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Yin und Yang im Taijiquan

Yin Yang

Yin Yang

Yin und Yang ☯ (chin. 陰陽 / 阴阳, yīn yáng) sind zwei Begriffe aus der chinesischen Philosophie, die insbesondere im Daoismus von großer Bedeutung sind. Bei Yang handelt es sich um das Prinzip Sonne, bei Yin um das Prinzip Schatten. Der Übergang von Yin zu Yang ist dabei fließend….

Auch über Yin und Yang habe ich mir hier schon einiges notiert, aber heute möchte ich mir ein paar Sätze in Bezug auf Taijiquan aufschreiben.

Tai Chi Chuan ist eng mit dem Prinzip von Yin und Yang verknüpft, mit der Beziehung zwischen Yin und Yang und den unendlichen Zyklus. Man kann jeden Aspekt einer Tai Chi Bewegung, wie auch das Leben selbst durch eine Yin-Yang-Perspektive sehen.
Nichts ist absolut. Yin enthält Yang und umgekehrt – genau so, wie die Nacht den Tag enthält, “hinauf” beinhaltet auch schon, dass es ein “hinunter” gibt, usw. Diese beiden “Energien” halten sich in der Waage. Die Chinesen können alles in Yin und Yang einteilen und das ganze System der TCM (traditionelle chinesische Medizin)n beruht auf der Yin und Yang-Theorie. Wenn etwas zu Yin wird, fügt man Yang hinzu. In Tai Chi Chuan kann man auch veralgemeinert von einer Yin und Yang-Qualität sprechen.
Yang:
Yang hat die Eigenschaften: männlich, heiß, trocken, Ausdehnung, nach außen gerichtet, nach oben bewegen, hart, aggressiv, positiv, usw.
Yang Bewegungen: weg vom Körper, die eine Faust zum Stoßen, Ziehen, Schlagen, Kicken, Abwehren verwenden haben mehr Yang-Qualität.

Yin:
Weiblich, kühl, feucht, zusammen ziehend, nach innen und unten gerichte, weich, nachgiebig, negativ, usw.
Yin Bewegungen: mit offener Hand zum Körper und nach unten bringen, ablenken, parieren.

Wie gesagt, enthält Yin schon Yang und umgekehrt. Jede Tai Chi Bewegung kann als Kombination dieser beiden Energien gesehen werden, wobei eine davon überwiegt. Dabei gleicht Yin immer Yang aus und umgekehrt. Man sieht das u.a. sehr schön bei der “Abwehr nach links”, genauer gesagt bei der aller ersten Bewegung in der 37er Form nach der Eröffnung (Gewicht auf den linken Fuß, Drehung nach rechts mit Ball halten vor dem Körper; dabei zieht die Hüfte den rechten Arm mit offener Hand vor dem Körper; Abwehrbewegung):
Wenn uns der Gegner versucht zu stoßen (Richtung Zentrum) ist das eine Yang-Bewegung (siehe oben). Wir müssen also mit Yin neutralisieren. Wir folgen seiner Energie mit der rechten Hand (offen und Yin) und führen sie etwas nach rechts und unten (wieder Yin). Sobald seine Yang-Energie neutralisiert ist, beginnt sie Yin zu werden (indem er beginnt, sich wieder in sein Zentrum zurückzuziehen, um Gleichgewicht und Stabilität behalten zu können).
Also können wir Yang anbringen und wir folgen ihm mit dem linken Unterarm in einem Gegenangriff (unsere vom Körper weg und nach oben gerichtete Bewegung hat Yang-Qualität).

Jede Tai Chi Bewegung (das sollte man auch bedenken, wenn man die Form ausführt) braucht zuerst Yin- oder Yang-Qualität zur Neutralisation (die Energie des Gegners ausgleichen) und dann kann eigene Energie folgen. Wenn der Gegner Yin verwendet antwortet man mit Yang. Wenn er sich zurück zieht, drücke ich nach. Verwendet er Yang, antworte ich mit Yin, also er kickt z.B. und ich ziehe mich z.b. am Tiger reitend oder die Kranichflügel spreizend mit einem Feger zurück. Wenn er mich rechts angreift, leere ich diese Seite (werde Yin) und fülle (gewichte) links (werde links Yang).

