Schlagwort-Archive: Taijiquan

Deeskalation, Taijiquan – Acht Monate bedingte Haft für Polizisten

hörte ich gerade in den Nachrichten, obwohl ich mir ja eigentlich eine Pause von den Medien gönnen wollte. Ich sehe nach und lese Acht Monate bedingte Haft für Polizisten.
Ich habe dazu eigentlich keine Meinung, sondern nur die Hoffnung, dass der Polizist wenigstens keinen Aussendienst mehr versehen darf. Mir fällt dazu aber eine Passage aus “Schiebende Hände – Die kämpferische Seite des Taijiquan” von Meister Jan Silberstorff ein, die ich unlängst las. Ich möchte hier kurz aus dem Buch (Seite 50, Kapitel: Huo, im Prinzip bleiben, agil, durcheinander bringen) zitieren:

Ein weiterer Aspekt ist die Kontrolle über sich selbst. Kurz gesagt also weder physisch noch mental aus der Fassung zu geraten und in jeglicher Aktion in Gleichmut und Entspannung prinzipiengerecht handeln (bewegen) zu können.
In diesem Sinne passt sogar eine weitere Bedeutung von “huo”, “Leben retten”, was sich durch Einhalten dieses Prinzips sowohl auf mich selbst, als auch auf den anderen bezieht.
So wäre es gut, durch das eigene prinzipiengerechte Handeln dem anderen von vornherein ein Gefühl des Mitgefühls, Respekts, der Entspannung, aber auch der Aussichtslosigkeit aggressiver Handlungen zu vermitteln. Dies wäre die beste Vorraussetzung für ein Einlenken und eine Versöhnung, sprich Deeskalation der Situation und kann daher “Leben retten”. Je nach Ausgang des Kampfes mein eigenes oder ggf. das des Gegners, wäre der Kampf denn geführt worden.

Vielleicht sollten Polizisten während ihrer Ausbildung Taijiquan lernen müssen, um von Deeskalation eine Ahnung zu bekommen. Wer sich so stark fürchtet und so große Angst hat, wie es bei dem Polizisten angeblich der Fall war, der sollte von vornherein nicht bei der Polizei aufgenommen werden, denn es gibt genügend junge Menschen, die diesbezüglich eine bessere Voraussetzung mitbringen würden.

Chen Taijiquan Videos

Heute habe ich wieder ein paar interessante Videos gefunden:
https://www.youtube.com/watch?v=JCZgXjerDVk
Berlin scheint ja fast das Chenjiagou der Deutschen zu sein. 😉

Da ich nun auch die Säbelform des Chen Stiles begonnen habe, noch zwei Videos:

und

Ich verstehe nicht, wieso selbst Großmeister wie Chen Zhenglei solche Wackelteile verwenden, aber vielleicht finde ich den Grund hierfür auch noch heraus.

Taijiquan: Kampfkunst versus Sport

Ich habe allgemein die Erfahrung gemacht, dass man in Insiderkreisen als Ahnungsloser belächelt wird, wenn man Taijiquan als Kampfsport bezeichnet. Anfangs glaubte ich, das sogar zu verstehen, denn es gibt in traditionellen Stilen keine Wettkämpfe, keine Punktevergabe und es muss Waffen, wie Schwert, Säbel, Stock etc., also ein Waffensystem geben, damit man von einer Kampfkunst spricht. Aber wozu überhaupt eine Kampfkunst? Ich frage mich heute, was es für Vorteile mit sich bringt, wenn man an diesen historischen Begriff festhält. Wenn man Kampfkunst im Sinne von Kriegskunst betrachtet, haben sämtliche Kampfkünste vor einigen hundert Jahren ausgedient. Was gibt es also für eine Motivation an diesem Begriff festzuhalten und keinen Kampfsport, sondern eine Kampfkunst zu erlernen, bzw. wo kann diese gebraucht werden?
Mir fällt ein:
a) in illegalen, gewalttätigen Auseinandersetzungen und zur Verteidigung gegen solche Übergriffe
b) bei der Polizei
c) beim Militär

