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Test: Der Linux-Screenreader Orca

Für die Nutzung von Computern sind sehbehinderte Menschen auf Hilfsmittel angewiesen. Ein prominenter Vertreter davon ist Orca , der von INCOBS auf seine Alltagstauglichkeit getestet wurde.

Orca ist der Name des aktuellen Standard-Screenreaders für Linux unter der grafischen Benutzeroberfläche Gnome. Orca gehört inzwischen zum Standardpaket der Distribution Ubuntu, ist aber auch unter OpenSUSE und Debian lauffähig. Wie bei Linux selbst handelt es sich auch bei Orca um Open Source-Software, deren Quelltext frei zugänglich ist und von jedem weiterentwickelt werden kann.

INCOBS hat getestet, ob Orca blinden Anwendern die Arbeit mit der grafischen Benutzeroberfläche von Linux ermöglicht und wie gut der Screenreader die Textverarbeitung "Writer" zugänglich macht. Geprüft wurde unter der Distribution Ubuntu 8.04. Bei der Entwicklung des Tests ist man – wie bei INCOBS üblich – von den Anforderungen eines Büroarbeitsplatzes ausgegangen. INCOBS kam zu folgenden Ergebnissen:

  • Erste Probleme bei der Installation

  • Allgemeine Steuerung

  • Arbeiten mit dem Betriebssystem: Starten – Systemhilfe – Dateien verwalten

  • Arbeiten in typischen Büroanwendungen – Der Writer von OpenOffice

  • Fazit

Erste Probleme bei der Installation

Muss man Orca gesondert installieren? Massive Probleme traten bei der Installation der Braillezeile auf. Zur Nutzung der Zeile muss eine zusätzliche Software installiert werden, der Screenreader BRLTTY. Bislang war das eigentlich kein Problem, bei der neuesten Ubuntu-Version 8.04 klappte es aber überhaupt nicht. Damit die Braillezeile überhaupt eingebunden werden konnte, musste ein Linux-kundiger Systemadministrator extra ein Hilfsprogramm schreiben.

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Desktop-Umgebung GNOME 2.24 freigegeben

Die neue Version 2.24 des GNOME-Desktops wurde von den Entwicklern freigegeben. Diese wird auch in Ubuntu Intrepid Ibex integriert sein.

Wie bei jeder neuen Version bringt der GNOME-Desktop sowohl etliche Neuerungen als auch viele Fehlerkorrekturen mit. Eine der auffälligsten Neuerungen dürfte der Umstieg des IM-Clients sein: Hier ersetzt Empathy das bisher verwendeten Pidgin. Mit diesem lassen sich Protokolle wie Jabber/XMPP und MSN Messenger nutzen. Ekiga, eine SIP-Audio/Video-Konferenzanwendung, kommt in Version 3.0 mit einer neuen Oberfläche, die sich um das Telefonbuch aufbaut, daher.

Nautilus, der Dateimanager, wurde mit Tabs ergänzt. So lassen sich jetzt mehrere Reiter in einem Fensters anzeigen. Er erkennt auch, wenn beim Kopieren von Dateien auf eine FAT-Partition Zeichen im Dateinamen verwendet werden, die von FAT nicht unterstützt werden. Diese werden dann automatisch durch einen Unterstrich ersetzt. Neben einer Symbol- und Listenansicht, beherrscht er jetzt auch eine Kompaktansicht. Die Vervollständigung von Dateinamen in der Adresszeile ist deutlich verbessert worden. So lässt sich diese mit der Tabulator-Taste, wie im Terminal, vervollständigen.

Benutzer die Multihead benötigen oder verwenden möchten, können sich freuen. GNOME beherrscht jetzt wesentlich besser den Umgang mit mehreren Ausgabegeräten. So können an einem Rechner leichter als bisher, mehre Bildschirme verwendet werden. Auch der Einsatz von Beamern, beispielsweise an einem Laptop, ist nun problemlos möglich. Nach der Wahl der Bildschirmauflösung können die neuen Einstellungen sofort übernommen werden, ohne die graphische Oberfläche neu starten zu müssen. Dabei können auf den verschiedenen Ausgabegeräten unterschiedliche Bildschirmauflösungen gewählt werden. Diese Neuerungen werden durch die neue Spezifikation XRandR 1.2 von X.Org möglich.

Die Deskbar wurde um einige neue Funktionen ergänzt. Neu ist ein Taschenrechner, die Google-Suche (auch Google-Code-Suche) sowie eine Suche mit Yahoo und Wikipedia. Auch Twitter arbeitet jetzt mit der Deskbar zusammen. Weiterhin können nun leicht neue Erweiterungen aus dem Deskbar-Repository hinzugefügt werden. Darüber hinaus wurde die bereits bestehenden Funktionen und Fehler verbessert.

Mit dem Panel Hamster lässt sich jetzt die Arbeitszeiteinteilung bei verschiedenen Aufgaben verfolgen. Mit einem Klick auf die Anwendung kann man verschieden Einstellungen wie die Art der Tätigkeit, Auftraggeber/Kunde, Kategorie und vieles mehr ändern. Auf diese Weise lassen sich verschieden Arbeitszeiten leicht dokumentieren, und die gesammelten Daten können graphisch ausgewertet werden.

