43) * Hämatokrit

(Last Updated On: 24. April 2014)

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1. Definition, Normalwerte

Hämatokrit = Anteilder Erythrocyten am Blutvolumen

Ungefähre Normwerte:

Normwerte
Mann 0,45
Frau 0,42
Kleinkind 0,40
Neugeborenes 0,55

 


Manchmal wird der Hämatokrit auch in Vol.% angegeben.

Die Hämatokritbestimmung erfolgt durch Zentrifugation (ca. 10 min bei 1 000 g; g = Erdbeschleunigung) in Hämatokritröhrchen (siehe auch Praktikumsbeispiel). Die leichteren, weißlich erscheinenden Leucocyten sind dabei als dünne Schicht zwischen Erythrocyten und Plasma zu erkennen. Man finder unterschiedliche Werte in den einzelnen Organen, weiters ist ein Unterschied zwischen arteriellem und venösem Blut und in den verschiedenen Gefäßabschnitten zu bemerken.

Bei der “ Wintrobe – Methode“ wird der Wert des Cubitalvenenblutes mit 0,9 multipliziert, um einen mittleren Wert zu erhalten. Im Praktikum werden auch spezielle Tafeln verwendet, die die Angabe des Hämatokrites erleichtern.

Wurde z.B. das Plasmavolumen mit Evans-blue (Eiweißbestimmung) oder radioaktiv markiertem (131Jod) Aöbumin bestimmt (Verteilungsvolumen) udn 2 000 ml gefunden, so kann man bei Kenntnis des Hämatokrites z.B. 0,45 bzw. 45 ml Zellen/dl Blut, so ergibt sich für das gesamte Blutvolumen:

3 000 mal 100/(100-45) = 5 454 ml.

Das Erythrocytenvolumen kann aber auch bestimmt werden über das Verteilungsvolumen von markierten Ery. mit 55Cr, 59Fe, CO- oder Antigen-Markierung.

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2. Viskosität

Die Blutströmung ändert sich direkt proportional mit der Viscosität und indirekt proportional mit dem Widerstand in Annäherung nach dem HPG:

Die Viskosität (h) wird dabei stark vom Hämatokrit bestimmt. In bezug auf Wasser (h = 1) wird für die mittlere relative Blutviskosität 4,5 und für Plasma 2,2 angegeben ( Fluidät = 1/Viskosität).

Die Viskosität nimmt mit steigendem Hämatokrit wegender inneren Reibung überproportional zu. Erhöhte Hämatokritwerte können daher zu einer Mehrbelastung des Herzens und zu einer Minderdurchblutung der Organe führen.

In Gefäßen unter 100 µm werden die Viskositätszunahmen weniger wirksam als in größeren Gefäßen (Fahreus-Lindquist-Effekt), dadurch führt z.B. erst schwere Polycytämie zu einer dutlichen Eröhung des tpW und dadurch zu einer vermehrten Herzarbeit. Auch bei Verbrennungs-Schock kommt es zu einer Bluteindickung und steigendem Hämatokrit – Gefahr von Sepsis und Nierenversagen. Die Viskosität wird darüber hinaus von der Plasmaviskosität (Proteingehalt) und von der Verformbarkeit der Erythrocyten mitbestimmt.

Bei der Hämatokritbestimmung muß bedacht werden, daß sich die Ery. im Axialstrom anhäufen und, daß bei Gefäßverzweigungen ebenfalls andere Verteilungen vorgefunden werden.

Im Capillarblut findet man einen um bis zu 25% verminderten Hämatokrit.

Nach Blutverlusten kann sich das Plasmavolumen innerhalb 12 bis 72 h wieder normalisieren. Die Ersetzung der Blutzellen dauert aber 4 bis 8 Wochen. Gesteigerte Erythropoetinsynthese (Leber) und Zunahme der Reticulocytenzahl im blut (Maximum nach 10 d) sind die Folge.

Die verminderte O2-Transportkapazität kann teilw. durch Erhöhung der 2,3 BPG- Konzentration kompensiert werden. Bei stark erniedrigtem Hämatokrit kommt es aber zu bedrohlichen Symptomen.