ad c) Das hat sich mit dem letzten Ritter und Samurai erübrigt, heute sind technisches Know How gefragt, um die modernen Waffensysteme bedienen zu können.
ad b) Hier ist vielleicht am ehesten ein Bedarf gegeben, da die Polizei die schonenste Möglichkeit einsetzen soll, um Täter zu überwältigen; ich denke aber, dass Taijiquan dazu recht ungeeignet ist und die lange Ausbildungszeit spricht ebenfalls dagegen.
ad a) Krimineller Einsatz kann ja sicher nicht angestrebt werden und zur Verteidigung gegen diesen ist Taijiquan meiner Meinung nach für Durchschnittsmenschen kaum zu gebrauchen; für Meister womöglich, aber es gibt Selbstverteidigungskurse in diversen Kampfsportarten (Krav Maga, Jeet Kune Do, Eskrima, Panantukan, Kickboxen und Co) die von Anfang an eingesetzt werden können und nicht erst nach 10 Jahren täglicher Übung. Abgesehen davon, ist ein Waffenschein und eine Handfeuerwaffe sicher noch effizienter, falls jemand wirklich einen Grund hat sich zu schützen und die Selbstverteidigung dringend erforderlich ist. Ich bin erfreulicher weise in 52 Jahren noch nicht in so eine Situation gekommen, weshalb ich auch annehmen kann, das es in Österreich nicht sehr häufig vorkommt, dass man sich selbstverteidigen muss.
Die gesundheitliche und spirituelle Anwendungsmöglichkeiten sind meiner Meinung nach die heutigen Vorzüge von Taijiquan und weshalb sollte man das nicht fördern wollen und sportlich betreiben? Ich würde es begrüßen, wenn es zu einem Volkssport werden würde und finde es Schade, dass es kaum Wettkämpfe gibt, denn Tui Shou wäre dazu gut geeignet, genau so Punktevergabe für die Ausführung der Form und sogar Wettkämpfe mit Anwendungen wären möglich. Im Fechten verwendet man übrigens auch Säbel und trotzdem ist es eine olympische Disziplin und es ist ein Sport. Das Taijiquan Anwendungen so viel gefählicher sind, als die in Karate oder Kickboxen, kann nur ein Gerücht sein. Ich verstehe also den tieferen Sinn nicht ganz, weshalb sich Taijiquan-Insider dagegen so wehement wehren, Sportler zu sein. Was ist daran so verwerflich? Diese irgendwie elitären Ansprüche und Mythen von Geheimnissen, die nur Meister an auserwählte Schüler weitergeben, führt zu einer Inflation an Meistern, Schulen und Stilen und so könnte aus Taijiquan bald eine reine Geschäftssache und Modeerscheinung werden, wenn dies nicht ohnehin schon der Fall ist. Bei Sportarten, auch bei Kampfsportarten ist hingegen eine Auslese gegeben, denn dazu gibt es ja die Wettbewerbe, um den Besten zu ermitteln. Ich finde der Beste sollte der Meister sein und nicht der Älteste, der Hineingeborene oder der, mit den schönsten Namen. Daher fände ich es jetzt, nach einigen Überlegungen, begrüßenswert, wenn aus Taijiquan ein Volkssport und ein Kampfsport mit Wettkämpfen werden würde, damit man sich mit anderen und dabei die eigenen Fähigkeiten ehrlich, sportlich fair messen könnte.
Übrigens halte ich mich noch für lernfähig und falls es Argumente für die Aufrechterhaltung der Bezeichnung “Kampfkunst” gibt, würde mich das interessieren. Ich persönlich bin von Taijiquan begeistert, sehe mich aber eher als sportlich aktiver Traumdänzer, der nach Harmaonie und Perfektion in der Bewegung sucht.
Da fällt mir noch eine Frage ein, weshalb sollte man die Taichi Prinzipien nur zum Zweck der Heilung oder des Kampfes einsetzen und nicht auch für völlig andere Tätigkeiten im Alltag? Irgend ein Beispiel zur Verdeutlichung was ich meine: “Rettet jemand einen Hilfebedürftigen, weil er sein Chi steuern kann und die Kraft optimal in Muskelsynergien vom Dantian über Becken, Hüfte und die gesamte anatomische Struktur hin optimal entfalten kann, dann wäre das in meinen Augen ein möglicher und sinnvoller Einsatz (es gäbe aber unzählige Möglichkeiten, auch körperliche Tätigkeiten aus der Arbeitswelt sollte man nicht einfach außer acht lassen), aber für eine derartige friedliche Nutzung der Prinzipien im Alltag, ist die Bezeichnung “Kampfkunst” irgendwie irreführend, finde ich.
Umfrage:

Sollte aus Taijiquan ein Kampfsport werden? (2)

View Results

Wird geladen ... Wird geladen ...

