Taijiquan – Interview mit Jan

(Last Updated On: 30. Juni 2008)

gefunden auf Taiji-Netwerk
Ich gebe dazu hier selbst keinen Kommentar ab, sondern zitiere eine Frage und die Antwort dazu und hebe fett hervor, was mir besonders gefällt:

Frage 7: Wie viel Training ist notwendig um im professionellen Bereich gut zu werden?

(Interviewer) Es gibt eine große Diskussion, dass zwei Stunden Training täglich werden ausreichend wären, für das Erreichen eines hohes Niveau. Andere die sagen, das sei nicht möglich mit so „wenig“ Training.
(Jan)

Wichtig ist die ganz klare Unterscheidung zwischen Hobby und Profi-Bereich. Es gibt eine ganz altes Sprichwort: Je mehr Münzen ich in einen Sparstrumpf schmeiße, desto voller ist er. Je mehr ich also trainiere, desto besser werde ich. Das heißt aber auch, dass sich Intensität und Trainingsumfang dem eigenen Niveau anpassen müssen. Am Anfang macht zuviel Training keinen Sinn, der Körper muss sich erst an das viele Training gewöhnen. Die Leute, die in die Geschichte eingegangen sind, haben sehr lange trainiert. Die hatten Phasen, in denen sie sich mehrere Jahre ausschließlich dem Training gewidmet haben. Diese Phasen sind notwendig, für Menschen, die wirklich Großes in ihrer Kunst erreichen wollen. Das kann man nun glauben oder nicht, aber die meisten Menschen die darüber diskutieren, haben das Niveau nicht annähernd erreicht, und können folglich gar nicht beurteilen, wie der Weg dorthin aussieht, weil sie ihn selbst noch gar nicht gefunden haben, oder bestenfalls wenige Schritte darauf gegangen sind. Wohlgemerkt, wir sprechen jetzt über den Weg zur Meisterschaft, und nicht zum Hobby-Taijiler. Gerade aber Taiji im Hobbybereich ist für die meisten Ausübenden der wesentliche Aspekt. Hier wird in der Regel nicht so viel Zeit dem Training gegenüber aufgewandt, aber gerade hier profitieren die meisten Ausübenden sehr. Denn es stellt sich ein definitiv besseres Lebensgefühl und Verständnis ein. Die Gesundheit verbessert sich und ich habe die Möglichkeit, ein besserer und freier Mensch zu werden. Ein paar Minuten am Tag können hier schon ausreichend sein.

Wir reden über eine Kampfkunst. Ich möchte das Wort Kunst hier betonen. Es geht hier nicht darum möglichst effizient, d.h. möglichst schnell möglichst viel zu erlernen. Es geht um einen Lebensweg. Diesen Lebensweg den beschreitet man den ganzen Tag, 24 Stunden lang. Nicht das man den ganzen Tag trainiert, aber das ganze Handeln wird doch von dieser Kunst beeinflusst. So gesehen übt man den ganzen Tag. Aus dieser Perspektive erübrigt sich dann auch die Frage. Wenn ich Zeit habe, laufe ich meine Form, wenn ich keine Zeit habe, versuche ich meine Struktur in dem zu finden, mit dem ich mich gerade beschäftige.

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