Beim push hands, soll dieses Spiel besonders differenziert und subtil möglich sein (mir fehlt es noch an Tuishou-Praxis, daher kann ich das zwar nicht wirklich beurteilen und bestätigen, aber ich habe das aus verschiedenen Quellen und ansatzweise kenne ich es auch aus eigener Erfahrung). Meister, auch mein Lehrer, sind dabei so feinsinnig, dass man nichts von seiner Aktion bemerkt. Wenn man es mitbekommt ist es bereits zu spät. Mein Zentrum ist für ihn ein offenes Blatt, aber seines ist ein Geheimnis. Versuche ich es mit der geringsten Bewegung zu lüften, bin ich schon wieder verloren und aus dem Gleichgewicht, aber gut Ding braucht eben Weile.

Yi (Shen), Jin (Ting Jin), Xin, Jing, Chi

Ich habe zu den inneren Methoden und zu Chi schon einige Artikel geschrieben und wahrscheinlich werden auch noch mehrere Notizen folgen müssen, obwohl mit das Thema nicht besonders am Herzen liegt. Verglichen zu den Praktiken, Techniken und Umsetzungen der TCC Prinzipien und deren Verifikation mittels push hands ist das Thema “Chi” für mich sehr langweilig, aber es ist irgendwie unumgänglich.
Ich meine zwar, dass taoistische oder buddhistische Mönche, sowie TCC-, Gigong- oder allbemein Kung Fu-Praktizierende sicher niemand Rechenschaft schuldig sind über ihre Prinzipien und Geheimnisse bzw. wie sie das nur machen und schon gar kein naturwissenschaftlicher Beweis (westliche Naturwissenschaft) zu erbringen ist und wer seine Lebensenergie nicht spüren kann und wer sich nicht bewusst werden kann, dass er lebt, dem werden vermutlich die Ergebnisse von Akkupunktur oder die Aufzeichnungen von Wärmebildkaneras bei Chi-Demonstrationen auch nicht mehr weiter helfen. Diese Demonstrationen halte ich übrigens für sehr unangebracht und unnötig, ich finde sie widersprechen sogar einigen taoistischen Grundregeln. Das Tai Chi als das Gebet der Taoisten angesehen werden kann und auch eine Bewegungsmeditation ist wird wohl niemand bezweifeln.
Also an anderer Stelle habe ich schon über Yi, Jin, Xin, Jing, Chi gesprochen und ich werde bei Gelegenheit unter dem Schlagwort (Tag) “Methoden” wieder darauf zurück kommen.
Eines sei aber hier noch erwähnt, Erle Montaigue meint in einem seiner unzähligen, hervorragenden Videos, wenn ihm jemand mit “pushes ohne Berührung” kommt, schmeißt er ihn hinaus. Die Einstellung gefällt mir. Ich kann zu solchem Schabernak zwar schon lachen, solange sich nicht ein Meister dafür hergibt, das würde mich nicht belustigen, sondern eher traurig stimmen.
In anderen Kampfkünsten ist es übrigens überhaupt verpönt wenn Schüler und Meister unter dem 3ten Dan sich über die spirituelle Komponente Gedanken machen. Man ist der Meinung, zuerst sollte man einmal die Techniken perfekt beherrschen und verinnerlicht haben, bevor man sich mit der spirituellen Komponente beschäftigt.
Wie dem auch sei, ich habe jedenfalls schon einige Menschen kennen gelernt, die mit einer recht seltsamen Erwartung Tai Chi begonnen haben. Man weiß, dass es zur Selbstverteidigung erst nach Jahren konsequentem Training zu gebrauchen ist (daher ist es nicht unbedingt zu empfehlen, wenn jemand schnell eine Selbstverteidigung erlernen möchte) und das der gesundheitliche Aspekt nur zum Tragen kommt (wie bei Qigong) wenn man täglich übt. Viele Experten der TCM behaupten sogar, es müssten mindestens an die 2 Stunden täglich sein, wenn es für medizinische Zwecke genutzt werden soll. Zur Prophylaxe und zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens genügen aber bestimmt auch kürzere tägliche Übungseinheiten.
Nur
um den “Chi” ranken sich mysteriöse Gerüchte, was ich nicht verstehe, denn man glaubt der Dame mit den Lockenwicklern im Haar doch auch nicht, wenn Sie behauptet, Sie würde immer mit dem Waschmittel Blitzo waschen, denn es ist das einzige und beste und sie wird ihr Leben lang dabei bleiben und damit glücklich und zufrieden sein. Beim “Chi” ist es manchmal so ähnlich, ich habe lange, frustrierte Gesichter gesehen, weil sich nach 3 Stunden üben in 3 Wochen die Zauberkraft noch immer nicht so richtig bemerkbar machte.
Da fällt mir gerade ein, mein Tai Chi Lehrer wurde von einem Schüler gefragt, was das sei, er spüre Wärme im der Hand. Mein TCC- Lehrer meinte: “wenn du Wärme spürst, dann ist es Wärme!” Er lässt sich eben nicht zum Kasperlmachen,, auch wenn er dadurch einen Schüler verliert. Obwohl er uns ganz selbstverständlich, so als wäre es das normalste und einfachste der Welt, Chi im Dantiansammelnn lässt usw. Wenn ihr nichts spürt, wenn ihr keinen Druck spürt, wenn ihr keine Kraftwelle spürt usw., spielt das keine Rolle, tut einfach solange so, als ob, bis ihr es tatsächlich merkt. Bahnung(neurollogischer Terminu), Sensiibiisierung – ich hhabe keine Ahnung, aber es funktioniert.

