Taijiquan Reflexion

Ich notiere mir wieder einmal ein paar Gedanken zu „meinem“ Tai Chi. Der gesundheitliche Aspekt wird mir immer wichtiger und der kulturelle Hintergrund immer interessanter. Das mir die Gesundheit mit fortschreitendem Alter wichtiger wird ist wohl klar. Aber ich denke jetzt nicht mehr nach, ob es vielleicht sinnvoll wäre, sportmedizinische Erkenntnisse und physiologische Betrachtungen heran zu ziehen und damit Taijiquan zu ergänzen. Ich denke auch nicht mehr darüber nach, welche Version von welchem Lehrer und Stil wohl die beste wäre, oder welche Korrektur ich nun annehmen soll, sondern ich gehe von ganz einfachen Tatsachen aus und versuche meinen Weg und mein Taijiquan aus den vielen Möglichkeiten heraus zu finden.
Tatsache ist, dass die Zivilisation und der Wohlstand sehr viele Vorteile und Annehmlichkeiten mit sich bringt, aber auch viele Gefahren für die Gesundheit. Ich muss mir die unzähligen Fakten jetzt nicht alle vor Augen führen und nehme nur ein paar heraus. Ausreichend, vollwertige Nahrung zu bekommen ist ein Vorteil, aber wenn man alles in sich hinein stopft kann es schnell zum Nachteil werden. Eine gute medizinische Versorgung ist ein Vorteil, aber wenn man täglich zig Pillen gegen alles mögliche und eventuell zur Sicherheit und für alles mögliche schluckt, wird sie zum Nachteil. Wenn man mobil ist – Bewegungsarmut, wenn man …. den Suchtgiften der oft berufsbedingten schlechten Haltung, den Stress und alles alles andere bedenkt, komme ich zu den Schluss, dass schlechte Gewohnheiten (ach, meine Schultern kleben schon wieder an den Ohren) die schlimmsten Feinde der Gesundheit sind.
Ich denke, dass man Taijiquan nicht in ein paar Stunden pro Woche erlernen kann, auch nicht nach vielen Jahren, sondern nur wenn man bei jeder Gelegenheit im Alltag an sich arbeitet und zusätzlich fleißig übt, wobei man nach einigen Anleitungen, Korrekturen und Beschäftigung mit der Theorie, bestimmt auch viel alleine, also ohne Lehrer üben kann.
Jede Gelegenheit nützen, was die Gewohnheiten betrifft und die Umsetzung der allgemeinen Taijiquan Grundlagen, bezüglich der Struktur des Körpers (Haltung), der Bewegung (sich der täglichen automatischen Bewegungen bewusst werden und sie neu programmieren) , der Sensibilität (jeder Art, besonders aber auch die der Muskel- und Sehnensensoren und des Gleichgewichtssinns) und dem nach innen hören (meditieren, entspannen, auflösen von Verspannungen, den Geist zur Ruhe bringen, sich auf sich selbst und den Vorgängen im eigenen Körper zu besinnen, …) und auch bezüglich der Lebenseinstellung generell (wer bereit ist etwas für seine Gesundheit zu tun, lebt gerne, sonst wäre es ja kontraproduktiv; wer gerne lebt, hat einen Grund sich zu freuen, wenn er lebt oder so ähnlich [die Formulierung ist mir jetzt egal, ich verstehe auch später noch was ich damit gemeint habe]).
Wichtig ist mir dabei auch, dass ich keine besondere Leistung erbringen muss, die irgend wer beurteilt, misst und bewertet. Ich werde nie an einem Wettbewerb teilnehmen und auch nie Taijiquan unterrichten, ja nicht einmal behaupten, dass ich ein bestimmtes Taijiquan ausübe, sondern höchsten davon sprechen, wie ich es mache und welche Versionen ich kenne.

