Es wird scho glei heller

(Last Updated On: 16. Dezember 2011)


es wird scho glei Tag. Drum kommt es zu mir her und es erwacht.
Seit Jahrzehnten beobachte ich, dass ich unter einer Art Winterweihnachtsdepression leide. Es beginnt immer im November. Meine Gedanken werden düster, mein Verstand trübt sich. Alles scheint hoffnungslos, sinnlos und beschwerlich zu sein. Ich fühle mich leer, ausgebrannt, müde, kraft- und antriebslos. Ich sehe überall nur das Negative und Schlechte an jeder Sache und Handlung und jeder Handgriff fällt mir schwer. Ich könnte heulen vor Trostlosigkeit, wenn ich die Kraft dazu hätte und je turbulenter es im Advent wird und je geschäftiger und gestresster die Menschen vor Weihnachten herum rennen, um so einsamer fühle ich mich.
Nur der Gedanke an den Frühling bewahrt mich vor dem völligen psychischen Zusammenbruch. Meist endet diese schleichend kommende Phase ganz abrupt am 25. oder 26. Dezember. Ich wache auf, sehe aus dem Fenster und es ist wie nach einem Gewitter, plötzlich alles ganz anders. Die Wolken sind weg, es ist hell, die Spannung hat sich entladen, alles erscheint mir völlig anders und ich spüre, wie neues Leben und Tatkraft in mir erwacht. Ich fühle mich endlich ausgeschlafen und schüttle den Albtraum der ewigen Finsternis ab. Ich sehe zwar die gleichen Dinge, aber in einem anderen Licht. In einem Licht, dass intensiver wird und man nicht befürchten muss, dass es bald ganz verlischt. Die Angst verwandelt sich in Freude und sogar die Kälte verliert ihren Schrecken, weil ich mich warm kleiden kann.
Heuer ist es anders, ich hatte dieses Erlebnis nicht so intensiv wie in den letzten Jahren, aber dafür beginnt für mich das neue Jahr bereits heute. Ich weiß zwar, dass die Tage noch kürzer werden, aber ich fühle schon den Wechsel. Er hat für mich schon begonnen. Ja, es wird scho glei heller.

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