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32-33) Schöne Frau am Webstuhl

Zurück zur 37er Form im Yang Style nach Cheng Man Ching.

Nachdem ich heute auf meiner Tai Chi Wiese wieder ein Problem mit der „schönen Frau am Webstuhl“ hatte, werde ich dieses Bild nun einmal zu beschreiben versuchen.
Ich hatte wieder herrliches, sonniges Wetter, nur der Wind sorgte für eine Akazienblütendusche während meinen Übungen zur gewohnten Zeit, zwischen 8 und 9 Uhr.

Manchmal fühle ich mich während der Ausführung der Form leicht wie eine Feder und die Bewegungen kommen mir harmonisch und fließend vor, aber heute hatte ich ein Gefühl, als stünde ich mit einer Ritterrüstung bekleidet in dickflüssigem Beton, der gerade hart wird. Schon bei den 5 Vorübungen (Shen Xin Xie Tiao Fa) fühlte ich eine starke Verwurzelung und bleierne Schwere. Als ich dann dachte, jetzt kommt die „schöne Frau“, war es um meine Konzentration geschehen. Ich merke mir diese Figur vielleicht am besten einfach unter den Namen „Webstuhl“, denn schöne Frauen verwirren mich einfach zu sehr. 😉

Die schöne Frau am Webstuhl

Sie wird 4 mal ausgeführt, jeweils in die vier diagonalen Ecken.
Zuerst Richtung Nordost (NE2):
1.) Von der einfachen Peitsche ausgehend setzt man sich vom vorderen linken Fuß zurück, weg von der linken Hand – der linke Fuß wird eingedreht und der linke Arm sinkt nach unten. Das Gewicht dann auf das linke Bein verlagern und den rechten Fuß auf der Zehenspitze ausrehen. Dabei öffnet sich die Peitschenhand (noch in gleicher Höhe). Sobald der rechte Fuß nach vorne zeigt wird auf die Ferse gewechselt und weiter in die gleiche Richtung gedreht. Dann wird das Gewicht in den rechten Fuß verlagert und die rechte Hand kommt zur rechten Leiste. Es erfolgt ein Schritt mit dem linken Fuß und nun wird der Körper nach rechts (zurück) gedreht wobei das Gewicht von hinten nach vor verlagert wird. Der linke, fast waagrechte Arm ist der ziehende, blockende Arm und der rechte (in einem Winkel von etwa 90° und die rechte Hand ist ein paar cm von der linken entfernt) ist der stoßende Arm (links Block, rechts Stoß).

2.) Richtung Nordwest: Das Gewicht zurückverlagern, linken Fuß stark eindrehen und wieder geht die rechte Hand mit der Handfläche nach oben in die rechte Leiste (fast wie bei einen Ball halten – jetzt linke Hand oben und rechte unten). Das Gewicht auf das linke Bein verlagern und mit dem rechten Bein einen weit ausholenden Schritt nach hinten bei einer Körperdrehung von 270° nach rechts ausführen. Dabei lässt man den rechten Arm zum Block aufsteigen und mit der linken Hand wird jetzt der Stoß ausgeführt (rechts Block, links Stoß).

3. Richtung Südwest: Das Gewicht wieder ganz zurück auf das linke Bein verlagern, die rechte Hand kommt wieder in die Leiste. Gewicht nach rechts linker kurzer Schritt, rechts auf der Ferse nachdrehen. Das Gewicht 70% nach vorne bringen und mit der linken Hand einen Block nach oben ausführen und mit der rechten Hand einen Stoß ausführen (links Block, rechts Stoß).

4. Richtung Südost: Das Gewicht ganz zurück auf den rechten Fuß verlagern und den linken Fuß stark eindrehen. Die rechte Hand in die Leiste und den rechten Fuß nach vorne drehen. Es erfolgt ein Step weit nach hinten. Der linke Fuß dereht nach und der Körper dreht. Dabei schwingt der rechte Arm hoch zum Block und gleichzeitig erfolgt der Stoß im rechten Winkel mit der linken Hand (rechts Block, links Stoß).

Dann folgt eine Wiederholung der Abwehr nach links:
Man setzt sich von beiden Händen zurück die linke Hand sinkt bis der linke Arm waagrecht vor die Brust kommt (die Handflächen zeigen zueinander) und im rechten Winkel dazu zeigt die Handfläche der rechten Hand (Arm vertikal) nach vor. Der rechte Arm klappt dann herunter bis sich die Mittelfinger treffen – rechts nachdrehen – Schritt mit dem linken Fuß, die Abwehr nach links.