Gedanken zu Taijiquan – meine Langform

Ich bin bezüglich meiner Taijiquan-Entwicklung an einem kritischen Punkt angelangt. Ursprünglich war ich fasziniert von den harmonischen Bewegungen und mir kommt vor, als sähe ich manchmal den Energiefluss und eine einzige harmonische Bewegung vom Beginn bis zum Ende einer Form. Beim Üben auf der Wiese, wenn sonst keine Menschenseele weit und breit zu sehen ist, stellte sich ab und zu während der Form ein Gefühl ein, dass für mich richtungweisend war. Aber sobald ich es richtig bemerkte und eifrig verstärken wollte, weil ich mir sicher war, dass ich genau dieses Gefühl haben und fördern möchte – es wirkte sich auch nachträglich positiv auf mein Wohlbefinden aus – verschwand es. Je mehr ich mich darauf konzentrierte und je ehrgeiziger ich den Energiefluss stärker spüren wollte und mit den Bewegungen in Einklang bringen wollte, desto kälter und lebloser fühlte sich mein Körper an. Alles, wonach ich strebte war weg. Nach längerem Frust gab ich mein Ansinnen auf und wollte neue Formen und Techniken lernen. Aber meine Begeisterung war verflogen und es machte nicht mehr wirklich Freude. Ein neuer Kurs und ein Säbel konnte mich kurz darüber hinwegtäuschen und die Begeisterung stellte sich wieder ein. Sehr kurz allerdings, denn schon nach Tagen kam wieder Unzufriedenheit in mir auf und ich erkannte, dass es nicht an den Formen und Techniken liegt, sondern einfach daran, wie ich an die Übung herangehe.
Ich habe mich übernommen und mich selbst überfordert, mit den viel zu hohen Erwartungen. Doch inzwischen bemerkte ich, dass mir 15 Minuten “stehende Säule” mehr bringen kann, als eine Form der Choreographie nach zu beherrschen.
Also noch einmal von vorne, aber diesmal langsam und bedacht. Zuerst muss ich einmal meine Ziele überprüfen und da merke ich schon, dass etwas nicht stimmt. Ursprünglich wollte ich nur etwas für meine Gesundheit tun, mich sammeln, entspannen und als höchstes Ziel wollte ich mich ähnlich harmonisch bewegen können, wie so manche Darsteller es auf Videos (auch auf YouTube) vorzeigen. Akrobatik und Selbstverteidigung stand nicht auf meiner Wunschliste und schon gar nicht eine Leistung zu erbringen und dies oder das möglichst gut, nach Beurteilung anderer, können zu wollen.
Inzwischen habe ich mein ursprüngliches Ansinnen vorübergehend aus den Augen verloren und daher wurden die Übungen immer mühsamer. Früher war mir das völlig egal, wenn ich auf die Wiese ging, ob meine Figur nun echter Yang, Chen, Wu, Sun Stil ist oder nicht. Authentisch traditionell oder modernes Wushu, nach diesem oder jenen Meister, das Streben nach Perfektion hat mir schnell die Freude genommen und daher mache ich nun meine Form. Ich verschiebe alle Vorhaben auf später und übe nur noch noch kleine Grundlagenübungen, die CMC-37er, die Laojia Yilu und meine Langform im Yangstil. Kein Stock, kein Säbel, kein Lohan Zhang, kein Kranich und keine Gedanken an Tanglang, sogar die kleineren Formen und Qigongformen stelle ich ein. Abgesehen von Anwendungsübungen und Tui Shou Spielereien in einem Kurs von zweien, werde ich selbst nur noch ganz einfache Grundlagenübungen und die drei erwähnten Formen üben. Die 37er Kurzform, weil es meine erste Grundlagenform war, die ich nicht verlernen möchte, die Laojia weil sie mich von allen Formen, die ich bis jetzt gesehen habe (alleine auf YouTube habe ich schon hunderte in meinen Listen) am meisten anspricht und ich sie lernen will und “meine Langform in Anlehnung an den Yangstil”, weil ich mir die Freude an Tai Chi erhalten möchte.
Mein neuer Plan:

Kurse:
Do: CMC mit Anwendungen, push hand und Spielereien und
Sa: Chen Stil

Auf der Wiese:
Mo: CMC 37er
Di: meine Langform
Mi: Laojia Yilu
Do: CMC 37er
Fr: meine Langform
Sa: Laojia Yilu
So: keine Übungen

Darüber hinaus habe ich mir gerade eine Webseite angelegt, wo ich mir Details zu Taijiquan notieren werde, die mir wichtig sind.
Abschließende Notiz soll mich an mein Vorhaben erinnern und ich werde ein ähnliche Notiz gleich auf meiner neuen Seite unter bringen:
Ich will weder ein Taiji-Lehrer und schon gar kein Meister werden, ich will es auch nicht zum Vorzeigen oder zur Selbstverteidigung üben, sondern ich möchte Freude an der Meditation in Bewegung haben und der Natur verbundener werden.

Taijiquan im Ibis Stil

Hier habt ihr den Beweis, meine lieben Taiji-Freunde, also hört endlich auf mich bei der 2ten Übung der fünf Lockerungsübungen nach Huang Xingxiang aauszulachen, wenn ich immer den Kopf nach vor und zurück bewege.
Hallo, hört zu und seht her, früher haben die alten Meister die Gottesanbeterin, den Adler und den Kranich studiert, ich habe mich hingegen auf den roten Ibis spezialisiert. Also nicht auslachen, sondern lächeln, bewundern, anerkennen und loben, dann zeige ich euch vielleicht wie das der Ibis wirklich macht. 😉

Ich glaube, dass ich das Foto früher bereits verwendete und es machte einen bleibenden Eindruck auf mich, was meine Taijifreunde im Shambhala bestätigen können.