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3. Symptome bei stark vermindertem Hämatokrit

Bei Hb/l Blut
< 75 g Arbeitsdyspnoe
< 60 g Müdigkeit
< 30 g Ruhedyspnoe
< 20 g Herzversagen

 

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4. Ursachen der unterschiedlichen Hämatokritwerte

Manche Autoren geben den venösen Hämatokrit-Wert um 3% höher an, als den arteriellen wert. Als Ursache wird angeführt, daß durch die CO2-Aufnahme aus dem Gewebe die Ery. HCO3- bilden (Carboanhydratase), und, daß durch die H+-Abpufferung und die Chloridverschiebung (Ladungsausgleich) zusätzlich CL- im Ery. angehäuft wird. Dadurch beinhalten die Ery., die im venösen Blut vom Gewebe zur Lunge transportiert werden, mehr osmotisch wirksame Teilchen, die durch Hydratation auch Wasser nach sich ziehen, wodurch die Ery. an Volumen zunehmen, und daher der Hämatokrit im venösen Blut höher ist.

Meiner Meinung nach sollte man aber auch bedenken, daß die Lymphe über den Ductus thoracicus erst kurz vor dem Herzen ins Blut kommt. Dadurch ist fast das gesamte venöse System, also auch Cubitalvenenblut um die 1/10 Flüssigkeit, die mehr filtriert als resorbiert wird ärmer. Im arteriellen Blut ist dann bis zu den Capillaren diese Flüssigkeit, die ja keine ery. enthält, wieder beigemischt. Leider wird dieses Faktum immer verschwiegen, und man gibt nur strömungsdynamische und chemische Faktoren als Ursache für den höheren venmöäsen Hämatokritwert an.

Nach [7] ist der venöse Hämatokrit um 3% höher als der arterielle. Nun sind sich die meisten autoren einig, daß der Venenblut-Wert nach Wintrobe mit 0,91 multipliziert werden muß,damit man eienen Mittelwert erhält. Das widerspricht übrigens der Angabe, daß der Hämatokrit im venösen Blut um 3% höher ist.

Obwohl der Hämatokrit im Capillarblut um ca. 25% kleiner ist als der Mittelwert, muß berücksichtigt werden, daß sich bei normaler Volumenverteilung mehr als 60% des Blutes im venösen System befinden und z.B. nur 5% in den Capillaren.

Nach meiner Berechnung müßte der venöse Hämatokrit um 5 bis 10% größer sein als der arterielle.

Der geschlechtsspezifische Unterschied ergibt sich aus der verschiedenen Erythrocyten-Anzahl (siehe auch Stimulation und Hemmung der Erythropoese durch Androgene und Östrogene).

Bei Neugeborenen kommen die hohen werte u.a. durch Wasserverluste zustande. In den ersten Lebensmonaten kann die Erythropoese mit dem allgemeinen Körperwachstum aber nicht Schritt halten, wodurch es zur sog. Trimenonreduktion kommt (Abnahme von ca. 5,5 Mio. auf etwa 3,5 Mio.Ery. pro µl bzw mm³ im 3. Lebensmonat). Dann erfolgt eine relativ kontinuierliche Zunahme bis zum Erwachsenenalter (hormonbedingt müßte natürlich mit einsetzender Pubertät der geschlechtsspezifische Unterschied berücksichtigt werden).

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5. Verminderung des Hämatokrites

1.) Glucose-Infusion oder übermäßiges Wassertrinken kann eine hypotone Hyperhydratation bewirken. Die Wasserretention ist größer als die Na+-Retention; bei zunehmendem mittleren Ery.-Volumen kann der Hämatokrit durch starke Erhöhung der Plasmaflüssigkeit trotzdem abnehmen.

2.) Durch ein generalisiertes Ödem, eine Nephrose u.a. kann es zu einer isotonen Hyperhydratation kommen; das Plasmavolumen nimmt zu und der Hämatokrit ab.

3.) Eine Möglichkeit für eine Verminderung des Hkt bei gleichzeitiger Plasmavolumen-Erhöhung ist durch hypotone Hyperhydratation möglich; z.B. durch Infusion oder Trinken von hypotonen Salzlösungen. Die ICF Wird dann im Gegensatz zur ECF und zum Plasmavolumen abnehmen, wodurch das mittlere Ery.-Volumen (MCV) und somit auch der Hkt verkleinert wird.

