Mein Weg kann nicht mein Ziel sein

Denn wenn der Weg das Ziel ist, wird eines der beiden überflüssig. Diese sinnlose Zerstörung der Sprache stimmt mich nachdenklich. Schade, dass die Väter solcher Geistesblitze, die die Sprache zerstören statt sie zu erweitern auch noch als genial gefeiert werden. Warum können diejenigen, die unfähig sind das richtig zu beschreiben was sie mit „der Weg ist das Ziel“ meinen nicht einfach schweigen oder neue Wörter schöpfen? Ein Weg kann höchstens ein Ziel für eine Rakete sein und wenn es sich um einen bestimmten handelt kann sogar der Weg ein Ziel sein, aber niemals in der vermeintlichen philosophischen Auslegung. Da ist es nur eine subversive Sprachzerstörung, welche die Sprache noch unzulänglicher macht, als sie ohnehin schon ist.
Diese Unzulänglichkeit ist Schuld an vielen Missverständnissen und hat den Menschen schon viel Leid gebracht. Doch statt sie zu verbessern kommen immer mehr Resultate geistiger Selbstbefriedigung hinzu.
Ich wehre mich dagegen und mein Weg kann nur zu meinem Ziel führen, aber nicht selbst das Ziel sein. Ich kann den Weg unendlich lang denken oder unendlich kurz, ich kann mich am Ziel sehen oder ich kann wissen, dass ich es nie erreichen kann, aber es muss ungleich dem Weg sein. Diser Spruch wurde populär und damit wurde die Möglichkeit zu noch mehr Missverständnissen geschaffen. Ich glaube eindeutige, genau definierte Begriffe wären ein Segen für die Menschen und eine einfache, genau festgelegte Grammatik ebenfalls. Leider sehe ich eine geanu gegenteilige Tendenz. Die Sprachkultur in den Wissenschaften, der Politik, der Umgangssprache beim Chat und beim SMSn scheint allmählich wieder Formen anzunehmen, wie sie vor Luther üblich waren.
Ich habe sicher nichts gegen Wortschöpfungen und individuellen kreativen Gebrauch von Sprache, ich ärgere mich nur über absichtliche Verstümmelung und Vergrößerung der Redundanz, bei gleichzeitiger Verarmung und Beschneidung des Wortschatzes. Ich meine die Wortschatzkammern der Sprachen werden zunehmend in dadaichmussistische Müllhalden verwandelt.
Schöne neue Welt, fällt mir ein, wenn ich daran denke, dass das gesprochene oder geschriebene Wort immerhin einen gewissen objektiven Status erlangt.
Das sogenannte Web 2.0 trägt dazu bei, diesen Prozess zu beschleunigen. Verfielfältigung als Maß für Wahrheit und Wichtigkeit. Unser Gehirn filtert für uns unwichtige Reize und Informationen aus und die Aufmerksamkeit ist dabei ein wichtiger Faktor. Ich denke, dass bei dieser Quantitätszunahme an Information niemals ein Hegelscher Sprung erfolgen kann und dass die Qualität der Information kontinuierlich abnimmt. Ich denke auch, dass die Sprache, als Spiegelbild des menschlichen Intellekts immer mehr verkümmert und als Kommunikationsmittel immer unzulänglicher wird.
Überlege man sich einfach ein paar Sätze wie:
„Grüß Gott Herr Minister.“,
„Der Weg ist das Ziel.“ usw.
Was denken Sie? Entwickelt sich die Sprache weiter oder verkümmert sie?

Unsere Sprache

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3 Gedanken zu „Mein Weg kann nicht mein Ziel sein“

  1. Hallo Helmut,

    zum Thema „Finger am Abzug“ ein Nachtrag. Einem im Kosovo stationierten Deutschen Soldat, der für das Waffenlager verantwortlich zeichnete, war aufgefallen das die gelieferte Munition nicht den Bestimmungen der Genfer Konvention entsprach. Sie war nicht dazu gedacht potenzielle Gegner zu töten, sondern sie lediglich zu verletzen. Als er seinen kommandierenden Offizier darüber informierte erhielt er die Anweisung dies zu ignorieren. Im Gegensatz zur Masse der Bürger in Uniform ließ er sich davon jedoch nicht abschrecken. Er meldete den Vorgang so lange an höhere Ränge bis er gehört wurde. Dies kostete ihn sogar zwischenzeitlich seinen Rang und seine Aufgabe (er wurde vom Dienst suspendiert). Schlussendlich hat die Wehrverwaltung auf Anweisung des Generalstabes ihn wieder eingesetzt und Ermittlungsverfahren gegen seine untätigen Vorgesetzten in die Wege geleitet. Die wurden zwar später eingestellt, aber so etwas macht sich nicht so gut im Führungszeugnis.

    Wir sehen, auch und gerade die Ausführenden stehen in einer besonderen Verantwortung. Befehle, Anweisungen wie Anordnungen sind nur allzu leicht erteilt. Der welcher abdrücken soll, muss überdenken ob er willens dazu ist. Tut er es nicht, hat sich unsere Spezies eben seit 1919 um keinen Deut verbessert. Eben genau dies sehen wir an den aktuellen Skandalen im Datenschutz, aber auch im Bereich Kapital und dessen sog. Märkte. Weder können Abteilungsleiter von Bahn, Bank oder Telekom Datanbanken programmieren in welchen die Überwachungsdaten eingepflegt werden, noch sind sie dazu in der Lage aus 2% stabilen BIP Wachstum 25% durch ihrer Hände Arbeit zu generieren. All der Schaden der aktuell angerichtet wird, egal wo, ist nur möglich weil die Erfüllungsgehilfen so derart gedankenlos dem Untertanentum fröhnen.

