Die Wikipediagscheitis

(Last Updated On: 21. August 2009)

waren mir immer schon ein wenig suspekt, aber mittlerweile werden sie zur wirklich nervenden Plage.

dada ich weiß es
gesehen habe ich es genau
dada bin ich schlau
Gehirn des Volkes bist du nicht
und auch nicht dessen Speicher
wenn doch um viele Daten reicher
Verstand ist Sand in dem Getriebe
wo dada unser Wikipediagscheiti bliebe

Vor Jahren habe ich mir einen kurzen Missbrauch von Wikipedia erlaubt. Ich denke, heute ist das gar nicht mehr möglich, aber ich schreibe dort schon lange nichts mehr, daher kann ich es nicht beurteilen.
Jedenfalls stellt ich damals eine sehr wissenschaftlich klingende, aber völlig falsche Formel in Anlehnung an die Bernoulli-Gleichung zur Berechnung der Druckverhältnisse in der Aorta unter bestimmten, aber absurden Voraussetzungen ein. Leider kann ich mich nicht mehr an die Bezeichnung erinnern.
Ich lud mir meine Freunde ein, um Sie in eine Diskussion zu eben dieser Berechnung zu verwickeln und führte sie unauffällig auf die Formel auf Wikipedia.
Ach, wie man da plötzlich prahlte und mich als Dummkopf hinstellte, weil ich Unrecht hatte und als Beweis kamen sie mir mit der Formel, die ich zu dem Zweck erfunden hatte, um Ihnen zu zeigen, das geborgtes Wissen aus Wikipedia kein eigenes Wissen ist und schon gar nichts mit Erkenntnis zu tun hat.
Anschließend habe ich die Formel natürlich gelöscht.
Was will ich damit sagen? Wissen ist Ware und ungleich dem Verstehen in jeder Realität jeder Ordnung. Das Wissen anderer kann man sich ausborgen, aber deshalb hat man noch lange nicht begriffen wovon man eigentlich spricht.
Ich denke, dass Wikipedia ungeheuerlich nützlich und sehr sinnvoll ist. Ich benutze die freie Enzyklopädie selbst gern und oft. Ich halte sie sogar für eine der sinnvollsten Nutzungsmöglichkeiten des Internets, aber trotzdem sollte man nicht unkritisch auf fremdes Wissen zugreifen und es als eigenes ausgeben, bzw. einzelne Passagen als Beweis ansehen.
Heute lacht man darüber, wenn Leute einfach alles unkritisch glauben, was in der Zeitung steht, wie: „Der Erzengel Gabriel ist wieder erschienen“, oder „ein Ufo wurde gesichtet“ usw., aber gleichzeitig recherchiert man auf Wikipedia und gibt das dort gefundene als unbedingte Wahrheit aus. Es steht ja auf Wikipedia. Na so etwas, meine Juxformel stand auch auf Wikipedia.
Ein bisschen selbst denken kann auch im Wikipedia-Zeitalter nicht schaden, meine ich dazu.
Wie könnte es anders sein, als dass ich nun ein Zitat aus Wikipedia zu Wissen bringe:

Wissensgeschichtlich gibt es kein Wissen an und für sich, „sondern wird von Gesellschaften immer nur zur Bewältigung ihrer jeweiligen Realitäten hergestellt und angewandt.“ Die Gültigkeit von Wissen ist begrenzt durch den gesellschaftlichen Rahmen und einen „bestimmten historischen Zeitraum“, in dem Wissen einen „Wissenstatus reklamieren kann“.

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