Gedanken mit Brainstorming-Charakter zu wichtigen Chen Stil Grundlagen:
Gleichgewicht und Beweglichkeit sind mir sehr wichtige Punkte, die ich oben nicht genügend betont habe. Der Energiefluss ebenfalls und dazu merke ich an, dass es mir völlig egal ist, was andere darunter verstehen mögen. Ich habe bestimmt keine Willkürmuskulatur in den Nervenhüllen, den Gefäßen oder gar den Energiekanälen, trotzdem kann ich meinen Unterarm ganz leicht „schwer und warm“ werden lassen und ich kann bei einem Yangkreis (Betonung der Yang-Energie vom Dantium weg) des Armes einfach die Bewegung machen, oder ich kann mir vorstellen wie die Energie vom Dantium den Zentralkanal hoch in die Schultern entlang der Vorderseite des Armes zum Daumen und Laogong Punkt gelangt, dann ein innerer Wechsel erfolgt und die Energie (Yin) über den kleinen Finger und Rückseite des Armes zurück zur Hüfte und dem Dantian fließt. Was passiert dabei auf jeden fall? Auf jeden fall denke ich dabei vom Zentrum den Körper und die Muskelketten des Rückens, Schultergürtels, Armes entlang bis zur Hand. Daher kann ich auf keine Fall Gefahr laufen, dass meine Hand plötzlich eine unabhängige, vom übrigen Körper losgelöste, schwache Bewegung nur mit den Armmuskeln macht, sondern es kommt immer zu einer Synergie die wie eine Welle durch den Körper läuft (das die Welle Träger einer sich spiralenförmig ausbreitenden Welle sein kann. will ich jetzt nicht notieren), sondern ich stelle mir nur ein Seil, oder eine Peitsche vor und ich kenne, die Wirkung des freien Endes der Peitsche und die des Endes, das am Peitschenstil befestigt ist. Der Unterschied ist nur, das die lebendige Peitsche die Wirkung durch Synergien der aufeinander folgenden Muskelketten noch verstärkt.
Wenn ich nur so lose eine Handbewegung mache, die aussieht wie ein Yangkreis, dann ist das ein völlig anderes Gefühl, als wenn diese Bewegung im Zentrum beginnt und ich sehr gut auf die Bewegung konzentriert bin.