Zum Abschluss 2 Videos von YouTube, die Variationen zu der von mir beschriebenen Figur zeigen. Die stoßende Hand liegt bei mir vor dem Stoß immer in Leiste, wobei die Handfläche nach oben zeigt und sie wird gleichzeitig mit dem Körper so gedreht, dass die Handfläche nach vorne kommt.
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=ApDsHDkhvnA[/youtube]

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=puOcEt-Nndk[/youtube]

Das Tai Chi Chuan Wunder

Nach einem Jahr sehr intensiver Beschäftigung mit TCC erinnere ich mich an den Auslöser für mein Interesse:
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=OAe95N3T8q8[/youtube]

Inzwischen kenne ich viele Formen, Details, sehr viel Theorie und ich habe auch einiges an Praxis. Mit dem Beginn meiner praktischen Übungen habe ich mich natürlich an meinem sehr guten Lehrer orientiert. Trotzdem nutze ich das Internet intensiv, um von allen Lehrern und Meistern lernen zu können. Ich würde nie über einen Style ein abwertendes Wort verschwenden und ich kenne inzwischen feine Unterschiede, die sowohl vom Style, der Person oder der Interpretation stammen können. Jeder wie er glaubt und ich versuche mir überall das Beste heraus zu holen und einen Kompromiss zwischen Style, Meister, Form und mir zu finden. Dazu sehe ich mir immer wieder gerne an, wie das andere Menschen machen. Heute bin ich. wie gesagt auf mein erstes Video zurück gekommen. Meine Empfindung:
Die Dame ist die Inkarnation von Harmonie. Fast göttlich, einfach unfassbar, da vergisst man sofort jede Theorie, weil sie unwichtig wird. Alle Regeln, Gesetze und ganz wichtigen Dinge, die man in TCC unbedingt beachten muss, werden mit ihrer ersten Bewegung völlig irrelevant. Style, Form, Haltung, Intension zu einer Bewegung, Chi, Xin, Yi, alle Prinzipien, Philosophien, das Tao, Kampfkusnt, Lebenspflege und einfach alles wird belanglos. Sie ist viel, viel unendlich mehr, als nur perfekt. Es ist einfach unglaublich schön. „Schön“ ist in unpassendes Wort dafür, aber leider finde ich kein passendes ín meiner Schwärmerei. Jetzt sehe ich ihre Bewegung auch ganz anders, als vor mehr als einem Jahr und da hat es mich schon fasziniert. Sie hat alles in sich vereint und als Mensch zu einer einzigen göttlichen Bewegung gemacht.
Obwohl ich die 24er Form eigentlich nicht besonders mag, ist es das Schönste was ich je gesehen und erlebt habe, ja sogar geträumt habe, wenn ich die Form so „erlebt“ sehe. Ich spreche nicht von gemacht, ausgeführt, gelaufen, zelebriert, sonder von „erlebt“. Diese Person erlebt die Form mit reinem Herzen, ohne Spannungen und Blockaden völlig harmonisch. Ich spüre beim zusehen, dass sie glücklich ist, wenn sie die Tai Chi Chuan erlebt und teile dieses Glück im Anblick dieses Videos.
Spüren ist übertrieben, aber ich kann ansatzweise nachempfinden, nein genauer gesagt, kann ich mir vorstellen, dass ich die Bewegung nachempfinden könnte, aber ich werde mich nie so bewegen können, denn ich bin einfach ein anderer Mensch.
Vielleicht so ähnlich, das wäre bei mir der Spiegel für Einigkeit von Geist, Denken, Körper und Leben bzw. Handeln. Noch habe ich die Grundvoraussetzung dazu, da ich meinem Glauben an den Menschen und an das Leben, anderen gegenüber immer treu geblieben bin und noch nie absichtlich jemand verletzt habe. Ich denke, heute (nicht im xxten Jhdt) ist das die absolute Grundvoraussetzung, um je Tai Chi Chuan wirklich erlernen zu können. Yi darf nur dort hin wollen wo Xi und Chi absolut folgen können – absolut, sonst ist es nicht harmonisch, egal wie perfekt und effizient es auch sein mag. Wer anderen schlechtes will oder tut, bekommt Narben. Narben sind zwar sehr unempfindsam aus indifferentem Bindegewebe nachgewachsen und halten viel aus, aber das ich auch eine Eigenschaft von Stahl und Hartholz. Narben können nie mehr durch eigene Zellen, die eine ursprüngliche Funktion (Spezialisierug) hatten, ersetzt werden.
Mein Lehrer würde mich übrigens sofort korrigieren. 😉
Aber das ist eben Style und persönliche Note. Ich möchte nicht sagen, dass meine Form (auch Yang aber nach Cheng Man Ching) mehr die Kampfkunst betont, sondern in meiner Ausführung wird sie sicher nie so harmonisch wie in der genialen Bewegung, die das Video oben zeigt. Es ist völlig klar für mich, dass ich mich über Korrekturen freuen kann und mich dafür bedanke, aber so wie immer in meinem Leben überdenke ich es, nehme es innerlich an, oder eben nicht. Das ist nach wie vor die einzige Methode die mir bleibt, denn meine TC-Lymphozyten (mein Spruch) sprechen immer noch nicht mit mir (die sollten Tai Chi lernen, dann hätten wir vielleicht eine gemeinsame Basis zur Kommunikation (;-) ).

Taijiquan Prinzipien

Diese Serie mit 7 Videos zu einigen Tai Chi Grundelementen finde ich recht interessant:
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=WDE8Eol_gvs[/youtube]

The Inner Journey of Tai Chi Chuan- Lesson 2
The Inner Journey of Tai Chi Chuan- Lesson 3
The Inner Journey of Tai Chi Chuan- Lesson 4
The Inner Journey of Tai Chi Chuan- Lesson 5
The Inner Journey of Tai Chi Chuan- Lesson 6
The Inner Journey of Tai Chi Chuan- Lesson 7

Ebenfalls eine gute Serie von Michael Gilman: Circling Chi – Lesson 1 of 13