Zurück ins Mittelalter! Wir wollen Schandlisten!

Schandlisten sind wohl die schändlichsten Gedanken der Gegenwart.
Was ich über Schandlisten denke, schrieb ich soeben als Apache auf Yigg. Einer meiner Kommentare dazu auf Experte für Pharmarecht: E-Zigaretten sind keine Arzneimittel

wäre zwar ein läppischers Vergehen, als (gegen Widerstand) sexuell beglücken, aber man kann ja mehrere Schandlisten anlegen, wenn du unbedingt auch wegen Steuerhinterziehung an den öffentlichen Pranger möchtest – der Kreativität sollen keine Schranken auferlegt werden: „schreibt ganz viele verschiedene, öffentliche Schandlisten“! Ich sähe das als eine hervorragende Ergänzung zu den unzähligen Partnerbörsen und -portalen und natürlich zu den Fahndungsfotos, die man ja auch im Internet veröffentlichen will. Cool, eine Schandliste und Fahndungsfotos, wirklich eine herrliche Welt, bald können wir wieder auf Hexenjagd gehen, wenn das so weiter geht.

Wieso nur für Steuervergehen? Für alle Straftaten und international für jedes Recht in jeder Kultur im Internet veröffentlicht wäre doch viel lustiger. Ich denke jetzt droht uns wirklich bald der Untergang, denn eine derart dekadente, verblödete Gesellschaft kann sich einfach nicht mehr lange halten können.

In Österreich und in der Schweiz diskutiert man auch schon ernsthaft über Schandlisten, wie die Griechen ihre „Liste der Schande“ nennen. Griechenlands Regierung hat jetzt auf 170 Seiten die Namen von gut 4000 griechischen Steuerhinterziehern aufgelistet, samt den schwindelerregenden Summen, die sie dem Staat schulden, wie man auf Griechenland: “Liste der Schande” nennt Steuersünder lesen kann.

Natürlich ist es nicht einzusehen, weshalb die einen brav Steuern zahlen sollen und die anderen … aber will jeder Bürger das Recht auf jedes Verbrechen, nur weil ein anderer ein Verbrechen begangen hat? Was soll dieser Wahnsinn? Was soll die Veröffentlichung von „Schande und Schänder“, leben wir wirklich schon wieder im Mittelalter und eröffnen wir bald wieder die Jagd auf Hexen, …… (jeder kann sich hier selbst sein Feindblid einsetzen).
Was kam vor dem Mittelalter – ach, ja überspringen wir das und werden wir doch lieber gleich wieder zu Steinzeitmenschen, Jägern und Sammlern, dann haben wir keine Finanzprobleme mehr und für die Umwelt wird es auch gut sein.

Brauchen wir öffentliche Schandlisten

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Dazu fällt mir Shakespeare ein:
Ich habe gehört, daß schuldige Geschöpfe,
Bei einem Schauspiel sitzend, durch die Kunst
Der Bühne so getroffen worden sind
Im innersten Gemüt,
daß sie sogleich
Zu ihren Missetaten
sich bekannt“.
Auch wenn ich meine bescheidene Notiz am Blog nicht als Kunst bezeichnen kann, so steigt den Listenschreibern vielleicht doch die Grausbirn auf, wenn sie einmal darüber lachen und dann nachdenken, was sie da in Gang setzen könnten.

Ergänzung am 26. Jänner:
Erfreulicherweise lässt sich Nationalratspräsidentin Barbara Prammer von der SPÖ wenigstens nicht auf „öffentliche Aushängungen“ ein. Es beruhigend mich, wenn sich auch in der SPÖ ab und zu die Vernunft zurück meldet.
Siehe dazu die ZIB 2 vom 25.1.2012

Ein Gedanke zu „Zurück ins Mittelalter! Wir wollen Schandlisten!“

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