Es weihnachtet in der Freuden- und Spaßgesellschaft

lily_lilium

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Der letzte, ausschlaggebende Anlass für meine Überlegung war wohl ein Presseartikel auf Yigg über Qigong und Tai Chi (im deutschen Sprachgebrauch meist Taijiquan). Besonders, weil mein Taijiquan Lehrer vor den Weihnachtsferien seine Schüler befragt hat, ob sie Veränderungen im Alltagsleben durch den Kurs bemerkt hätten und abschließend das heute usquequaque undique omnipotente Sätzchen „es muss vor allem Freude machen“ anbrachte. Erfreulicher weise ergänzte er um „zumindest manchmal“, damit kann ich den Kurs weiterhin besuchen.
Wenn ich Zeitungen durchblättere, kommt mir die frohe Botschaft überall entgegen, wenn ich meinen Freunden und Bekannten zuhöre, ertönt es immer wieder: „alles muss Freude oder Spaß machen“.

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Früher hörte ich noch. Ich gehe meiner Arbeit nach, um mein Einkommen zu sichern, heute muss es vor allem Spaß machen. Früher studierte man, um sich Wissen anzueignen – heute, weil es Freude macht. Ein Instrument kann man heute nur mit Freude lernen, früher, weil es einem ein Elternteil oder der Musiklehrer lehrte.
Muss man unbedingt aus der Welt ein Freudenhaus machen wollen? Ich lernte, der Überlebenstrieb sei der stärkste, dann kommt schon der Sexualtrieb, aber heute muss es doch Spaß machen, sonst? Was ist sonst, sonst kann man sich verweigern oder ableben?
Nun habe ich nur über den Zwang gesprochen, dass einem alles Freude oder Spaß machen muss, aber das ist ja noch nicht genug. Nein, man muss auch anderen Freude bereiten, besonders Weihnachten natürlich und unerheblich, ob der andere das will oder nicht. Bist du ein anständiger Mensch bereitest du deinen Lieben Freude. Keine Angst, die müssen sich ohnehin freuen, um dich nicht zu kränken, also wird es schon gelingen. Ist das nicht alles ein wenig pervers? Ich bin kein Freudianer und kein Dr. Freud, aber mir kommt das schon sehr seltsam vor, wenn die eigentlichen Werte uninteressant werden müssen, damit Platz für die Freude ist. Ehrlich gesagt, wenn ich an etwas Freude haben muss, will ich es nicht. Ich kann ja auch nicht auf Befehl lieben oder lachen, wieso sollte ich mich also auf Befehl des gesellschaftlichen mainstreams freuen können müssen?
Ich, für meinen Teil, brauche mich – was mich sehr erleichtert – nicht mehr über das Taijiquan Training freuen, den „manchmal“ war schon und somit habe diesen Zwang wenigstens los. Erfahrungsgemäß kann ich sagen, es wird so sein wie bei allen anderen meiner Handlungen auch, es wird mir oft keine Freude machen und ich mache es trotzdem. Ich überwinde mich und plötzlich, meist völlig unerwartet, macht es mir große Freude. Genau dort will ich hinaus auf die Qualität der Freude. Dazu will ich als Spaßvogel ein Beispiel aus dem Sport heranziehen, da ich früher gerne Lang- und Orientierungslauf betrieben habe. Wenn jemand immer und ununterbrochen laufen muss, dann kann er niemals so schnell laufen, wie ein 100-Meter Sprinter. Nie und nimmer sage ich, es ist völlig unmöglich und genau so unmöglich ist es für die Menschen sich wirklich (für mich wirklich; mit meiner Intensität) zu freuen, wenn sie sich andauern freuen müssen und diesbezüglich auch noch gerne gehorchen wollen. Ja meine lieben, freuet Euch, das Christkind kommt bald und macht den Anderen eine Freude und tut wenigsten so, als würdet ihr Euch freuen, falls ihr ebenfalls schon genug der Freuden und Späße habt.
Frohe Weihnacht

2 Gedanken zu „Es weihnachtet in der Freuden- und Spaßgesellschaft“

  1. Auf die Vorfreude habe ich gestern ganz vergessen, aber ich glaube die übermäßige Freude, die einem um Frohe Weihnacht und Happy New Year aufgedrängt wird, sollte eigentlich eine Vorfreude sein. Ich denke, dass die kürzesten Tage im Jahr Anlass zu diesem panikartigen künstlichen Freudentaumel führen. Ja, auf längere Tage freue ich mich auch schon und ich weiß, dass ich berechtigten Grund dazu habe. Denn ich habe gern lange, helle Tage und am 21. ist doch das Licht geboren, oder seit wann werden die Tage wieder länger?

  2. Auf die Vorfreude habe ich gestern ganz vergessen, aber ich glaube die übermäßige Freude, die einem um Frohe Weihnacht und Happy New Year aufgedrängt wird, sollte eigentlich eine Vorfreude sein. Ich denke, dass die kürzesten Tage im Jahr Anlass zu diesem panikartigen künstlichen Freudentaumel führen. Ja, auf längere Tage freue ich mich auch schon und ich weiß, dass ich berechtigten Grund dazu habe. Denn ich habe gern lange, helle Tage und am 21. ist doch das Licht geboren, oder seit wann werden die Tage wieder länger?

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