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Reflexion zu meiner Wollmilchsau Taijiquan

Jahrelang beschäftigten mich Gedanken zu Tai Chi Chuan (TCC) in immer einer ähnlichen Weise. Ich habe Bücher, Videos und vor allem das, was ich in Kursen lernte verarbeitet. Ich interessierte mich für alle möglichen Aspekte zu allen Stilen, zur Geschichte, den Formen, Tui Shou und den Anwendungsmöglichkeiten. Einzelne Figuren gaben mir schon tagelang Stoff zum vergleichen und herumtüfteln, aber alle Betrachtungen schienen irgendwie einen gemeinsamen Nenner zu haben, der mir unbekannt ist und auch nicht näher erörtert werden möchte. Etwas mystisches und nur spirituell erfahrbares Unbekanntes begleitete meine theoretische und praktische Beschäftigung mit TCC. Eine Sehnsucht nach Freiheit, nach Bewegungsfreiheit, nach Ordnung, Harmonie, nein, nach der Harmonie und unterschwellig der Wunsch sich zu entwickeln, emanzipieren, sich selbst und das Leben besser kennen zu lernen. Die Lebensenergie und ihre Wege zu erahnen…. und trotzdem kritisch bleiben. Selbst wenn ich zu wissen glaube, was mit Sprüchen gemeint ist, die teilweise von großen vergangenen Meistern stammen, kann ich es nicht einfach unkritisch akzeptieren. Ich kenne inzwischen eine ganze Reihe solcher Sprüche, mit denen ich nicht ohne weiteres konform gehe, wie z. B.: „ich kenne alle, aber keiner kennt mich.“ Selbst wenn es eine sehr hohe Kunst sein mag, scheinbar nicht vorhanden zu sein und unbemerkt in das Zentrum des anderen zu sinken, so ist es für mich trotzdem nicht erstrebenswert, da dadurch lediglich erreicht werden könnte, dass ich den anderen besiege. Wozu sein Zentrum verstecken? Um das Yin-Yang-Spiel zu erschweren? Ein Versteckenspiel ist meiner Meinung nach nicht sehr harmonisch, auch wenn es den TCC Prinzipien folgen sollte. Der Vergleich ist nicht ganz nach meinem Geschmack. Jeder Vergleich hinkt, sonst bräuchte man ja keinen Vergleich, aber mir gefällt folgender Gedanke besser.
Wenn ich in das Spiel bewusst oder besser gesagt, gefühlt eingreifen möchte, dann will ich mich zeigen und weich wie Wasser in den anderen hineinfließen, ohne dass dieser sich dagegen wehren kann, weil ich ihm keinen Wiederstand biete, obwohl ich mich direkt auf ihn zu bewege. Ja, dass gefällt mir besser und wenn es gelingt, kann ich auf die anschließende kleine Welle oder den spiralenförmigen Strudel gerne verzichten. Umgekehrt ist es genau so spannend, zu fühlen, wie viel Wasser man heran lassen kann, bis man den Boden unter den Füßen verliert.