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6. Erhöhung des Hämatokrites

1.) Durch NNR-Insuffizienz kann eine hypertone Dehydratation entstehen; Na+-Verlust > als der H2O-Verlust; die ICF nimmt im Gegensatz zur ECF und zum Plaösmavolumen zu; das MCV und somit der Hkt steigt.

2.) Durch akute Blutverluste, Verlust von Verdauungssäften (Darmfistel), Diarrhoe u.a. kann es zu H2O- und Na+-Verlusten kommen und somit zu einer isotonen Dehydratation. Die ECF und das Plasmalvolumen wird abnehmen sund somit wird der relative Hkt (nicht aber das MCV steigen.

3.) Auch wenn die Wasserverluste größer sind als die Na+-Verluste kann es zu einem Ansteigen des Hkt kommen, obwohl dabei das MCV sogar abnehmen kann. Gleichzeitig nimmt dabei neben der ICF auch die ECF und das Plasmavolumen ab. (siehe auch „osmotische Resistenz der Ery.“, dort ist auch näheres zu den Erythrocyten-Indices zu finden, für die der Hkt, sowie zur Differenzierung der verschiedenen Anämieformen von Bedeutung ist. Der Hkt muß bekannt sein, um die intraerythrocytäre [Hb] bestimmen zu können [Hb]/Hkt = [Hb]E » 333 g/l und zur Berechnung des MCV (mean corpuscular volume) Hkt/ZE = MCV » 90 fl.

Merke:

Unter Hämatokrit versteht man den Anteil der Erythrocyten am Blutvolumen.

Als Normwert werden für Männer 42-52% angegeben. Bei Frauen ist der Wert etwas geringer und bei Kleinkindern noch niedriger (ca. 40%). Bei Neugeborenen beträgt ert ertwa 55%.

Die Bestimmung des Hkt erfolgt durch Zentrifugation.

Nach der Wintrobe-Methode wird der Hkt von Cubitalvenenblut mit 0,9 multipliziert um einen Mittelwert zu erhalten.

Die Viskosität, welche Einfluß auf die Blutströmung hat, ist stark vom Hkt abhängig.

Hkt ­ kann eine Mehrbelastung des Herzens und eine Minderdurchblutung von Organen verursachen.Nach Blutverlusten dauert die Norrmalisierung des Hkt bis zu 8 wochen (Plasmavolumenauffüllung bis zu 72 h).

Ein vermiderter Hkt geht normalerweise mit einem Verminderten Hb-Gehalt des Blutes einher. Unter 75 g/l Blut treten Symptome von Arbeitsdispnoe bis zum Herzversagen auf.

Abgesehen von dem geschlechts- und alterspezifischen Unterschied, sind auch unterschiedliche Hkt-Werte in den verschiedenen Organen, Gefäßabschnitten und Gefäßsystemen (also arteriell und venös) feststellbar.

Zu einer Verminderung des Hkt kann es kommen:

Bei hypotoner Hyperhydratation – starke Zunahme der Plasmaflüssigkeit (Wöasserretention>Na+-retention); auch bei isotoner Hyperhydratation kan der Hkt und das Plasmavolumen abnehmen (generalisiertes Ödem, Nephrose).

Zu einer hypertonen Hydratation mit Zunahmen von Plasmavolumen und Hkt kann es durch Infusion oder Trinken von hypertonen Salzlösungen kommen (die ICF nimmt ab). Ebenfalls vermindert kann der Hkt sein, wenn nach Blutverlust die Plasmaflüssigkeit bereits wieder aufgefüllt ist die Ery. jedoch noch nicht nachgebildet werden konnten.

Zur Erhöhung des Hkt kommt es bei Dehydratation (hyperton wenn der Na+-Verlust > H2O-Verlust; NNR-Insuffizienz – isoton z.B. bei akutem Blutverlust, Diarrhoe usw.

Der Hkt wird verwendet um die [Hb]E und das MCV zu berechnen (siehe

„rotes Blutbild) und u.a. auch um die verschiedenen Anämieformen differenzieren zu können.

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7. Zwischenfragen

  • Wie hoch sind normalerweise die Hkt-Werte und wie erklären Sie sich die Unterschiede?
  • Warum ist der venöse Hkt-Wert höher?
  • Welche Ery.-Idices kennen Sie?
  • Wie groß ist der Hb-Gehalt?
  • Welche Folgen können abnorm hohe bzw. niedrige Werte haben

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