Autogenes Training – Allgemein

(Last Updated On: 4. Oktober 2015)

Das autogene Training ist eine auf Autosuggestion basierende Entspannungstechnik. Es wurde vom Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schultz aus einer Hypnose entwickelt, am 30. April 1927 erstmals vorgestellt und 1932 in seinem Buch „Das autogene Training“ publiziert. Heute ist das autogene Training eine weit verbreitete und anerkannte Methode, um Stress und psychosomatische Störungen zu behandeln.

Anwendungsbereiche:

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Quelle: Horton Heath

Mit der besseren Stressbewältigung durch das autogene Training steigert sich nicht nur das Wohlbefinden, sondern es können auch verschiedene Beschwerden verhindert oder sanft behandelt werden, zum Beispiel:
Kopf-, Rücken- oder Bauchschmerzen, verschiedene Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Wetterfühligkeit, Schlafstörungen, Nervosität, Unsicherheit, Selbstzweifel, Angstzustände, Unterstützung bei der Raucher-Entwöhnung, …
Es fordert die innere Ruhe und Ausgeglichenheit, bessere Konzentration und mentale Fitnes, so wie es zu einer Steigerung der psychischen Leistungsfähigkeit führt und gleichzeitig gezielte Entspannung in Stresssituationen damit erreicht werden kann.

Übungen

Unterstufe:
Die Unterstufe des autogenen Trainings dient vor allem der Entspannung.
Sie besteht üblicherweise aus sieben Übungen, die nacheinander Ruhe, Schwere und Wärme in den Armen und Beinen, eine Beruhigung des Pulses und der Atmung, Wärme im Sonnengeflecht und Kühle der Stirn durch Selbst-Suggestion hervorrufen.
Die Übungen im Einzelnen:
1. Die Ruhe-Übung versetzt den Körper und Geist in einen Ruhezustand und soll der Konzentration helfen. Typische Vorstellung: „Ich bin ganz ruhig. Die Gedanken kommen und gehen. Nichts kann mich stören.“
2. Die Schwere-Übung löst ein Schweregefühl der Gliedmaßen aus (Muskelentspannung). Typische Vorstellung: „Die Arme und Beine sind schwer.“
3. Die Wärme-Übung führt zu einem Wärmegefühl in den Gliedmaßen (verbesserte Durchblutung). Typische Vorstellung: „Die Arme und Beine sind warm.“
4. Die Atem-Übung vertieft die Entspannung durch konzentriertes, ruhiges Ein- und Ausatmen. Typische Vorstellung: „Die Atmung geht ruhig und gleichmäßig.“, oder: „Es atmet mich.“
5. Die Herz-Übung (Konzentration auf den Herzschlag) beruhigt weiter. Typische Vorstellung: „Das Herz schlägt ruhig und gelassen.“
6. Die Sonnengeflechts-Übung: Konzentration auf den Solarplexus und seine Durchblutung (Vertiefen der Entspannung). Typische Vorstellung: „Das Sonnengeflecht (oder: die Leibmitte) ist strömend warm.“
7. Die Kopf-Übung: Konzentration auf eine „kühle Stirn“ (dient dem Wachbleiben und Wiedererlangen von Konzentrationskraft, z. B. bei Müdigkeit). Typische Vorstellung: „Der Kopf ist klar, die Stirn ist kühl.“
Mit zunehmendem Training verstärkt sich die Wirkung der Übungen (z. B. Wirkung auf den ganzen Körper anstatt nur auf die Arme). Der erfahrene Anwender kann daher in kurzer Zeit eine tiefe Entspannung (bei vollem Bewusstsein) hervorrufen. Die Formeln werden dabei nach persönlichem Geschmack angepasst und erweitert. Insbesondere ist es mit Hilfe der „formelhaften Vorsatzbildungen“ möglich, Aufträge an sich selbst im Unbewußten zu verankern, die nach Abschluss der Übung nachwirken (z. B. „Bei Stress bleibe ich ruhig und gelassen“).
Oberstufe
In der Oberstufe des autogenen Trainings soll ein Problem mittels Suggestion so weit gelöst werden, dass die Person Heilung oder wenigstens Linderung erfährt. Über die Ursache des Problems wird nichts ausgesagt. Für viele Zwecke sind die Übungen der Unterstufe vollkommen ausreichend. In der Oberstufe geht es um vertiefte Selbsterkenntnis und um Charakterbildung. Der Ablauf gestaltet sich etwa so:
1. Sitzung: Farberlebnisse
2. Sitzung: Wahrnehmen konkreter Gegenstände (z. B. eine brennende Kerze, eine Rose)
3. Sitzung: Schau abstrakter Werte (z. B. Hoffnung, Liebe, Mut)
4. Sitzung: Übungen zur Charakterbildung und vertieften Selbsterkenntnis (Fragen an sich selbst z. B. „wer bin ich?“ oder „was soll ich tun?“; neben Fragen sind auch Suggestionen Inhalt dieser Sitzung z. B. „ich nehme mich an“ oder „ich bin zuversichtlich“)
5. Sitzung: Reise auf den Meeresgrund
6. Sitzung: Reise auf den Gipfel eines Berges
7. Sitzung: Eigene Bilder mit bestimmten Zielsetzungen
Die Oberstufe des autogenen Trainings kann für sich praktiziert werden. In Verbindung mit psychotherapeutischen Verfahren kann sie die Behandlungszeit deutlich verkürzen.
Voraussetzung für die Übungen der Oberstufe ist die Beherrschung der Übungen der Unterstufe. Die Oberstufe des autogenen Trainings dient der „aufdeckenden“ Selbsterkenntnis. Sie ist mit der psychotherapeutischen Tiefenanalyse vergleichbar, jedoch werden die Einsichten vom Übenden selbstständig ohne Hilfe eines Therapeuten erarbeitet.
In der Oberstufe werden luzide Träume durchlebt mit bleibenden klaren Erinnerungen, die nicht wie beim Traum meistens nach wenigen Minuten ausgelöscht sind. Nach üblicher Einleitung des AT über Ruhe, Schwere und Wärme, Atemübung, Herzübung und Sonnengeflechtsmeditation bleibt der Übende in der tiefsten Meditationsstufe des Sonnengeflechtes, dem hypnoiden Trancezustand, sagt sich aber jetzt: Vor meinem inneren Auge sehe ich eine Farbe. Aus dieser Farbe entwickelt sich ein Traumbild.
Dieses Traumbild hat drei Quellen: Einmal das vor Beginn der Übung festgelegte Meditationsbild (Meer, Berg, ein anderer Gegenstand, ein Mensch etc) zum zweiten die aus dem Unbewussten kommende Veränderung dieses Bildes und drittens die aus dem aktiven Bewusstsein kommende gewollte Veränderung dieses Bildes. Diese drei Zuflüsse vermischen sich in jeweils unterschiedlicher Quantität und Qualität. Es entsteht so ein luzider Traum, (Klartraum), der nach dem üblichen Rückruf im autogenen Training völlig memoriert werden kann. Er kann selbstheilend wirken oder als Basis für ein therapeutisches Gespräch genommen werden. Die beste Zeitspanne für einen solchen Klartraum sind ca 15 Minuten.