Naja, früher dachte ich jedenfalls viel in einer bestimmten Art und Weise über Technik, Energie, Form usw. nach und natürlich wollte ich mich verbessern, was zu dem Problem der Messbarkeit führte. Kampfkunst kann man aber nicht als Kampfsport betreiben und dazu musste ich mir die unzähligen Argumente der Kampfkünstler überlegen, bis das Wohlbefinden mein Maßstab wurde. Es genügte mir aber nicht, da könnte ich auch in ein Wellness-Center gehen oder TCC als esoterischen Balzmeditationstanz pflegen. Wohlbefinden ist so subjektiv, dass ich es vielleicht sogar durch ein paar Pillen oder diverse Sucht- und Genussmittel erlangen kann.
So kommen mir ganz neue Gedanken zu Tai Chi auf der Suche nach einem Maß, ob es etwas bewirkt. Wie wohl, ausgeglichen, ruhig und fit würde ich mich jetzt fühlen, wenn ich die letzten Jahre täglich schwimmen oder wandern gegangen wäre, statt Taijiquan zu üben?
Also sportlicher Wettkampf und subjektive Introspektion bringen mich nicht weiter und mit Hilfsmitteln wie Dart kann ich auch kaum eine Relation zu den Auswirkungen meiner TCC-Übungen herstellen.
Wenn ich das Wort „Chi“ von einem Kampfkünstler oder Esoteriker höre, wende ich mich normalerweise gleich weg, weil ich das Gelaber meist nicht aushalte. Es stört mich nicht, wenn jemand Phantasie hat, ganz im Gegenteil, aber ich vergeude meine Zeit nicht gerne damit, mir irgendwelche Phrasen zum x-ten mal anzuhören. Es langweilt mich genau so, wie ein Gebet oder uralte Blondinenwitze.
Nun, da ich genug Lebensenergie (was man unter vielen anderen Möglichkeiten auch mit Chi übersetzen kann) habe, brauche ich ja eigentlich nur mehr eine einzige der 13 Taijiquan-Grundtechniken nehmen und prüfen, ob ich damit Energie aufnehmen oder abgeben kann. Ideal und schon sind wir wieder bei dem obigen Vergleich mit dem
Wasser. Ich kann Energie von meinem Fuß oder auch von meinem Dantian in die Hand, Ellenbogen, Schulter übertragen, das ist nicht schwierig und bedarf kein TCC. Wenn mir ein Partner gegenüber steht und ich ihn wegschubsen möchte, brauche ich dazu nur eine bestimmte Kraft und auch kein TCC. Wenn dieser Partner aber genau das verhindern möchte und ich ihn dadurch mit noch weniger Kraftaufwand vom Platz schubsen kann, dann funktioniert TCC. Oder wenn er mich von der Stelle schubsen möchte und sich dabei selbst weg schubst, dann funktioniert es. Das ist momentan mein Maß, mit dem ich gerade experimentiere. Leider ist es sehr schwer zu justieren, aber in ein paar Jahren weiß ich, ob ich nur stärker, fitter, ausgeglichener, …. geworden bin, oder ob die TCC-Prinzipien auch für mich hinsichtlich Kampfkunst funktionieren können, also ob ich es tatsächlich im ursprünglichen Sinn unter Beachtung der wichtigsten Aspekte erlernen kann. Schließlich könnte die Voraussetzung zur Erlangung dieser Fähigkeit ja auch angeboren, also vererbbar sein.

Ja, Taijiquan ist schon meine Wollmilchsau und bereichert mich in sehr vielen Bereichen als Medium für Sport, Kunst, Bewegungs-, Kultur-, Harmonie-, Sensibilisierungslehre, zwischenmenschlicher Beziehungen und vieles mehr. Ich genieße also schon einige Früchte, aber könnte es mir auch noch zur Selbstverteidigung nützlich sein? Eigentlich ist dieser Aspekt nicht besonders wichtig für mich, aber da es sich primär als Kampfkunst versteht, ergibt sich daraus automatisch eine gewisse Bedeutsamkeit hinsichtlich dieser Frage. Würde sich TCC z.B. hauptsächlich als Heilkunst verstehen, was ja auch nicht ganz an den Haaren herbei gezogen wäre, erübrigte sich diese Frage für mich. Dann hätten wir im TCC aber statt so mancher Form vermutlich Kräuterlehre oder andere, taoistische Schwerpunkte.
Aber vielleicht könnte ich mich ja sogar schon mit TCC verteidigen, obwohl ich natürlich nicht in die Situation kommen möchte und wenn, dann nicht gegen einen stärkeren, schnelleren, oder gar bewaffneten Gegner und schon gar nicht gegen eine Boxer, Ringer, Judo-, Taekwondo-Kämpfer …. Den kleinen Jungs im Park kann ich trotzdem erzählen, dass Tai Chi Kampfkünstler unbesiegbar wären, Gewehrkugeln zwischen den Zähnen oder wahlweise auch mit Daumen und Zeigefinger fangen können und große Ungeheuer mit bloßem Blicke zu töten vermögen. Manche Männer üben letzteres gerade und starren dazu schon seit Jahren auf Ziegen. Das sind dann eben die bekannten TCC-Männer, die auf Ziegen starren. Bevor ich nun aber über die Ziege zur nächsten Wollmilchsau, dem Schaf komme und dann vielleicht bemerke, dass sich heute am Faschingdienstag womöglich ein Wolf unter dem Pelz versteckt, beende ich lieber meine heutigen Betrachtungen zu Taijiquan. 😉

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Taijiquan: Reflexion x, oder das Taiji-Prinzip