Wudang Tai Yi Five element Chuan

Wudang Kung Fu Wu Xing Quan Wudang Tai Yi Five element Chuan

Master Chen Shi-Yu in bestechender Harmonie, doch wer glaubt, dass es sich hier “nur” um einen wunderbaren Tanz in meisterlich, graziöser und harmonischer Ausführung handelt, soll sich einmal seine Schwertformen ansehen, wenn er Wände hinauf läuft, oder seine Aktion, wenn für die Distanz die Arme zu kurz werden:
Wudang Kung Fu Leg Skill or Wudang Tei Fa
https://www.youtube.com/watch?v=sPHyD-8opnY
Diese Körperbeherrschung fasziniert mich immer wieder.

Drei Hauben Restlverwerter

Gestern wurde ich von meinem ehemaligen Arbeitskollegen und alten Bekannten A. spontan auf einen Kaffee eingeladen. Wir trafen uns auf der Straße, kamen ins plaudern und so hat es sich zufällig ergeben. Die Stimmung bei seiner Familie war ein wenig gespannt, da seine Frau B. damit gerechnet hatte, dass er nach der Arbeit einkaufen geht. Er hingegen hat sich auf sie verlassen und es schien, als würde der Italiener oder Chinese nebenan wieder einmal Umsatz mit einer Hauszustellung machen. Ich bekam einen Kaffee und A. meinte ich solle mir das Mineral doch selbst aus dem Kühlschrank nehmen.
Ich staunte nicht schlecht, denn der war gerammelt voll.
Ich fragte A. ob ich mich nützlich darf und ein Abendessen kochen soll, da der allgemeine Missmut – nein, nicht schon wieder Pizza oder Ente – nicht zu überhören war. A. und B. meinten, dass dies zwar recht nett gemeint sei, aber leider unmöglich, da sie nicht einkaufen waren und nichts zuhause hätten. Die Kinder C. und D. ergänzten mit aufgebrachter Stimme, nicht einmal Gänseleberpastete und Milchschnitten, also absolute Grundnahrungsmittel, wären im Haus.
Wir einigten uns, dass sie eine Pizza auch später noch bestellen könnten, falls ich nichts zustande bringen sollte und das sie dafür das nächste mal kochen, bzw. mich zum Italiener einladen werden.

Ich machte mich flux an die Arbeit und als Vorspeise gab es gefüllte Schinken- bzw. Wurströllchen. Die Reaktion von A bis D: lecker, aber zu wenig. Sie hätten zwar nicht gedacht, dass sie das alles zuhause gehabt haben und es war auch gut, aber man wurde nicht satt davon.
Moment nicht so schnell, das war doch erst die Vorspeise, meinte ich und begann rustikale Spätzle alla Helmeloh zu zaubern. Da war wirklich alles vorhanden, nur ein paar angefangene Käsepackungen musst ich entsorgen und statt Zwiebeln, habe ich aus einem halben Glas Gurkerlmix ein paar Perlzwiebeln herausfischen müssen. Mehl, Öl, verschiedenste angefangene Packerl Fette usw. waren in ausreichender Menge vorhanden. Es gab leider nur mehr vier Eier und zwei wollte ich mir für das Dessert aufheben, aber für herzhafte Spätzle hat es gereicht.
Alle wurden satt und köstlich war es obendrein. Für Kaiserschmarren oder Palatschinken hatte ich zu wenige Eier, aber es gab ein paar Äpfel, die schon dringend auf ihre Verarbeitung warteten, also machte ich gebackene Apfelspalten. Es hätte noch viele andere Möglichkeiten für eine leckere Nachspeise gegeben, aber ich wollte die Gelegenheit nutzen, denn so häufig findet man ja nicht gemahlenes Zimt in einem Haushalt, wenn keiner einkaufen war. (;-)
Haben Sie eigentlich Zimt zu hause?

