ist für mich der absolute Hammer. Im Artikel “Aufrechte Kämpfer” geht es darum, dass der Forscher glaubt: “Der Gang auf zwei Beinen entwickelte sich unter anderem, weil sich so besser zuschlagen ließ”. Nun, wir kennen diese Studien ja zur Genüge, bei bestimmter Voraussetzung unter Berücksichtigung bestimmter Verhältnisse, lassen sich logisch richtig, unglaubliche Schlüsse folgern. In der Praxis ist das für mich so interessant, als hätte er herausgefunden, dass ich deshalb auf Bäume klettern kann, weil meine Vorfahren gerne Kirschen aßen und somit stamme ich womöglich nicht vom Affen ab – man braucht nur eine geeignete Studie dazu, die in diesem Fall von einer Kirschkernweitspuckweltmeisterschaft den Ausgang nehmen könnte.
Zitat aus dem Artikel von David Carrier:

Wer aufrecht steht, kann kräftiger zuschlagen, als wenn er auf allen Vieren hockt. Dabei empfiehlt es sich, immer von oben nach unten zu hauen – dabei lässt sich nämlich dreimal so viel Kraft in den Schlag legen wie bei einer Bewegung von unten nach oben. Das ist die Essenz eines Tests, den der US-Biologe David Carrier mit 15 erfahrenen Boxern und Kampfsportlern durchgeführt hat.

Dann geht es um Selektion in der Evolution und Expertenwissen für Kämpfer, das mich irgendwie belustigt, weil der Autor vermutlich ein Fan von Bud Spencer sein dürfte.
Der Hammerschlag soll auch im Schwertkampf eine “Alles-oder-Nichts-Aktion” sein lese ich in diversen Foren und denke mir, naja, wahrscheinlich meistens eine “Nichts-Aktion”, denn wenn jemand mit beiden Hände hoch über den Kopf ausholt, bin ich schon in Dschibuti und wenn der Hammer nieder saust, in Hammerfest. Ich kann mir eine Hammerschlagtechnik wirklich nur mit Kettenwaffen oder einem Zweihandschwert vorstellen, aber bitte, wenn der Schlag nach unten 3 mal mehr Kraft entwickeln kann, als der nach oben, ist vielleicht alles möglich.

Zur Studie von David Carrier möchte ich anmerken, dass bei einem Schlag von oben maximal das Körpergewicht als Widerlager benutzt werden kann, denn in der Luft kann man sich schwer abstoßen. Gut, er kann vielleicht vorher in die Luft springen und dann nach einem Sturzflug einen Hammerschlag anbringen, aber wenn wir nicht von der Technik der Superhelden in der Comic-Szene ausgehen ist das eher nicht durchführbar. Allerdings ist es möglich, mehr als nur sein eigenes Körpergewicht zu stemmen und damit sollte es wohl eindeutig klar sein, dass von unten nach oben mehr Kraft entwickelt werden kann, womit ich ohne Gegenstudie an einer Universität, sondern mit bescheiden eingesetztem Hausverstand beweisen kann, dass seine Studie nicht besonders viel wert sein kann.

Nun kommt mein Hammer:
Ich behaupte, dass dies Schlussfolgerung der Studie sogar komplett falsch ist, denn der Mensch ist meiner Meinung nach absolut nicht zum aufrechten Gang über gegangen, damit er einen besseren Hammer “von oben nach unten schlagen” ausführen kann, sondern damit er mit seinen Fingern verschiedenen feine Techniken ausführen kann und mit dem Pinzettengriff feinere Werkzeuge bedienen und erstellen konnte. Sonst müsste der Mensch heute ein besserer Kämpfer sein, als die Tiere und da kann ich einen Hammerexperten nur empfehlen, sich einmal in ein Löwenkäfig zu stellen und die Löwen damit beeindrucken zu wollen.

Mein Fazit: “Der aufrechte Gang hat meiner Meinung nach nichts mit dem Hammer zu tun und der Mensch wurde dadurch auch sicher kein besserer, aufrechter Kämpfer!”

Weblinks dazu:
Hammerschlag, was soll das?

Aufwärmen und Dehnen im Taijiquan – Teil 1

Vor den eigentlichen Grundübungen, mit denen jedes (Chen) Taijiquan-Training beginnen sollte, also der “stehenden Säule”, den Seidenfadenübungen und/oder verschiedene Qigong-Übungen steht Aufwärmen und Dehnen am Programm.