„x“ weil ich nicht nachsehen will, die wievielte Reflexion das ist und das bedeutet aber auch, dass ich mich doch schon längere Zeit mit TCC beschäftige. Zuerst allerdings mit Cheng Manching (CMC) und Yang Stil. Meine Überlegung war damals, dass Chen Stil zwar ganz ursprünglich sei und der Anfang, aber sogar innerhalb dieses Stils ist der „Alte Rahmen“ eher für Einsteiger gedacht und die Meister bevorzugen meist den „Neuen Rahmen“ (Fake; jünger) und halten ihn oft für „anspruchsvoller“. Gut, das bedeutete für mich, dass Yang Stil noch anspruchsvoller und CMC die Krönung, also das Gelbe vom Ei bzgl. TCC sein müsste. Ich hatte damals aber nur theoretisch eine Ahnung von TCC, doch diese Überlegung brachte mich anfangs eben zu CMC und damit zum Yang Stil (da hatte ich übrigens auch einen sehr guten Lehrer). Bald merkte ich, dass ich einen Ausgleich brauche und wollte Tanglang lernen. Da ich darüber hinaus auch noch andere TCC Stile kennen lernen wollte, war ich natürlich zum Scheitern verurteilt. Intensives Yang Training, Tanglangquan als Ausgleich und dann in den Chen Stil einsteigen, um mein TCC zu vertiefen war eine ausgesprochen dumme Entscheidung. Ich blieb jedenfalls bei Chen Stil und gab alles andere auf, obwohl ich bis heute vom Chen Stil kaum eine Ahnung habe und meine Yang-Freunde vermisse.. Ok, ich stehe gerne Säule, dachte ich kann die Seidenfaden-Übungen, die 19er und ein wenig Säbel. Jetzt lerne ich gerade die 1 . Form des alten Rahmens und weil mir Mark Chen in Englisch zwar eine recht wichtige Lektüre ist, aber mir kaum weiter hilft mit meinen Yi, Yin, Yang, und den Prinzipien im TCC (und nicht einmal in der Form) habe ich mir neue Literatur und DVD’s besorgt. Auf YouTube kenne ich unglaublich viele Videos und Bücher habe ich auch in den letzten Jahren schon sehr viele gelesen zum Thema Taoismus, Qigong, Nèijiāquán, speziell Taijiquan und Kampfkunst allgemein, aber im Chen Stil konnte ich einfach bei keiner einzigen Figur mit Yin-Yang, Energie und damit auch mit den weiteren Grundprinzipien klar kommen. Ich dachte mir alles mögliche aus, sogar ein dreidimensionales Taiji-Symbol (das ist eigentlich auch von mir selbst neu erfunden, doch heute habe ich gelernt, dass sich andere schon viel früher darüber Gedanken machten) usw. und suchte nach einer neuen Vorstellung von Peng Peng Jin und Co; aber eigentlich bin ich seit mein Lehrer in Chenjiagou ist etwas verzweifelt (ja so ist das lieber Paris), obwohl ich als „absolute beginner“ im Chen Stil natürlich von meinen Partnern im Verein, die meinen Lehrer vertreten, noch genügend lernen kann und mir nun zusätzlich auch bei einem anderen Verein noch Abhilfe suche. Sie bemühen sich redlich, sie sind mir sehr hilfreich und im Chen Stil sicher weiter als ich, aber ich merke sofort, ob jemand etwas nur weiß (oder gar nur zu wissen glaubt), oder ob er es lebt und das macht für mich den wesentlichen Unterschied. Mein Lehrer darf jeden Fehler machen, denn er ist auch nur ein Mensch, aber er muss Taijiquan leben, sonst kann er nicht mein Meister sein.

Ach ja, eigentlich wollte ich über meine neuen Anschaffungen sprechen – nein, diesmal nur über eine, obwohl ich gerade alles auf Amazon gekauft habe, was ich zu Taijiquan noch nicht kannte. Ja und wie soll ich nun sagen was ich sagen wollte? Ganz einfach, die DVD von Meister Jan Silberstorff „Das Taiji-Prinzip“ ist so ziemlich genau das Gegenteil von diesem Artikel (dazu sei aber auch angemerkt, dass das mein Notizblog [Notizen sind selbsterklärend und blog steht für digitales, persönliches Tagebuch] ist).
Endlich habe ich begriffen, worum es geht, also wie man sich im Chen Stil den TCC-Prinzipen nähern kann. Ich übe seit einem Jahr die Sehende Säule und die Seidenfadenübungen und habe „Tonnen“ Literatur und Videos dazu, aber ich wusste eigentlich nie worum es geht, weil ich viel zu kompliziert dachte. Das Taiji-Prinzip vonJan Silberstorff ist mir wie eine Erlösung. Es ist so unglaublich einfach, klar und deutlich. Jan Silberstorff braucht dazu nicht einmal Charme, Schmäh oder Witz, er sagt einfach worum es geht und ganz genau das habe ich gesucht. Jetzt kann ich damit anfangen, auch die hoch intellektuellen Abhandlungen irgendwie zuzuordnen und ich glaube ich kann mich schon bei der nächsten Übung (also heute am Abend) komplett frei von Qualen und Gewissensbissen, ob das auch richtig ist was ich mache, dem Taijiquan widmen. Ein herzliches Danke an Jan Silberstorff.