A bis D waren sichtlich zufrieden und verliehen mir die 3 Hauben Restlverwerter Auszeichnung. Ja, aus den Resten müssen nicht immer Wurstfleckerl, Grenadiermarsch oder Aufstriche entstehen und wenn es um die Resteverwertung geht kann ich wirklich kreativ werden. Es macht mir genau so viel Spaß, wie ein richtiges Luxusessen zuzubereiten. Aus nichts etwas leckeres zaubern ist für mich fast noch reizvoller. Naja, wenn ich an meine Wildschwein-, Enten-, Wild- und Lamm-Zubereitungsarten denke bin ich mir nicht mehr so sicher, denn da beginnt der Spaß wirklich schon beim Einkaufen und bei der Vorbereitung.
Am häufigsten koche ich aber Gerichte, die man der sogenannten Hausmannskost zurechnen kann. Heute gab es z.B. Wurstknödel mit Rahmsemmelkrensauce und Feldgurkensalat (unbedingt mit Rahm, viel Knoblauch einem guten Öl und einen hervorragenden Essig).

Bin schon gespannt, was sich A und B für nächste Woche einfallen lassen.

Cheng Manching und Taijiquan Stile

Warum schreibe ich einen Artikel (mache mir Notizen) über Cheng Manching (Zheng Manqing)? Weil ich bei Nikolaus Deistler im Shambhala Tai Chi bzw. die Kurzform lerne. Genauer gesagt die 37er Kurzform nach Cheng Manching.

Zu Nikolaus Deistler liest man auf der Homepage von Shambhala:

Seit der Jugendzeit Beschäftigung mit fernöstlichen Kampfkünsten.
Taijiquan und Qigong seit 1991. 1993- 00 bei Franz P. Redl, 1997- 08 bei Patrick Kelly.
Seit 2004 Taijiquan und Baihequan mit James Lau K. King (Malaysia).
Seit 2006 Taiji Tanglangquan (Ursprünglicher Gottesanbeterinnen Stil) mit Zhou Zhendong in China…..

und auf Taijiquan ist eine Lebens- und Kampfkunst liest man:

…..
Im Shambhala sind wir dem System von Meister Huang Xingxian (1910-1992) verpflichtet. Dieses System besteht im Grunde aus drei verschiedenen Stilen. Während seiner Jugend lernte Huang das Baihequan, den daoistischen Stil des weißen Kranichs seiner Heimat Fujian, gemeinsam mit dem Luohanstil, einem sehr alten Shaolinstil. Später erlernte er Taijiquan von Zheng Manqing. Huang Xingxian verstand es, alle drei Stile zu einem einzigartigen System zusammenzufügen und so neue Synergien zu nutzen.

Meister Huang Xingxian bzw. Huang Sheng-Shyan, 黃性賢, Huang Hsing-hsien (WG) or Huáng Xìngxián (py) war seinerseits Schüler von Cheng Manching.
Cheng Manching wiederum war Schüler von Yang Chengfu. Der wiederum war ein indirekter Schüler vom Begründer des Yang Stils, von Yang Lu-ch’an, der von der Chen Familie lernte (Chen Changxing).