    Und was das Thema Rechner/Menschen und Sprachen angeht sei noch kurz festgestellt, dass tatsächlich beides nahezu vergleichbar ist. Beide neigen zur Monotonie. Vielleicht brauchte es deshalb ein Babel? Um neue Sprachen/die große Vielfalt in die Welt zu bringen? Vielleicht braucht es genau dafür ein neues Babel 😉

    Lang lebe die Vielfalt!
    .-= Michael Kostic´s last blog ..Links =-.

  2. Hallo,

    die Art und Weise in der ich an Etwas mitwirke/dieses in eine Richtung dränge/ihm eine Richtung gebe wirkt sich erfahrungsgemäß immer auch auf die Erscheinungsform dieses Etwases aus/ dessen Möglichkeiten/ dessen Wirken an und für sich in seiner Gesamtheit.

    Man könnte natürlich auch feststellen:

    „Der Weg ist das Ziel“

    Die Lösung des Rätsels der Sprache(en) ist nicht nur Babel, es ist ein Wort. Komplementär, oder auch Vielfalt, Menge, Anzahl. Schlicht eine Variable zwischen z.B. 0 und 1. Denn Sprache ermöglicht es den Schalter irgendwo, auch und gerade in der Quadratur des Kreises, in eine nicht vorhersehbare, nicht prognostizierbare, nicht erahnbare Stellung zu bewegen. Zwischen „Ein“ und „Aus“ stehen derzeit noch gut 4000 Sprachen (welche als solches definierbar sind, also auch rein verbal existente). Doch was nützt uns dies, wenn noch immer Menschen, die wir teils 2 Dekaden an unseren Schulen spezialisieren, nicht verstehen können, dass jene die den Finger am Abzug haben die Verantwortung tragen und nicht jene welche das Gewehr herstellen u./o. den Befehl zum Schießen geben?

    Sprache, werter Betreiber dieser digitalen Bibliothek, ist lediglich eine schlechte Krücke auf der wir die Bürde unserer Existenz transportieren 😉
    .-= Michael Kostic´s last blog ..Links =-.

    1. Hallo Michael,

      Ich danke dir für den wertvollen Kommentar, den ich zu schätzen weiß.
      Sprache, werter Betreiber dieser digitalen Bibliothek, ist lediglich eine schlechte Krücke auf der wir die Bürde unserer Existenz transportieren. gefällt mir ganz besonders, denn es hebt so schön hervor, dass wir (die Menschen) viel Aufwand in die technische Entwicklung gesteckt haben und mit Prolog oder Prädikatenlogik könnte man vielleicht auch schönere Liebeserklärungen hervor bringen und politische Ansprachen halten, als in Englisch oder Deutsch, denn da verstünde jeder Empfänger vermutlich die gleiche Botschaft.
      Ich frage mich wieso die lebenden Sprachen nicht gezielt weiter entwickelt und verbessert werden, um ihre Unzulänglichkeit ein wenig zu verringern.

      Mit der Aussage

      … dass jene die den Finger am Abzug haben die Verantwortung tragen und nicht jene welche das Gewehr herstellen u./o. den Befehl zum Schießen geben?

      kann ich nicht einverstanden sein, denn wieso sollten diejenigen die sich einem Befehl widersetzen müssen, (dafür früher ihr Leben lassen mussten oder zumindest heftige Sanktionen zu erwarten hatten) auch noch schuldig sein? Schuld sind wohl diejenigen, die entweder nicht wissen was „ja“, „nein“, „Feuer frei“ …. bedeutet oder eben die Verantwortung dafür übernehmen möchten, obwohl es ganz sicher unmöglich ist. „Unmöglich“ in jeder Hinsicht, logisch, menschlich, moralisch, religiös oder philosophisch betrachtet, es ist unmöglich z.B. die Verantwortung tatsächlich für ein Bombardement einer Stadt zu übernehmen. Es geht nicht, in keiner Hinsicht und doch wird es ausgeführt, wie uns die Realität und Geschichte lehrt.

      Ich denke, bevor wir uns mit dem semantischen Web beschäftigen und Maschinen unsere Sprache lehren, sollten wir selbst über unsere Sprache gründlich nachdenken. Die geistige Revolution eilt immer voraus und diese benötigt Sprache.

      Ich könnte auch sagen, wenn man auf grund eines Brainstormings weitreichende Veränderungen durchführen kann, warum kann man dann nicht auf Grund von vielen hunderten Jahren seriöser intellektueller Bemühungen in verschiedenen Kulturen wenigstens die Sprache, also das Mittel und Werkzeug für die Überlegungen die dann zu Handlungen führen endlich ein wenig verbessern. Aber die Sprache wird nicht nur stiefmütterlich behandelt, sondern sogar immer mehr beschnitten und zerstört. Statt mit Wortschöpfungen kreativ zu werden, belegt man z.B. ein Wort einfach mit einer anderen zusätzlichen, auch nicht definiertem Begriff.

      Müsste eine CPU mit Deutsch arbeit, würde das Ergebnis einer mathematischen Operation vermutlich nicht zu gebrauchen sein und der Weg der Berechnung den mittelalterlichen Rechenvorgang ähneln. 4 + 3 =
      also 4 und 7 (heilige Zahl) minus 12 Apostel und …… die besten Ergebnisse sind beim ersten Vollmond in der zweiten Jahreshälfte nach Mitternacht zu erwarten.

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