Übrigens, ich hatte das theoretisch vorher auch schon gelesen und gewusst,was die DVD an Information beinhaltet, ich glaube sogar auf WCTAG oder einem Journal, aber mit der DVD (Bild und Ton) habe ich es viel besser verstanden.

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Was ist Qigong und Taijiquan für mich?

Nach einem Jahr, schreibe ich mir hier meine dritte Reflexion zu Qigong und Taijiquan auf.

Eine allgemeine Erklärung zu Qigong und Taijiquan findet man auf Wikipedia, hier geht es mir nur um meine persönliche Erfahrung und Meinung, die sich hoffentlich weiter entwickelt.

Ich sagte früher, mir gefällt die Aussage, Tai Chi Chuan sei das Gebet der Taoisten, doch was bedeutet das für mich? Es bedeutet, dass ich mich und mein Leben verstehen möchte und es bewusst in und durch Bewegung besser kennen lernen möchte. Das ich meine Lebensenergie oder Lebenskraft (chi bzw. qi) erkennen und fördern will, also gesund und lange leben möchte. Man könnte bei Taijiquan auch von dem Versuch sprechen: „Das Leben erkennen und respektieren zu lernen“.
Es ist eine Bewegungsmeditation – alles was sich bewegt, braucht einen Impuls, eine bewegende Energie. Kann man das als Lebewesen introspektiv erfassen? Welchen Bewusstheitsgrad kann man dabei erreichen?

Was ist Lebensenergie für mich? Ganz stark vereinfacht kommt es auf den Unterschied zwischen einem lebenden und toten Organismus hinaus. Wenn jemand stirbt, wodurch unterscheidet er sich nach dem Tod von dem, was er davor war? Ich Frage nicht nach den Kennzeichen, die sind hinreichend bekannt, doch ein Nulllinien-EKG und -EEG weist auch darauf hin: „es fehlt die Lebensenergie“. Ob man nun chemische Gleichgewichtsreaktionen, elektrischen Strom, Potentiale zwischen intra- und extrazellulären Räumen betrachtet, es kommt immer zum gleichen Ergebnis. Keine Lebensenergie und kein Energiefluss, kein Chi bzw. Qi (Lebensenergie in der traditionellen chinesischen Medizin).
Zitat aus Wikipedia:

Der chinesische Begriff Qì, gleichbedeutend mit Ch’i (chin. 氣 / 气, W.-G. Ch’i), in Japan als Ki (Kanji: 気) und in Korea als Gi bekannt, bedeutet Energie, Atem oder Fluidum, kann aber wörtlich übersetzt auch Luft, Dampf, Hauch, Äther sowie Temperament, Kraft oder Atmosphäre bedeuten. Außerdem bezeichnet Qì die Emotionen des Menschen und nach moderner daoistischer Auffassung steht es auch für die Tätigkeit des neurohormonalen Systems.

Qì ist ein zentraler Begriff des Daoismus. Die älteste Erwähnung des Begriffes wird dem daoistischen Philosophen Zhuangzi zugeschrieben, der den Kosmos aus Qì bestehend beschrieb. Darüber hinaus ist die Vorstellung vom Qì die ideelle Grundlage der traditionellen chinesischen Medizin.

Die Vorstellung vom Qì prägt bis heute das Weltverständnis vieler Menschen in Asien und zunehmend auch im Westen und hat Bedeutung für verschiedene Religionen. In abgewandelter Form fand das mit dem Begriff verbundene Konzept Eingang in westliches Denken, insbesondere als Bestandteil esoterischer Lehren.

