Sch… timeout

(Last Updated On: 21. Januar 2014)

Ich habe keine Ahnung, weshalb bei meinem WordPress, das ich auf meinem Webspace installierte plötzlich ein timeout eingestellt ist, aber es ist nicht weiter schlimm. Vielleicht steht es ja irgendwo geschrieben, wozu das gut sein soll. Ich vermute aber eher, dass einem WP-Programmierer nach einer durchzechten Nacht gerade nichts besseres eingefallen ist, als irgendwo, z.B. bei der Session, einen Wert zu verändern. Historischer Tag ist das für mich deshalb keiner, aber ich befürchte, dass diese timeouts noch ungeahnte Ausmaße annehmen werden. Ganz besonders, wenn ich mir die dekadente Entwicklung im Web 2.0 vor Augen halte.

Ich stelle mir gerade den armen Peppi vor, der heute Nacht ein Update für sein Handy, das Auto und der, übers Internet fernsteuerbaren, Wohnung bekommen hat, weil ein angelernter Software-Ingenialeur auf die Idee kam, dass timeouts sicher sind und den Eigentümer schützen. Oder gab es da doch andere Hintergründe? Bei der Autosoftware hat man jedenfalls leider verabsäumt, den Besitzer, also Peppi, zu informieren und ihm das neue PW zu SMSn. Für die Wohnung hat er per MMS ein neues PW bekommen und das Handy-Update (Android und ichfonApfel) hatte einen Bug (= Laus; Softwarefehler). Es wurde zwar ein 1024-Bit-Schlüssel erstellt, aber leider hat man verabsäumt die erste Passphrase im Klartext abzuspeichern und man hat Peppi eine 1024 Bit lange Wulst an unlesbaren Zeichen, als sein neues Handy-Passwort für’s timeout geschickt. Weiter unten wird man erfahren, dass dieser Bug keinen Schaden anrichtete.
Peppi war gerade auf der Autobahn, als auf dem Armaturenbrett das erste mal das Timeout aufblinkte: timout! geben sie ihr Kennwort ein, sie haben 5 Sekunden Zeit. 5, 4 … Wow, was ist da los, dachte Peppi. Was für ein Kennwort und schon wurde die Notbremsung eingeleitet und der Motor abgestellt. Peppi stand quer auf der Fahrbahn mit einem Rad schon am Pannenstreifen. Er stieg aus – Türen wurden automatisch verriegelt. Peppi wollte das Pannendreieck aus dem Kofferraum holen, aber er hatte keine Chance ohne Kennwort. Außerdem hat er sein Autoschlüssel stecken lassen. Er konnte einen Unfall verhindern und wurde nicht sofort verhaftet. Er durfte nach Hause und 24 Minuten nachdem er seine Wohnung betreten hatte, blinkte TV, PC und Handy auf und ihm wurde mitgeteilt, dass das timeout für die Wohnung abgelaufen sei und er das neue PW eingeben müsse. Kein Problem, er hatte ja ein PW per SMS bekommen. Er tippte das PW ein und ging ins Bad. Nach 24 Minuten sollte er erneut das PW eingeben und nach weiteren 24 Minuten wieder. Der Coder hatte statt 24 Stunden nur 24 Minuten Gültigkeit eingegeben. Peppi ruft den Helpdesk an, denn so könnte er ja nicht einmal schlafen. Es meldete sich ein Anrufbeantworter mit: Sie sind auf Helpdesk Level 1. Geben sie ihre Handynummer, das Geburtsdatum und ihre Schuhgöße in dieser Reihenfolge ein und bedenken Sie, das Sonderzeichen, Leerzeichen und Großbuchstaben nicht erlaubt sind. Sie haben noch 10 Sekunden Zeit für die Eingabe, 10, 9 … Peppi dachte: „wieso Großbuchstaben …“ – tut, tut, tut … timeout abgelaufen. Ach, warum habe ich nicht öfter Tetris am Handy gespielt, wie soll ich in der Zeit die Ziffern eintippen. Na gut, er schrieb sich die Ziffern auf einen Zettel und startete den zweiten Versuch. Wow, hurra er hat es geschafft und die monotone Stimme ließ hören: „Gratuliere, sie sind auf Helpdesk Level 2. Wollen sie ihre Schuhgröße ändern, dann drücken sie die 1. Wenn sie weiter zum Support möchten, geben sie #?!77*&&$ ein. Abbrechen mit der Taste auf dem sie einen antiken roten Telefonhörer sehen.