Reflexion X zu Taijiquan und Tanz

Ich versuche Taijiquan (TCC) immer mehr in mein Leben zu integrieren und dabei lasse ich es geschehen, dass mir die Relativierung von Wertvorstellungen, sowie die Natürlichkeit immer wichtiger wird. Die Natur wird zu meiner Meisterin.

Schließe die Augen und du wirst alles sehen,
höre nach innen (hinten) und du wirst alles hören,
die Nase … – du riechst … (so gut)
die Haut … und du spürst den Hauch eines Schmetterlings wie einen Orkan …
Wie schmecken diese Worte?
Ich mag sie überhaupt nicht und Fokussierung kann sicher lehrreich sein, aber meine Meisterin hat mich mit mehr als einem Sinn ausgestattet und das hat wohl seinen Grund. Meine Meisterin ist gerecht, obwohl sie Gerechtigkeit nicht kennt und sie gab jeder Art von Leben einen Sinn und eine Chance zu überleben. Ein Spatz braucht keine Wissenschaft und auch nicht Tonnen an Kerosin, keine Hilfsmittel, um sich in die Lüfte erheben zu können und weitere Ausführungen erübrigen sich, um mir zu merken, was ich damit gemeint habe, oder um mich verständlich zu machen, falls es sonst jemand liest.
Zwischen Geburt und Tod liegt das Leben. Soll das nur ein Streben nach Hilfsmittel sein und nicht nach Handlungen selbst? Vervollkommnung in der Schaffung, Aneignung und Beherrschung von Hilfsmittel als Sinn des Lebens? Illusionen, Glauben, Ideologien – heute hier und vor 70 Jahren. Husch und 50 oder 70 Jahre sind vorbei und was durfte man vor 70 Jahren sagen und was musste man erleben, wenn man überleben konnte? Zeit, Schein, Wahn, Mode, Selbstgefälligkeit wie vor 2000 Jahren. Der Mensch als Maß aller Dinge und die Erde als Mittelpunkt des Weltalls, der Himmel oben und die Hölle unten. Jeder weiß, das es auch ohne dem Bösen das Gute, ohne oben ein unten und ohne schwarz ein weiß gibt und trotzdem spricht keiner davon, denn die Stufe der Gegensätze, der Dualismus ist praktisch in der Dialektik. Doch wir können weder fliegen noch am Meeresgrund wandeln, sollten wir da nicht irgendwann versuchen das sichere, einfache, erste Level des Dualismus verlassen, um die Chance auf Weiterentwicklung zu bekommen? Die künstliche Intelligenz sehe ich zwar als dritte Generation von Gott, aber ich lebe auch ohne Götter ganz gut. Ich rufe nicht „zurück zur Natur“, sondern ich möchte „vor zur Natur“.
Zu dieser Reflexion kam es, wegen der häufig gelesenen Aussage, dass man Taijiquan, Wushu und Tanz nicht einmal vergleichen kann, so verschieden sollen sie sein. Wer das tut, heißt es weiter, versteht den eigentlichen Sinn nicht. Da frage ich mich, welche Sinn? Den Sinn einen Meister, oder Urgroßmeister hörig und unkritisch nachzuäffen, den Sinn der Kunst, der Bewegung, der Heilkunst, der Musik, des Daos, der Philosophie, oder welchen Sinn? Ich finde es absolut nicht respektlos, eine eigene Meinung zu haben, selbst auf die Gefahr hin, dass man sich irrt und dass man sie ändern muss, um sich weiter entwickeln zu können. Ich drehe im Gedanken die Zeit einfach um 70 Jahre zurück und überlege wohin blinder Gehorsam und unkritische Akzeptanz führen kann.
Wenn einem Meister die ehrliche, kritische Meinung eines Schülers weniger wert ist, als seine eigene, dann ist mir seine nicht mehr wert, als die eines Lehrlings.

Mein Gedanke zu TCC und Tanz.
Wenn man in TCC alle Bewegungen in alle Richtungen unter Einhaltung der Prinzipien ausführen kann, dann kann man das auch, wenn dabei Musik spielt und man kann es auf der Straße, auf der Wiese, in der Manege oder auf der Tanzfläche. Wer etwas anderes behauptet, soll es begründen. Alle Bewegung ist TCC, manche gutes, andere schlechtes und wer sein Herz nicht hört, kann nicht in seinem Rhythmus dazu tanzen. Warum sollte ausgerechnet ein Tänzer nicht TCC ausüben können und in seinem Dao verbinden können? Ich will weder die Form tanzen, noch eine Gitarrenform im Hendrix Style erfinden, aber die Aussage, man könne Kampfkunst, Wushu und Tanz nicht einmal vergleichen, gefällt mir nicht. Alle alten Kulturen auf allen Kontinenten, in denen Kampfkunst noch einen ganz anderen Stellenwert hatte, geben mir Recht und meine Meisterin meint:
Wenn du Musik zur Bewegung machst ist es kein Tanz, sondern der Musiker übt TCC, aber hörst du die sphärischen Klänge der Natur und des Lebens, dann tanzt du mit ihr im Takte der energetischen Wellen. Die Zweige des Baumes befolgen das Prinzip und tanzen im säuselnden Wind, sie tanzen in der eigenen Melodie. wie die Wellen des Meeres. Die oberflächlich, so leicht tänzelnden und doch mit dem Meeresboden verbunden Wellen spielen, tanzen und sie gehorchen nicht dem Prinzip, sondern sie sind das Prinzip. Es offenbart sich in ihrer harmonischen Bewegung, die dich aufnimmt, liebkost, umspielt oder zerschmettert und erwürgt. Es gibt nach und drängt vor, es zieht sich zurück und zerbröckelt den Fels, wenn er sich widersetzt. So wie der gesamte Baum entwurzelt vom Orkan durch die Luft geschleudert wird, wenn seine Zweige nicht nach der Musik des Windes tanzen. Das Prinzip selbst braucht keine Technik, denn es birgt sie alle, sagt meine Meisterin und sie ist hier vor meiner Tür. Sie ist allgegenwärtig, zu jeder Zeit in Zukunft und Vergangenheit bereit mich zu lehren. Sie ist sanft und duftend, wie ein Frühlingshauch und gewaltig wie ein Hurrikan, sie nimmt mich auf und trägt mich wenn ich sie beachte, stelle ich mich dagegen zerschmettert sie mich und selbst den stärksten Fels und zieht mich in die dunkle Tiefe ohne Luft und Wärme. Fokussieren um die Elemente zu erkennen, aber nicht trennen und bewerten, hat sie mich gelehrt und so halte ich es auch mit Taijiquan, den Stilen, Wushu, der Musik und dem Tanz.
Eine Bewegung mit dem Arm, dem Schwert, der Feder kann vom Herz kommen und vom Geist geleitet sein und harmonisch mit dem Energiefluss im Einklang sein. Die Töne des Einklangs können wohltemperiert harmonisch mit den Ohren gehört werden oder man spürt die Druckunterschiede der Luft, fühlt also seine Energie und verbindet sich mit ihr, aber man streitet sich nicht, ob diese Kunst dann Tanz oder Taijiquan genannt wird, sagt die allmächtigste auf Erden, sie ist mein Vater und meine Mutter, meine Meisterin, die Natur.

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