Wie dem auch sei und was man darüber auch schreiben und denken mag, wenn ich Qi mit Lebensenergie übersetze, dann ist damit für mich alles geklärt, denn wer oder was lebt, muss Lebensenergie haben.

Wenn Naturwissenschaftler bezweifeln, das sie leben, so ist das ihre Sache, aber sie sollen mir nichts über mein Leben erzählen. Wenn sie behaupten, es gäbe keine Lebensenergie, zweifle ich sehr an ihren Verstand, weil sie durch ihr kompliziertes Denken anscheinend nicht mehr in der Lage sind, ganz einfache Zusammenhänge zu erkennen. Aber ich kann diesen Gescheitis eine relativ einfache Aufgabe geben, mit deren Lösung sie beweisen könnten, dass ihre Argumente beachtenswert sind.

Es gibt sehr viele Energieträger in meinem Körper (mein Körper ist alles, was meine Tc-Lymphozyten als solchen erkennen) und ein sehr hoher Anteil ist Wasser. Ich lasse alle Konzentrationen, aller komplizierten Stoffe und sogar die einfachsten Elektrolyte weg und stelle somit wirklich die einfachste aller denkbaren Aufgaben, wenn ich frage, ob sich ein oder mehrere Wasserstoffmoleküle in meinem Körper durch eine Qigong- oder Taijiquan-Übung im Magnetfeld der Erde ausrichten kann (können). Wasserstoffbrücken und Van-der-Waals-Wechselwirkungen müssen natürlich berücksichtigt werden.
Ich behaupte, dass ich im vernetzten Cluster der Wassermoleküle ein oder mehrere Wassermoleküle, die sich auch durch ihrer Eigenschaft als elektrischer Dipol wirken zu können auszeichnen, im Magnetfeld der Erde ausrichten kann und zwar durch Qigong oder Taichi. Das ist natürlich nur eine rhetorische Behauptung, um zu zeigen: „wenn man von fast allem (99,99… % aller wesentlichen Faktoren) abstrahiert und nur einen ganz winzigen Aspekt heraus nimmt, ist es trotzdem nicht möglich, mir eine wissenschaftlich korrekte Antwort auf diese Frage zu geben“.
Wissenschaftliche Aussagen können daher von mir ganz sicher nicht akzeptiert werden und ich meine, es wäre sinnvoller, wenn sich Wissenschaftler auf ihre Sache und die Idiopathie konzentrierten.
Jeder Naturwissenschaftler, der das Wort „idiopathisch“ kennt, sollte bemüht sein, der Ursachenforschung für idiopathische Krankheiten zum Erfolg zu verhelfen, statt neue Mutmaßungen über Existenz oder Nichtexistenz von Lebensenergie zu diskutieren und sie dabei als Hitze an die Umgebung abzugeben, denn dieser Vorgang ist irreversibel. Meiner Vermutung nach, kann die zurückgelassene Unordnung der Gedanken nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Zurück zu meinen Gedanken über die Bewegungsmeditation.
Zuerst war die Frage aktuell: „Wie geht das?“ Als ich eine Form, den Ablauf der Bewegungen konnte, zumindest so, dass ich nicht nachdenken musste, was als nächstes kommt, drängte sich die Frage auf: „Was mache ich da eigentlich? Welchen Zweck hat die Übung, bringt es irgend ein merkbares Ergebnis? Zeigt es Wirkung auf mein Wohlbefinden?“

Level 1 und 2
Mir fiel dazu ein, dass Taijiquan unendlich viele Level haben muss und jedes wird aus der Sicht eines Außenstehenden immer schwieriger. Für mich ist Level 1, die Kenntnis und mehr oder weniger die Beherrschung der Prinzipien und einer Form.
Dann kommt ein großer Sprung ins Level 2. Mit zwei Beispielen möchte ich mir aufschreiben, was ich damit meine.
1.) Vergleicht man eine Person A, die Trainigsatrappen aus Styropor verwendet mit einem Sportler der schwere Gewichte verwendet. Nehmen wir an, sie trainieren ihren Bizeps (Musculus biceps brachii). Stehen beide vor mir, kann ich kaum einen Unterschied erkennen, aber nach einiger Zeit wird man das unterschiedliche Ergebnis sehen. Beide führten die gleichen Bewegungen aus, aber nur der Bizeps des Sportlers wird stärker geworden sein. Bei der Taijiquan Form verhält es sich meiner Meinung nach ähnlich, man kann sie wie Person A oder wie der Sportler ausführen, je nach innerer Arbeit und je nach Umsetzung von Prinzipien. Mehr will ich jetzt gar nicht in Betracht ziehen, denn es geht mir um den Übergang von Level 1 nach 2.
Beispiel 2) Jemand lernt eine Klaviersonate ohne irgend etwas anderes zu berücksichtigen außer der Tonfolge. Ohne Takt, Betonung, Wechsel von Tempo, Lautstärke, Dauer usw. wird das Stück nur an die Klaviersonate erinnern, aber mehr nicht. Dies entspricht meiner Meinung nach, etwa dem Beherrschen der Choreographie einer Form. Für Level 2 muss aber auch alles andere eingebracht werden, außer der eigenen persönlichen Note. Ich denke, die hätte in Level 2 noch keinen Sinn und würde nur zu Verwirrung führen.