Diesen Absatz wollte ich mir eigentlich ersparen, da ich aber gerade wieder wieder eine Expertenwarnung in einer Tageszeitung lese, wo man meint, dass Yoga gesundheitsschädlich sein kann. Abgesehen davon, dass es heute bei Egomanen Mode ist vor allem und jeden zu warnen um sich durch Panikmache ins Rampenlicht schieben zu können, kann natürlich wirklich alles mit falschem Ehrgeiz betrieben werden. Meine Ergänzung zu sämtlichen Warnung der Gegenwart: “Achtung, Leben ist ausnahmslos immer tödlich!” Wollen wir es deshalb vermeiden? Im Taijiquan ist die Gefahr zwar gering, aber gerade beim Dehnen und Aufwärmen sollte man sich darüber im klaren sein, dass ein Spagat nicht unbedingt erforderlich ist für Taijiquan. Taoisten haben dazu im Taijiquan übrigens die 70%-Regel; höchstens bis auf 70% der Maximalbelastung in jeder Hinsicht und so kommt man zwar nur langsam, aber sicher zum Erfolg; jahrtausende lang praktizierte Übungen aus dem fernen Osten können für einen gestressten Europäer hier und heute womöglich schon gesundheitsschädlich sein, wenn er es so betreibt, wie alles andere im Leben auch – schneller, weiter, mehr, besser, öfter, länger, perfekter … mit Gold behangen, ein Herzinfarkt am Stockerl, haut sie dann aus ihre Sockerl. Also bitte nicht so, sondern mit Vergnügen Dehnen! 😉

Lange Geschichten zu den Vorbedingungen, die man sich für die Übungen schaffen soll halte ich für überflüssig. Zeit nehmen (täglich), das Handy ausschalten, bequeme Kleidung, den richtigen Ort, also ein sauberer, trockener und gut gelüfteter Raum, bei Bedarf auch ein paar Kerzen, Räucherstäbchen und entspannende Suggestionsharmoniemusik im Hintergrund.
Nun, ich halte nicht sehr viel davon und denke, dass man in jeder Umgebung und bei jeder Störung (auch Baulärm) und trotz jeder Widerwärtigkeit gleich gut üben kann. Am besten ist es meiner Meinung nach, in der freien Natur zu üben. Auch wenn der Wind bläst und es ein wenig tröpfelt, oder ein paar Schneeflocken vom Himmel herab tänzeln. Besondere Kleidung ist nur praktisch, aber nicht erforderlich und beeinflusst, meiner Erfahrung nach, den Erfolg der Übung kaum. Ablenkung kann sogar nützlich sein, denn wir leben nicht im Paradies und Taijiquan soll ja auch nicht nur unter optimalen Bedingungen (im Paradies) funktionieren. Harmonische Klänge, Düfte und Kerzenschein gefällt mir auch, ist mir aber nicht wichtig, wenn ich Taijiquan üben möchte. Ich bin also für “üben im Freien” unter keinen besonderen Voraussetzungen und ohne bestimmter landschaftlichen Kulisse. Selbstverständlich gibt es Übungen, für die auch ich oben erwähnte Bedingungen bevorzuge, besonders wenn es um Meditation oder bestimmte Dehnübungen geht, bei denen ich gerne auf trockenem, suberen Boden sitze oder liege.

Viele Lehrer und Autoren finden, dass man neben Taijiquan keine weiteren “Schulen” benötigt und auf Zen-Meditation, Yoga, Aikido, ja sogar auf Qigong im Neigong verzichten kann, weil Taijiquan das alles auch bietet. Ich denke, dass jede Kunst, Sportart, Philosophie und Lebensart spezielle Besonderheiten birgt und sinnvoll genutzt werden kann und ich möchte im Zusammenhang mit “Aufwärmen und Dehnen” genau so wenig auf Erkenntnisse aus der westlichen Sportwissenschaft und dem Gesundheitsbereich, wie auf Qigong und Yoga verzichten.

