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Kurzer Gedanke zu Tui Shou

Heute schreibe ich mir kurz auf, was ich in letzter Zeit beim push hands beobachtete. Ursprünglich lernte ich fast ausschließlich in vertikalen Halbkreisen Kraft im Bein aufzunehmen und abzugeben; also Kraftsteuerung in beide Richtungen (in und aus dem Boden) über ein Kippen des Beckens. Nun wird in einer anderen Schule vorwiegend mit horizontaler Rotation des Beckens gearbeitet. Alle anderen Prinzipen bleiben gleich, auch das Öffnen und Schließen der Hüftgelenke, nur bei A ist das Hauptaugenmerk eben auf das vertikale Kippen und bei B auf die horizontale Rotation des Beckens ausgerichtet und trotzdem hat sich seither für mich vieles geändert. Früher hatte ich in der Gruppe A nur eine einzige Option, ich konnte in das Verlieren investieren. Eine andere Möglichkeit gab es für mich nicht, denn wenn mich jemand (insbesondere natürlich der Lehrer) berührte, war der Boden unter meinen Füßen weg und damit war es völlig egal, was ich auch immer in der Folge anstellen wollte, ich war ohne jede Chance. Es hat mich nicht gestört, denn ich wollte ja in das Verlieren investieren, aber trotzdem freue ich mich darüber, dass ich inzwischen auch schon eine andere Option hätte und dies manchmal auch kurz andeute.
In Gruppe B stelle ich mich immer an, als würde ich gerade das erste mal etwas von push hands hören, solange ich nach ihren Regeln nur horizontale Halbkreise benutze. Teste ich den vertikalen Weg, hält man es schon für eine Anwendung, oder für eine unfaire, falsche Ausführung, weshalb ich es nur ab und zu kurz vorsichtig probiere. Dabei merke ich, dass es sehr zielführend wäre.
Ich lese gerade, nicht taijiquan-konform, mehrere Bücher gleichzeitig, eines davon ist „Schiebende Hände: Die kämpferische Seite des Taijiquan“ von Jan Silberstorff und bin fasziniert und begeistert von dem Buch. Leider bin ich als Anfänger noch nicht so weit, alle Prinzipien und Kräfte verstehen, geschweige denn, anwenden zu können, aber es verblüfft mich immer öfter, dass ich die Kraft des Partners aufnehmen kann und sie dann mühelos ohne mein Zutun zurückgeben kann. Die Kraft des Partners an meinem Zentrum so vorbei zu führen, dass er/sie es erst merkt, wenn es bereits zu spät ist (er dabei selbst aus dem Gleichgewicht kommt) gelingt mir nicht so leicht, denn dafür fehlt es mir noch an Sensibilität und Gelassenheit. Angespannt versuche ich die Absicht des Partners zu erkennen bevor er eine Aktion startet. Und genau diese hohe Konzentration, dieses ehrgeizige Bemühen verhindert, dass es mir gelingen kann. Es führt lediglich zu Verspannungen, aber warum vergesse ich das nur immer wieder? Ich wollte doch beim nächsten mal „Tui Shou üben, als ob niemand da wäre, und die Form, als ob jemand da wäre“. Gut, also dann vielleicht beim nächsten mal. 😉

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