Einen Schritt nach dem anderen setzen, sonst landet man womöglich auf der Nase oder hängt mit einem Knopf in den Beinen in der Luft und sieht die Erde auf sich zukommen. 😉

Potential (Spannung) und Strom (Energiefluss)

Für jeden Fluss muss ein Potential vorhanden sein und es ist mir logisch, dass Blockaden (Staudämme) den Fluss hemmen. Oben sprach ich vom Impuls der für eine Bewegung in einem Initialsystem vorhanden sein muss und jetzt möchte ich den Widerstand erwähnen.
Ohne Widerstand kann sich ein einmal in Bewegung versetzter Körper, aber auch nur dann immer gleichmäßig weiter bewegen, wenn keine weiteren Kräfte (z.B. Coulomb, Gravitation, Kohäsion, …) zur Wirkung kommen.
Qigong und Taijiquan hilft mir Verspannungen zu Spannung schmelzen zu lassen, wie einen Eisblock zu Wasser und es hilft Blockaden aufzulösen. Das ist spürbar angenehm, meine Füße, mein Rücken und Nacken bedanken sich schon. Ebenso mein Kopf und meine Augen, denn seit die Schulterregion lockerer ist, klappt Versorgung des Craniums besser. Ob ich mir jetzt nur einbilde, dass ich dadurch ruhiger, ausgeglichener und zufriedener geworden bin oder ob es wissenschaftlich beweisbar ist, ist mir völlig egal, mein Umfeld bestätigt mir meine Wahrnehmung und das genügt mir.

Natur
Abschließend möchte ich sagen, dass ich die Verbindung der Übungen mit dem Aufenthalt in der Natur am erstaunlichsten finde. Unzählige male bin ich über Wiesen, vorbei an Bäumen gegangen und habe es nicht beachtet. Ich war mit den Gedanken meist ganz wo anders, aber jetzt bin ich zumindest während der Übungen mit den Gedanken dort, wo ich wirklich bin und das ist mir eine wertvolle Erfahrung.
Es gibt in dieser Zeit keine Vergangenheit und keine Zukunft, keine Sorgen und Aufgaben, keine Ziele und ….. nur die Wiese, die Bäume und manchmal auch Tiere (z.B. Eichkätzchen) und Menschen, aber das nehme ich alles nur wie einen Gegenwartspunkt auf der Zeitachse wahr und es löst keine weiteren Assoziationen aus, da ich auf mich und meine Bewegung konzentriert bin. Durch die Bewegung ändert sich in mir so unglaublich viel, selbst wenn ich die Bewegung so langsam wie nur möglich mache, dass es meine volle Aufmerksamkeit braucht, um wenigstens einen Teil mitzubekommen.
Den Impuls für eine Bewegung willentlich bewusst zu geben (Yi) und dann den Energiefluss (chi) zu bemerken und gleichzeitig zu kontrollieren, ob die Bewegung tatsächlich zu der gewollten Position in der Umgebung geführt hat, ist mir schon zu schwierig, denn dazu müsste ich die Gegenwart ausdehnen können. Den Impuls für die nächste Bewegung zu geben bedeutet eine Ausrichtung in die Zukunft und die Kontrolle des Ergebnisses der letzten Bewegung eine Ausrichtung in die Vergangenheit, doch ich will ja die gegenwärtige Position ganz erfassen. Zusätzlich weiß ich, dass jedes Ende einer Bewegung gleichzeitig ein Anfang sein muss und sogar das Ende der Bewegung im Anfang schon enthalten sein wird, wie das Yin im Yang und umgekehrt, sonst würde sich die Bewegung ja nie ändern können und sie würde nie enden. Das kann aber im Level 2 nicht vorkommen, weshalb ich mir keine weiteren Gedanken darüber mache. Für mich zählt, wie es für mich ist und genau so macht es mir Freude, mit und ohne Level, mit und ohne Reflexion.