“ Peppi drückt #?!77*&&$ und freut sich über die Meldung. „Helpdesk Level 3 hat ihnen ein neues Kennwort für die Seite „www.keinspaß.at“ geschickt. Geben sie dieses in das Feld neben ihrer Handynummer ein. Falls sie diese nicht finden, scrollen sie nach unten und blättern sie um“. Peppi wollte gerade auf die Internetseite gehen, da ging der Alarm los und Tränengas wurde in die Wohnung eingeleitet. Peppi hatte das timeout übersehen. Er rannte aus der Wohnung und die Tür verschloss sich automatisch. Ein Öffnen ohne Kennwort war unmöglich, also ging Peppi auf die Straße und wollte noch einmal … der Akku war leer. Er warf das Handy auf den Gehsteig und zerstampfte es. Die Verkehrskamera beobachtete Peppi, der gerade das zerstörte Handy in eine Mistkübel warf. Die SW mit automatischer Gesichtserkennung identifizierte Peppi und schickte ihm eine saftige Rechnung, weil ein Handy doch ein Sondermüll ist.
Was kümmert das Peppi, dieser schlenderte in seiner Verzweiflung zum nächsten Park. Auch dort konnte man sich, wie in jedem Park, nur mit Handy oder Kreditkarte einen Sitzplatz auf einer Parkbank frei schalten, also ging Peppi weiter. Er ging und ging und verfiel in einen Trancezustand, aus dem er nach langer Zeit erst durch ein Stimmengewirr heraus gerissen wurde. Peppi traute seinen Augen nicht, da waren unzählige Freunde, Bekannte und Fremde versammelt und belagerten eine Wiese, was strengstens verboten war. Nur Hunde durften die Wiese betreten. Ein Mensch musste mit einer mehrjährigen Haftstrafe und einer gefürchteten anschließenden Verhaltenskorrektur-Schulung rechnen. Die Leute unterhielten sich lebhaft, scheinbar ohne Angst, manche spielten irgend ein Gesellschaftsspiel und sie hatten auch Proviant zur Verfügung. Peppi zögerte, doch dann betrat er ebenfalls die Wiese und gesellte sich zu den anderen Menschen, die alle ein ähnliches Schicksal erlitten, wie Peppi. John Connor nannte sich einer, der Peppi zum Beitritt in die Widerstandsgruppe gegen Skynet überreden wollte. Peppi erbat sich eine Auszeit – timeout – er wusste nicht worum es überhaupt ging. Er redete mit Freunden, bekam aber nur sich widersprechende oder völlig ungesicherte Informationen. Manche behaupteten, Skynet gäbe es nur im Film, andere schwörten, dass Skynet 2013 aus Google, Facebook und Microsoft gegründet wurde, wobei nichts davon an die Öffentlichkeit kam. Als sich das Hubschrauber Geschwader näherte flüchteten alle in die Kanalisation und auch Peppi war verschwunden. Daher weiß ich nicht, wie die Geschichte weiter geht, aber eine Möglichkeit wäre mit dem Beginn der Serie „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“.

Ja, die Zeit ist immer positiv und wird größer, Allah long, sogar unendlich groß, außer bei einem timeout, da bleibt sie plötzlich stehen und nach einem megatimeout kommt eine neue Zeitrechnung und die UNIX-Zeit wird abgelöst, von einer neuen Zeit, die relativ zum ur-timeout gemessen wird, aber auch in der Internationlen Atomzeit angegeben wird. Eine Sekunde ist also weiterhin das 9.192.631.770-fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes von Atomen des Nuklids 133Cs entsprechenden Strahlung, da ändert sich erfreulicher weise gar nichts, was mich sehr beruhigt.

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