Für folgende Videos ist das Flashplugin 8 erforderlich; Ubuntu Benutzer finden hier Installationshinweise: Flash Player 9 plugin installation

Kurzanleitung für einen Trainingsablauf

Beginnen sie mit der Ruhe-Tönung. Konzentrieren Sie die Formel täglich zwei- bis dreimal während einer Woche.
Dauer ca. 2-4 Minuten. Ich bin ganz ruhig.
Anschliessend nehmen Sie die Schwere-Formel dazu. Trainieren Sie die Ruhe- und Schwere-Formel wieder mindestens während einer Woche oder bis sich das Gefühl der Schwere in den Armen und Beinen einstellt.
Dauer ca. 4-6 Minuten.
Rechter (linker) Arm ganz schwer.
Sobald Sie das erreicht haben, hängen Sie die Wärme-Formel an.
Dauer ca. 6-8 Minuten.
Rechter (linker) Arm ganz warm.

Die ganze Übung ergibt folgenden Trainingsablauf:
1x Ich bin ganz ruhig.
6x Rechter Arm ganz schwer.
1x Ich bin ganz ruhig.
1x Innere Ruhe ganz tief.
6x Arme und Beine ganz schwer.
1x Ich bin ganz ruhig.
1x Innere Ruhe ganz tief.
6x Rechter Arm ganz warm.
1x Ich bin ganz ruhig.
1x Innere Ruhe ganz tief.
6x Arme und Beine ganz warm.
1x Innere Ruhe ganz tief, tief, tief.
Rücknahme!

Links:

Autogenes Training Wikipedia
Progressive Muskelentspannung
Autogenes Training: So geht’s
Trainingsablauf

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History

3 Gedanken zu „Autogenes Training – Allgemein“

  1. Pingback: Training AutogeneMeditation für Anfänger
  2. und das schöne am AT ist ja auch dass es wirklich jeder lernen kann, wenn er es nur fleißig übt. Da gehört keine Veranlagung oder besondere Begabung dazu, einfach nur ein wenig Geduld

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