Die bewusste Bewegung in der Natur ist mir aber auf jeden Fall viel wichtiger und wertvoller, als die Gedanken, die ich mir gerade jetzt darüber mache.

Man kann Taijiquan auch als äußeres Elixir (Waidan), im Gegensatz zum inneren Elixir (Neidan) betrachten und somit könnte ich Taijiquan eigentlich auch als Unterkapitel von Qigong anführen. Ich möchte mit dieser Bemerkung nur darauf hinweisen, dass eine hirarchische Betrachtung hier nicht unbedingt zielführend ist.

Anfangs ein Zitat von Wikipedia:

Qigong (chin. 氣功 / 气功, qìgōng, W.-G. ch’i-kung), in geläufiger deutsche Schreibweise auch Chigong, ist eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist. Auch Kampfkunst-Übungen werden darunter verstanden. Zur Praxis gehören Atemübungen, Körper- und Bewegungsübungen, Konzentrationsübungen und Meditationsübungen. Die Übungen sollen nach Überzeugung ihrer Anhänger der Anreicherung und Harmonisierung des Qi dienen.

Der Ursprung der Übungen liegt weit zurück, schon im Zhuangzi werden bestimmte Formen angedeutet, und aus der Zeit der Han-Dynastie liegen Seidenbilder vor. Der Name Qigong wurde zum ersten Mal von dem Daoisten Xu Xun aus der Jin-Zeit verwendet, und er bezeichnet seitdem bestimmte Übungen in der Kampfkunst…

Eine konkrekte Form der Lebenspflege. Hier werden Artikel zu Qigong gesammelt.

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Reflexion 2 zu Taijiquan

Ich bin inzwischen zu der sehr banalen Erkenntnis gekommen, dass die Essenz aller Ziele in der täglichen Übung liegt. Es war für mich nicht zielführend, mich theoretisch mit dem Thema zu beschäftigen und ein bis zwei mal pro Woche von einem Lehrer Wunder zu erwarten. Obwohl ich einen hervorragenden Lehrer und Meister habe, kann er mir trotzdem nur vermitteln worum es geht und wie man es erreichen kann, aber ausführen muss ich es selbst. Lebensenergie (man könnte auch von Chi sprechen) kann man weder kaufen und auch nicht geschenkt bekommen. Nur selbst kann man sie mit täglichem Üben spüren und fördern. Erfreulicher Weise habe ich eine gute Anleitung dazu, aber die triviale Erfahrung ist eben die, dass die tägliche Übung die Essenz darstellt und das ist für mich das Schwierigste an Taijiquan und Qigong, obwohl es theoretisch ganz einfach ist.
Bei den Übungen selbst verhält es sich ähnlich. Eine komplizierte Figur bringt mir nicht viel. Vielleicht könnte ich damit jemand beeindrucken, wenn sie nur genug spektakulär aussieht, aber das würde mir wohl kaum genügen, bzw. wäre es sogar kontraproduktiv.
Die einfachsten Figuren und noch viel mehr die einfachsten Grundübungen zeigen aber eine hervorragende Wirkung, wenn ich mich an die taoistische 70%-Regel halte. Das könnte ich als zweite wichtige, wenn auch triviale Erfahrung nennen. Halte ich mich nicht an diese Regel, kommt es durch meine Neigung zu übertreiben und alles sofort können zu wollen, zu einem schlechten Ergebnis mit Rückschritten, Muskelkater, die Freude geht verloren und ich kann mich nicht mehr zum täglichen Üben aufraffen. Daher verausgabe ich mich nicht mehr, erbringe nur 70% der möglichen Leistung und freue mich schon auf den nächsten Tag, an dem ich dann das üben werde, was ich eigentlich am liebsten gleich jetzt noch machen wollte – mañana!
Meine ersten Ziele und Erwartungen habe ich nicht verworfen, sondern geduldig in der untersten Schublade verstaut, wenn mein Seidenfaden einmal zu einem Seidenstrick anwachsen sollte, werde ich sie wieder hervorkramen.

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