Conlusio:
Daher ist für mich ideal, (ich kenne verschiedene Versionen und Übungsmethoden und so wie ich mir gleich notiere wird eigentlich in keinem Kurs geübt und ich habe das auch nirgends gelesen oder gehört, sondern ich notiere mir jetzt nur, was mich am besten anspricht) wenn ich nach Dehnungsübungen mit der „stehenden Säule“ beginne. Es muss nicht lange sein, sondern ich muss nur meine Mitte, mein Zentrum finden und in der Ausgangsstellung aller Formen zur Ruhe kommen. Mehrfach vom Baihui bis Yongquan mehrmals den gesamten Körper innerlich auf Verspannungen durchscannen, dabei entspannen, hinein atmen und zulächeln. Alle Körperteile mit dem Zentrum verbinden und die Energie absinken lassen. Den Ball nehmen, damit ich auf die Luftpolster in den Achselhöhlen nicht vergesse und die Schulten auch bei gehobenen Armen entspannen kann und das wars auch schon. Meist genügen mir dazu ein paar Minuten, dann lasse ich die Arme sinken und gleich auf das Dantian kommen. Kultur finde ich ebenfalls interessant, also natürlich, als Mann die linke Hand zuerst und darüber die rechte Hand. Nun habe ich keine Organ und nicht einmal einen Sensor für mein Zentrum, das ich weiterhin mit Dantian bezeichne und dabei meine ich das untere, vordere Dantian. Das bereitete mir lange Zeit wirklich ein Problem, denn wie soll ich an eine Stelle unter den Nabel denken können, wenn ich dort nichts spüre. Ich konnte leicht an meine kleine Zehe denken und mit Mikrobewegungen zittern lassen und fühlen, ob sie mir weh tut oder ob mir kalt in der Zehe ist, aber beim Dantian (Zentrum) war das nicht möglich. Ich helfe mir also wie man es lernt mit der Vorstellung einer Lichtkugel oder ähnlichem. Das klappt ganz gut und die kann ich dann sogar mit meinen Handflächen in der Vorstellung bewegen. Kreisende Bewegungen bringen sie zur Rotation und der Atem und Körper geht mit. Das wichtigste dabei ist mir, dass ich versuche die vorher erreichte Struktur zu erhalten. Ich atme ein, bewege die Handflächen seitlich am Bauch nach oben und steige dabei etwas, dann Gewichtsverlagerung und sinken in das andere Bein beim Ausatmen und die Handflächen wirken wie ein Magnet auf die Kugel und dreht sie weiter. Ich beginne mit einer Drehung gegen den Uhrzeigersinn und wechsle dann s-förmig (Yin-Yangzeichen) über die Mitte zu einer Drehung im Uhrzeigersinn. Die Hüfte dreht leicht mit und es entsteht eine Bewegung, bei der ich die vorher gewonnene Struktur einigermaßen erhalten kann (in 20 Jahren möge aus „einigermaßen“ „ganz gut“ geworden sein). In den Kursen wird immer wieder eine Pause eingelegt, die mich meist völlig aus dem Konzept und der Konzentration bringt. Wenn ich alleine übe, mache ich also keine Pause, außer nach den Dehnübungen. Das Kreisen des Zentrums geht bei mir direkt in die erste Seidenfadenübung über und das ist immer eine einhändiger Yangkreis mit dem rechten Arm. Beim Steigen rechts kommt in meiner Vorstellung aus der Drehung heraus ein Lichtstrahl nach oben den Rücken hoch im Zentralkanal, dabei geht der rechte Arm weg vom Zentrum nach links oben und die Handfläche zeigt nach oben und zum Körper; gleichzeitig mache ich einen leeren Schritt nach rechts. Die Energie geht vom Dantian weg (Yang) über den Rücken zur Schulter die Hand rotiert vor der linken Brustseite und bei meiner Version kommt jetzt schon der erste äußere Wechsel wobei das Gewicht auf das rechte Bein verlagert wird und die Energie (meine Vorstellung; der Lichtstahl) Richtung Daumen geht; ich blicke in diese Richtung und bevor ich das Maximum der Gewichtsverlagerung (ohne das Zentrum zu verlieren) und die maximale Öffnung und Ausdehnung der Energie, sowie Ausatmung erreicht habe, kommt es zu einem inneren Wechsel. Aus der Yangenergie wird Yinenergie, die zum Dantian fließt. Ich nehme den Blick zurück und stelle mir vor, dass die Energie nun über den kleinen Finger an der Hinterseite des Armes zurück fließt. Es folgt der äußere Wechsel und das Gewicht verlagert sich auf das linke Bein. Beim Wechsel hilft mir die Vorstellung, dass das Dantian den Lichtstrahl wie eine Seilwinde zurück zieht, dadurch kann ich, so glaube ich zumindest, die Hüfte dabei richtig bewegen. Dann beginnt der Kreis von vorne. Ach ja, die linke Hand darf sich inzwischen in die Hüfte stemmen um keine Aufmerksamkeit zu benötigen. Irgendwann fühle ich, dass es möglichst gut funktioniert für mich und dann darf sie auch mit machen. Entweder mit einem gleichlaufenden Yinkreis, oder einen um eine Phase verschobenen gleichlaufenden Yinkreis oder manchmal auch mit einem Yangkreis. Der Winkel ist variabel die Kreise können liegen, stehen und/oder seitlich ausgeführt werden. Große oder kleine Kreise bzw. Ellipsen werden gezogen. Leider muss ich mich noch immer zu sehr um meine Knie kümmern, denn sie sollen nicht nach innen kippen und um das Öffnen der Hüftgelenke (Kua) und … ja, da verliere ich immer meine Struktur. Daher müsste ich nach Jahren eigentlich immer noch Stehen und Seidenfadenübungen machen und keine Form, Waffen, push hands usw., aber das wäre mir ehrlich gesagt zu langweilig. Daher übe ich alles mögliche, aber die Grundlagen sind immer (zumindest fast immer) der Anfang einer Übungseinheit.

Ein Gedanke zu „Taijiquan Reflexion“

  1. Oh ja, jetzt kommst Du der Sache schon näher.
    Meine liebsten Übungsfelder: Im Garten arbeiten, am PC sitzen, Geschirrspülen und auch Autofahren, lol. Alles Taiji heute!

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