Ein ganz schön langer Weg, von Zhang Sanfeng bis zu mir. 😉

Hier soll erwähnt sein, dass zwar die 37er Kurzform von Cheng Manching und auch die 24er Form der Chinesischen Sport Kommission vom Yang Style (Yang Chengfu) abgeleitet wurden, aber die heutigen Lehrer der Yang Familie beide Formen nicht als Yang Style anerkennen und eine eigene Kurzform entwickelt haben, siehe 49-form Yang family tai chi chuan.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Grundlagen für die 5 bekanntesten Familienstile gelegt. In Erweiterung liste ich daher 7 weit verbreitete und bekannte Tai Chi Stile auf (es gibt mehr; Familienstile):
1.) Chen-Stil (chin. 陳氏) im „alten Rahmen“ (Da Lao Jia) nach Chen Changxing (1771-1853), nach Chen Qingping im „neuen Rahmen“ (Da Xin Jia) (1795-1868) oder im „kleinen Rahmen“ (Xiao Jia) (~1950 Dorf Chen)
2.) Yang-Stil (chin. 楊氏, yángshì) nach Yang Luchan; im „großen Rahmen“ nach Yang Chengfu (1883-1936) oder im „kleinen Rahmen“ nach Yang Banhou (1837-1892)
3.) Wu/Hao-Stil (chin. 武(/郝)氏, wǔ(/hǎo)shì) nach Wu Yuxiang (1812-1880)
4.) Wu-Stil (chin. 吳氏, wúshì) nach Quanyou (1834-1902) und Sohn Wu Jianquan (1870-1942)
5.) Sun-Stil (chin. 孫氏) nach Sun Lutang (1861-1932)
und als sechsten Stil rechne ich die weit verbreiteten und beliebten
6) Wudang Tai Chi Chuan nach Cheng Tin Hung (*1930 – †2005)
7.) Moderne Formen abstammend vom Yang Stil; Yang Chengfu 楊澄甫
7 a) 37er Kurzform nach Zhèng Mànqīng 鄭曼青 1901-1975
7 b) Beijing 24 Form nach Chinesischer Sport Kommission 1956
7 c) 42 Competition Form (Wushu competition form combined from Sun, Wu, Chen, and Yang style; 1989)

Nun ein Zitat aus Wikipedia zu Zheng Manqing:

Zhèng Mànqīng (chin. 鄭曼青, W.-G. Cheng Man-ch’ing, * 1901; † 26. März 1975) war ein chinesischer Taijiquanmeister, Künstler und Arzt. Er ist bekannt dafür, dass er der erste Lehrer war, der Taijiquan im Westen verbreitet hat.

Zheng Manqing war von 1928 bis 1935 ein Schüler von Meister Yang Chengfu im Yang-Stil des Taijiquan. Bis zum Jahre 1946 entwickelte er aus den 108 Stellungen des Yang-Stils eine stark vereinfachte Kurzform in 37 Bildern. Nach der Übernahme der Macht der Kommunisten in China im Jahr 1949 floh er nach Taiwan, wo er als Lehrer arbeitete. 1964 ging er nach New York City, wo er viele Anhänger fand und als einer der ersten asiatischen Lehrer überhaupt das Taijiquan mittels dieser vereinfachten Form an westliche Schüler weitervermittelte.

In seinem Unterricht legte Zheng Manqing besonderen Wert auf die Einhaltung der Prinzipien des Yang-Stil Taijiquan sowie auf die Überprüfbarkeit der Fähigkeiten seiner Schüler durch das Tuishou oder “Push Hands”, einer der Partnerübungen des Taiji, die in vielen westlichen Schulen bis heute vernachlässigt oder gar nicht unterrichtet wird. Zheng Manqings Fähigkeiten im Tuishou sind vielbeachtet und filmisch dokumentiert worden.

Er veröffentlichte verschiedene Bücher über seine Kurzform und die Prinzipien des Taijiquan, darüber hinaus schrieb er Bücher über Kunst, Medizin und Poesie.

Zheng Manqings Person und sein Stil geraten immer wieder in die Kritik. Seine Kurzform wird von der offiziellen Yang-Familienlinie nicht anerkannt. Anhänger seiner Person und seines Stils vertreten die Meinung, dass „gutes Taijiquan“ nur durch überprüfbare Fähigkeiten (wie z.B. im Tuishou) bewiesen werden könne und die Form nur „die Angel, um den Fisch zu fangen“ ist, also das Mittel zum Zweck, die Prinzipien des Taijiquan zu verstehen und umsetzen zu können.

Der letzte Absatz gefällt mir besonders und obwohl ich es nicht beurteilen kann, bin ich trozdem der Meinung, dass Tuishou bzw. Push hands eine geeignete Methode ist, um Tai Chi Fähigkeiten zu verifizieren.

Das Video “Chen Manching Yang taichi shot form (full set)” ist zwar technisch in schlechter Qualität, dafür ist die Qualität der Demonstration um so besser:

Zum Vergleich die Yang Kurzform 49-form
bzw. Yang Jun – Traditional Yang Style Tai Chi Chuan 49

Weblinks:
Cheng Man-ch’ing (Wikipedia englisch)
Yang style tai chi chuan
Tai Chi Chuan Pedagogic Center