Der GNOME-Desktop wartet auch mit einer besseren Unterstützung für DVB-Geräte auf. So soll es jetzt ohne Weiteres möglich sein, mehrere DVB-Tuner einzusetzen und mehrere Kanäle gleichzeitig anzuschauen bzw. aufzunehmen. Dies ist mit Hilfe des neuen GStreamer-Multimedia-Frameworks möglich. Hinzu kommt eine bessere Unterstützung von mehreren Infrarot-Fernbedienungen.

Auch in Sachen Barrierefreiheit hat sich viel getan: Hier sind die Tastaturnavigation, die barrierefreie Maus und der Bildschirmleser zu nennen. Alle drei wurden überarbeitet und deutlich verbessert. Mit Hilfe der Tastaturnavigation lassen sich jetzt problemlos Nachrichtenfelder und -symbole erreichen. Die barrierefreie Maus funktioniert auch in den bereits erwähnten Multi-Bildschirm-Umgebungen und kann die Gesten am Bildschirm sichtbar machen. Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen hilft der Bildschirmleser. Dieser arbeitet mit vielen Nicht-GNOME-Anwendungen, wie OpenOffice.org, Mozilla Thunderbird/Firefox, Pidgin und anderen Programmen, problemloser zusammen.

Bei GNOME 2.24 handelt es sich um die erste Version, die auf der neuen Entwicklungsumgebung GNOME-Mobil basiert. Dies ermöglicht Entwicklern neue Desktopkomponenten in ihre Anwendungen zu integrieren, welche auf Linux-Handhelds und -Smartphones laufen sollen. Es gibt natürlich noch zahlreiche weitere Neuerungen. Diese werden auf der Webpräsenz von GNOME vorgestellt.

Auch ein Ausblick auf GNOME 3.0 ist schon zu erspähen. So berichtet Phoronix über die zu erwartenden Neuerungen: Einen "weicheren" Übergang zwischen GDM-Login und Desktop, eine Art "Dock-Mode" mit größeren Icons (Mac OS X), die Möglichkeit, Mango, den Nachfolger Tangos, für Icons zu nutzen sowie "weichere" Animationseffekte. Dies kann übersichtlicher auf einer inoffiziellen Roadmap (pdf) angeschaut werden.

Quellen: pro-linux, golem, derstandard.at, GNOME: The Free Software Desktop Project, bomahy.nl
Die Bilder stammen von GNOME: The Free Software Desktop Project


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Den aktuellen Originalartikel dazu lesen auf Desktop-Umgebung GNOME 2.24 freigegeben

Wechselt Gnome zu Webkit?

Eine Meldung machte die letzten Tage die Runde, wonach GNOME plant bzw. diskutiert, die Rendering-Engine von Mozilla durch die ursprüngliche KDE-Entwicklung WebKit, welches heute beispielsweise im Safari-Browser von Apple verwendet wird, zu ersetzen.

Webit-GTK-Entwickler Alp Toker hat in einer Keynote auf der GNOME Users and Developers Conference (GUADEC) in Istanbul seine Pläne vorgestellt, wonach durch eine Abkehr von den bisher verwendeten Technologien Web-Rendering im GNOME nicht nur vereinheitlicht, sondern auch um einige neue Möglichkeiten erweitert werden soll.

Neben klassischen Desktop-Widgets soll Webkit auch fortgeschrittenes Styling in einzelnen Anwendungen ermöglichen. Als Beispiel führte er eine neue Konversations-Ansicht für den Instant Messenger Pidgin an, zu der allerdings momentan keine Screenshots vorliegen. Zahlreiche andere Anwendungen wären ebenfalls bereits portiert. Webkit-GTK soll bereits alle im GNOME-Umfeld relevanten Sprachen wie C, C++, Python oder Perl unterstützen. Außerdem soll es sich optimal in die GNOME-Plattform integrieren. Ob die Vorstellungen Alp Toker’s so umgesetzt werden ist noch nicht entschieden. Da dieser Schritt aber von vielen Entwicklern unterstützt wird, gilt er als wahrscheinlich. Der GNOME-Browser Epiphany sowie das Hilfsprogramm Yelp sollen bereits mit der nächsten GNOME-Version auf Webkit setzen. Durch die Portierung von Mozilla auf Webkit soll die Anwendung nun ein Drittel schneller starten, so die Entwickler.

Für Evolution 2.24 ist bereits eine experimentelle Version mit Webkit geplant. Diese soll im September freigegeben werden. Mit Version 2.26 wolle man sich vom eigens entwickelten gtkhtml verabschieden und vollständig auf Webkit setzen. Vereinzelt erntete Alp Toker auch Kritik aus eigenen Reihen. Es wurde die Frage gestellt, ob man sich wirklich auf Apple einlassen wolle. Mozilla sei in dieser Hinsicht ein wesentlich offenerer Partner. Auch wenn man sich bei der Umsetzung mit Webkit eine Rendering Engine mit KDE teilen würde, sei eine fixe Integration der Rendering-Engine in GTK+ nicht vorgesehen.

Wir bedanken uns bei Dennis Schwarze (oshelpdesk.org), der uns diesen Artikel zur Verfügung gestellt hat!

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