Wenn es um Taijiquan geht, baue ich meinen Möglichkeiten entsprechend auf Authentizität, denn an der Quelle ist das Wasser immer am reinsten, aber Aufwärmen und Dehnen ist nicht Taijiquan.
Der Sinn ist in erster Linie, die Verletzungsgefahr zu reduzieren, die Beweglichkeit zu erhöhen und das Gleichgewicht zu fördern.
Krafttraining ist meiner Meinung nach kontraproduktiv, wenn ich davon ausgehe, dass dies Taijiquan-Anfänger lesen. Gleichzeitig ein Krafttraining oder einen Kraftsport und Taijiquan zu beginnen, halte ich für keine gute Idee. Wer hingegen bereits lange Taijiquan ausübt, wird wahrscheinlich kein Interesse mehr für Krafttraining aufbringen. Wenn hingegen jemand bereits länger ein Krafttraining ausübt, dem würde ich Taijiquan auf jeden Fall als Ergänzung empfehlen.
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Die 13 essentiellen Taijiquan Techniken oder 十 (shí; zehn) 三 (sān ; drei) 势 (shì; Lage, Bewegung)

shí sān shì kann man als die 13 Grundtechniken ansehen, wobei sich diese in Ba Men (8 Tore, Handtechniken) und 5 Schrittarten bzw. Bewegungsrichtungen (Wu Bu) einteilen lassen. Manche Autoren sprechen auch von 5 Bewegungsrichtungen und 13 Grundtechniken, ich bleibe aber vorerst bei den konventionell meist üblichen Ba Men und führe die restlichen Techniken als Erweiterung an.
Die 5 Bewegungsrichtungen wurden schon in Wu Bu besprochen, hier möchte ich auf die 8 Grundtechniken (ba men oder ba fa) eingehen.
Die Himmelsrichtungen und die 8 Grundtechniken bilden einen Zyklus von wechselndem Yin und Yang, wobei Peng, lü, ji und an die 4 Techniken der Seiten ( N, S, W, O) und Cai, lie, zhou und kao die vier Handtechniken der Ecken (NO, SO, SW, NW) sind. Durch Kombination erhält man die Zuordnung der 8 Tore zu den Trigrammen.
Die 5 Bewegungsrichtungen, die den 5 Wandlungsphasen zugeordnet werden, unterstützen die Techniken, mit jinbu (vordringen) / Feuer, tuibu (zurückweichen) / Wasser, zuogu (nach links blicken)/Holz, youpan (nach rechts blicken) / Metall; zhongding (stabiles Gleichgewicht) ist das Zentrum der Richtungen / Erde.
Bevor ich nun also auf die 8 Grundtechniken (ba men, ba fa, ba jin) und damit zu den 4 Grundtechniken der Seiten:
1) peng, 2) lü, 3) ji und 4) an und dann zu den 4 Grundtechniken der Ecken:
1) cai, 2) lie, 3) zhou und 4) kao
eingehe noch etwas über Kraft allgemein. Jin ist schon die verfeinerte, koordinierte Kraft, die Verbundenheit, Aufsummierung und Synergien voraussetzt, im Gegensatz zur Rohkraft Li und ist verschieden zu Jing, der Essenz, die aus vorgeburtlichem und nachgeburtlichem (aus Lebensmittel und Luft) Jing (Ji) entsteht.
Auf die allgemeine Bedeutung von Jin kann ich hier nicht eingehen, sondern dazu empfehle ich in der Physiologie unter “die koordinierte Kontraktion, Elastizität und Ruhedehnungskurve” nachzuschlagen. Auch die leere Kraft (kong jin), umgeleitete Kraft (hua jin), jie jin und leng jin sollen hier lediglich einmal erwähnt und erst unter den jeweiligen Techniken etwas näher beschrieben werden. Hier interessiert vor allem Chansi Jin (Seidenfadenkaraft), Ting Jin und Dong Jin (Kraft verstehen, hören) und Fa Jin (anstzloses ausstoßen von Energie).
Dem Konzept nach ist entscheidend – Kraft
.) zu hören (ting jin)
.) zu verstehen (dong jin)
.) umzuleiten, verwandeln (hua jin)
.) und die eigene Kraft hinzu zu geben fa jin.

Als verschiedene “Arten” von Kraft werden angegeben:
.) Kraft aus dem Ableiten eines Rades – durch die rotierenden Arme wird die Kraft des Gegners z.B. abgeleitet
.) Kraft durch Sperren (wie ein Stock in die Speichen eines Rades)
.) Spiralkraft oder Chansi Jin – ist im Chen Stil eine spiralig vom Zentrum ausgehende Kraft, die über Verbundenheit bewirkt, dass die einzelnen Bewegungen nie isoliert erfolgen, sondern immer als Bewegung des gesamten Körpers. Sie wird in den Grundübungen des Chen Stils (stehende Säule und Seidenfadenübungen) gefördert.
.) Explosionskraft

Fa Jin – Fajin (chinesisch 发劲, W.-G. Fajing ‚(innere) Energie abgeben‘), bezeichnet in den chinesischen Kampfkünsten eine Technik der Inneren Kampfkünste (chin. Neijiaquan), bei der die Energie explosionsartig auf den Gegner übertragen wird, liest man dazu auf Wikipedia und da findet sich auch ein Link zu dem pdf Definition Fajin.

