Tägliches Taiji auf der Praterwiese

Leider komme ich momentan nicht mehr dazu, mir das Wesentlichste aus den Taiji-Stunden zu notieren. Es ist einfach zu viel auf einmal und ich kann gerade ein paar Verbesserungen in der täglichen Form auf der Wiese umsetzen, aber zu Notizen reicht die Zeit nicht.
Am Sonntag hatten wir noch ein paar zusätzliche, schöne Stunden auf der Wiese mit Übungen auf der Slackline. Das Training am Morgen ist einfach unbeschreiblich traumhaft. Die herbstlichen Bäume in zauberhafter Farbenpracht und nur Eichkätzchen und Raben als Zaungäste. Jede Übung am Morgen auf der Wiese ist ein unvergleichbares Erlebnis, das ich um nichts in der Welt eintauschen möchte. Keinen Erfolg, keine Stellung, kein Amt, kein Geld könnte mir das ersetzen, mit anderen Worten, es gibt einfach nichts auf dieser Welt, was mir lieber wäre, als diese täglichen Taiji-Stunden auf einer Praterwiese. Zu meinen neuen Übungen und Verbesserungen mache ich mir Notizen, sobald ich genügend Zeit dafür habe.
Noch ganz kurz ein paar Zeilen:
Mein Taiji-Lehrer sagte öfter: „Wenn ihr keine Welle (Kraftübertragung durch den Körper) spürt, dann tut einfach so, als ob, denn dies sensibilisiert (wirkt ähnlich wie die Bahnung in der Neurophysiologie)“. Anfangs, also das erste Jahr habe ich stundenlang versucht eine Kraftwelle zu erzeugen oder wenigstens zu simulieren. Irgendwann wurde es uninteressant und ich tat zwar immer noch so, als ob, aber ich erwartete nichts mehr. Dann bekam ich den Rat breiter zu stehen und den hinteren Fuß mehr nach vorne zu richten. Gleichzeitig sollte ich sanfter, entspannter und langsamer (weil einfacher) sinken. Diese Ratschläge wollte ich beherzigen und damit ich nicht sofort wieder automatisch in meine Fehler komme, habe ich einfach eine andere Himmelsrichtung auf „meiner Wiese“ als Startpunkt gewählt. Zu meinem Erstaunen verselbstständigte sich eine Kraftwelle so heftig, dass ich vor Staunen und Überraschung einfach nur mehr stieg, stieg und im Steigen über mein stabiles Zentrum hinaus und nicht in den vorderen Fuß kommend, fast den Himmel erreichte. Wenn das jemand beobachtet hätte, wäre er sicher nicht auf die Idee gekommen, dass ich Taiji übe, sondern es hat vielleicht so ausgesehen, als wollte ich unter Tags einen Stern pflücken und dabei verlor ich das Gleichgewicht.
Jedenfalls weiß ich seither, was mit „Welle“ gemeint ist und ich kann das inzwischen auch ganz gut dosieren.
Ich habe als Kind bunte Herbstblätter gesammelt und mit meinen Kindern ebenfalls – jedesmal war ich fasziniert von dem Schauspiel der Natur, aber so schön gefärbt wie heuer waren die Blätter noch nie. Ich habe einfach noch nie so ein warmes Goldgelb gesehen. Das Rot und – ach, es ist unbeschreiblich und schön wie nie zuvor.

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