Ting Jin – oder/und auch Dong Jin ist das Verstehen, Interpretieren, Hören der Kraft des Partners (Gegners). Als Voraussetzung für peng jin ist ting jin für alle Techniken (Kräfte, Prinzipien) wesentlich.
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Taijiquan: Fußabdruckdiagramm


Endlich ist es geschafft. Mit der Legende für das Fußabdruckdiagramm habe ich nun alle erforderlichen Hilfsmittel zusammen, um die Beschreibung der Figuren und Formen im Chen Stil Taijiquan meiner Vorstellung entsprechend umzusetzen. Die Videos und Bilder sind zwar qualitativ noch nahezu unbrauchbar, aber prinzipiell funktioniert alles. Von der Aufnahmen über den Schnitt und die Bearbeitung ist vor allem dank der genialen und kostenlosen Open Source Software Avidemux und Kdenlive alles recht einfach machbar. Gut das Handystativ muss ich mir noch einmal mit einem besseren Material anfertigen, denn Pappe ist einfach zu wenig haltbar und stabil. Mit einem Aufsatz aus Sperrholz für ein gewöhnliches, billiges Dreibeinstativ, sollte es aber nächstes mal besser klappen. Da werde ich dann sogar auf die Belichtung achten. Als letztes Hilfsmittel habe ich mir nun die Fußabdrücke gezeichnet, damit ich einfach erklären kann, wo und wie welcher Fuß abgesetzt und belastet wird. Abgesehen davon, kann man damit die ganze Bahn einer Figur oder Form aufzeichnen, wodurch die Orientierung erleichtert wird. Es ist übrigens eine Konvention, dass die Form immer nach Norden beginnt. Das heißt, in der Richtung, in die man blickt, wenn man sich zu Beginn in der “Grundstellung” aufstellt, ist definitionsgemäß Norden, damit die Beschreibung leichter fällt. Die rechte vordere Ecke ist zum Beispiel somit Nord-Osten usw. Manche verwenden auch die Uhr, aber meist findet man die Himmelsrichtungen dazu in Verwendung, was auch historisch recht gut passt, siehe dazu unter I-Ging.
So, nun kann ich also die erste Version von 1.) Vorbereitung – 预备式 (yùbèi shì) fertig stellen, die ich dann nur noch nach und nach bei Gelegenheit verbessern werde. 😉

Wu Bu – Die fünf Bewegungsrichtungen im Taijiquan

Jeder der nicht Taijiquan übt, wird mir bestätigen können, dass er sich von der Mitte nach vor, hinten, rechts und links bewegen kann. Manche können sich sogar noch kleiner machen und in die Hocke gehen, oder sich lang machen, oder gar springen, aber fliegen kann keiner. Vereinfacht gesagt, sind die 4 Bewegungsrichtungen aber schon alle möglichen Bewegungsrichtungen, aus denen man alle anderen Richtungen zusammensetzen kann, wie bei Vektoren. Auch in Taijiquan gibt es “nur” die Mitte und die erwähnten 4 Richtungen. Die Besonderheit der 5 Bewegungsrichtungen im Taijiquan liegt also darin, wie man diese Richtungen für Bewegungen nutzen kann, sodass die Taijiquan-Prinzipien gewahrt bleiben, oder überhaupt erst erfüllt werden.
1.) Im Zentrum bleiben
Es scheint nun zu einfach, wenn man die körperliche und geistige Mitte findet und sie immer und überall hin mit nimmt, also nie verlässt, denn dann gibt es natürlich keine von außen sichtbare Bewegung, aber genau um das geht es. Man muss die Mitte verlassen, ohne sie zu verlassen. Wie geht das? Ich setze zum Beispiel einen Fuß eine Schrittlänge nach vor und verlagere das Körpergewicht ganz auf das hintere Bein, obwohl der vordere Fuß auch den Boden berührt (in Taijiquan oft nur mit der Ferse oder den Zehen, aber hier spielt das keine Rolle). Ziehen wir einen Kreidekreis mit einer Armlänge im Radius um mich (mein Zentrum, meine Mitte, mein Dantian) herum auf den Fußboden. Senkrecht von meinem Zentrum nach unten tragen wir nun meine Mitte in den Kreis ein und schon wird es klar, wie ich die Mitte verlassen kann, ohne dabei die Mitte, das Gleichgewicht oder mein Zentrum zu verlieren.
2.) Maximalen Bewegungsradius nutzen
Innerhalb des oben gezogenen Kreidekreises kann man nun den Punkt (mein Zentrum) herum bewegen und an jeden Punkt bringen, ohne das ich meine Mitte verliere, solange ich nicht zu nahe an den Rand gebracht (über meine physikalischen Möglichkeiten hinaus) werde. Einmal stehe ich dabei am linken, einmal am rechten Bein, einmal drehe ich mich nach links, dann gewichte ich etwas rechts usw.
3.) Sich aus der Mitte heraus bewegen (Spiralkraft)
Wird der Kreidepunkt oben innerhalb meines mir möglichen Bewegungsradius verschoben und damit gleichzeitig meine Mitte, wird es vermutlich ein Ruckeln, Wackeln eine Verzögerung, Reaktionszeit geben, wenn ich nicht gut Taijiquan kann. Dies fällt weg, wenn die Bewegung der Mitte von der Mitte selbst ausgeht und alle Körperteile mit der Mitte verbunden sind. Dies erklärt, weshalb im Taijiquan alle Bewegungen vom Zentrum ausgehen.
4.) Spiralkraft (eine Chen Stil Eigenheit)
Nun zeichnen wir uns auf unseren Kreidekreis die Himmelsrichtungen ein und nehmen an der Kreidepunkt, also mein Zentrum wäre genau in der Mitte und ich möchte ihn Richtung Osten (nach rechts, Richtung 3 Uhr) verschieben. Ich drehe mich (mein Zentrum um die eigene Achse) und richte damit meine Vorderfront nach Nordosten ein. Nun erfolgt eine kleine Bewegung nach vor (Richtung Rand), dann eine Bewegung nach rechts (Richtung Osten) und ich wiederhole diese kleinen Bewegungen solange, bis das Ziel erreicht ist. Es entsteht eine wellenförmige Linie, die dreidimensional betrachtet spiralenartig verläuft. Je höher die Frequenz der Welle und je geringer die Amplituden, um so schwieriger wird es von außen zu einem bestimmten Zeitpunkt festzustellen sein, wo sich mein Zentrum gerade befindet. Das heißt, du erkennst mich nicht. Ich erkenne dich, aber du mich nicht, oder so ähnlich sagte dazu angeblich ein Taijiquan Meister.
4) steigen – sinken, nach rechts drehen – nach links drehen, ausdehnen – zusammenziehen, öffnen – schließen, Yin und Yang sind Teil jeder Bewegung und dazu gäbe es verschiedene Beispiele, die zur Demonstration geeignet wären, aber ich stelle mir statt es Kreidekreises einfach einen mit Luft oder Wasser gefüllten Luftballon vor und projeziere mein Zentrum hinein, damit ich an dieser Stelle nicht alle 8 Grundtechniken (Ba Fa) benötige, um die 5 Bewegungsrichtungen beschreiben zu können. Denn die Grundtechniken sind natürlich ebenfalls mit Bewegungen und Richtungen verbunden.

Eine Bewegung benötigt neben der Richtung auch einen Impuls, Energie (8 oder 13 Energien), Kraft (4 Grundkräfte) und eine Motivation (Aktion, Reaktion, Folgen, Kleben, Explosion, …), doch dazu komme ich nächstes mal.

Verschiebe ich mein Zentrum innerhalb meines möglichen Bewegungsradius ergeben sich dadurch bestimmte bevorzugte Stellungen, denen dann auch in Taijiquan und in jeder andern Kampfkunst bestimmte Bezeichnungen zugeordnet werden. So finden wir in Taijiquan zum Beispiel folgendes Grundgerüst:
1. Mitte, zhong ding, Erde, Ma Bu, zentrierter , verwurzelter Stand, gesenktes Qi zum Dantian, ruhiger Geist, in bestmöglicher Struktur; auch auf einem Bein (ein Bein angehoben, oder mit der Ferse oder den Zehen den Boden berührend, aber ohne jedes Gewicht; z.B. Im sog. Leerstand (Katzenstand, Xu Bu), Cha Bu “Kreuzstand” oder Xie Bu und Ti Bu “Beinschlagstellung”, [Jin Ji] Du Li Bu im goldenen Hahn, …)
2. Vorne, vordringen, Qian jin, Metall, Bogenstand (gong bu)
3. Hinten, zurückweichen, Holz, Pu Bu, flacher Stand,
4. Links (links blicken), Zou gu, Wasser,
5. Rechts (rechts blicken), You pan, Feuer