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Mittel zum Leben – Lebensmittel – Vegetarismus – Selbstversorger

Ich habe hier schon öfter über verschiedene Formen von Leben, über meine Ansichten zu „Leben“ und über religiöse, kulturelle, technische, logische, politische, ethische und philosophische Aspekte öffentlich nachgedacht.
Obwohl mir mein eigenes Leben immer wertvoller (ich finde leider kein wirklich passendes Wort, aber ich bin recht glücklich und zufrieden und möchte noch sehr lange leben) wird, bin ich heute mehr denn je davon überzeugt, dass ich trotzdem nicht um jeden Preis leben möchte. Denn obwohl ich an keinen Gott/Göttin glaube und offiziell ohne Bekenntnis bin, bekenne ich mich zum Leben. Das Leben selbst (der Vorgang; unabhängig von der Definition und davon, um wessen Lebewesens Leben es sich handelt; auch unabhängig von den Definitionen von „natürlich und künstlich“) ist für mich etwas, was einem Gottesbegriff am nächsten kommt. Mein Leben ist dabei nur ein einziges unter den unzähligen Leben von gestern, heute und morgen und nimmt keine besondere Stellung ein. Es ist mir zwar sehr viel wert, aber es kann mir nicht mehr wert sein, als das Leben von irgend einem Kind, sonst würde ich Leben nicht wirklich respektieren. Es sollte mir auch nicht mehr wert sein, als von einem anderen Menschen, aber dann wird es kompliziert für mich. Wieso darf ich bei Leben, wenn es sich nicht um Leben meiner Art, also menschliches Leben handelt, bestimmen, welche Lebewesen leben dürfen und wie und wofür sie es dürfen?
Seit einiger Zeit beschäftigt mich dieses Thema, weil mir nicht klar ist, ob ich aus moralischen Gründen Vegetarier werden soll, oder nicht.
Meinungen, wie man sie immer wieder von Vegetariern hört und z.B. auf „Ist das töten und essen von Tieren unmoralisch?“ halte ich leider für völlig sinnentfremdet und unlogisch in jeder Hinsicht, denn wer gibt mir das Recht und aus welchen Grund sollte ich pflanzliches Leben vernichten (zum Beenden eines Lebens sagt man normal „töten“ und es macht für mich keinen Sinn hier zw. Pflanzen und Tieren zu unterscheiden) dürfen aber tierisches nicht? Das ist aber nicht der Punkt auf den es mir ankommt, sondern ich frage mich, mit welchem Recht und mit welcher Begründung können sich Vegetarier wohl erlauben, tierische Lebensformen, wie Bakterien überhaupt zu verleugnen? Ein kleines Tier darf man also nicht nur essen, sondern es überhaupt völlig ignorieren. Vielleicht rechnet man dann sehr kleine Schweine und Rinder auch zu vegetarischer Kost. Liebe Leute, das macht einfach keinen Sinn, denn selbst wenn nun ein Vegetarier auf die Idee kommt, nur mehr keimfreie Körner zu essen, dann besteht er selbst immer noch aus ein paar kg Bakterien und wird auch ohne Nahrungsaufnahme, welche davon verdauen.

selbst gepflückter Parasol alias Gugalimuck
selbst gepflückter Parasol alias Gugalimuck

Ich bin ein Gegner von Fleischfabriken und von „nicht artgerechter Tierhaltung“ und sehe es überhaupt nicht ein, wenn Tiere wegen der Profitgier von Menschen, leiden müssen. Aber wenn ein Tier ein schöneres Leben hat, als es in der freien Natur hätte und dann auch noch einen schmerzlosen Tod, weshalb sollte ich dann die getöteten Tiere nicht essen und alles was verwertbar ist verwerten? Soll man Schweine und Hühner vielleicht zukünftig begraben oder zum Aasesser werden, um nicht töten zu müssen? Es ist einfach sinnentfremdet für mich. Ebenso erstaunlich finde ich es, wenn in manchen Kulturen bestimmte Tiere als Nahrung verwendet werden bzw. wurden und in anderen Kulturen werden diese Tiere besser behandelt als Menschen. Die Unterscheidung in Haustier und Nutztier ist nicht nur sehr willkürlich, sondern beruht auch auf einer sehr seltsamen Logik und moralischer Einstellung.
Wo ist da der Hund wohl begraben? Ja, Hunde werden beerdigt und das Bild bleibt dann am Nachtkästchen stehen, während man sein Schnitzerl vom zu Tode gequälten Schwein verzehrt, dass sich in ihrem Leben aus Platzmangel kaum umdrehen konnte und wirklich sehr, sehr grausam gehalten wurde. Die Hölle auf Erden für das Schwein (Rind, Schaf, Huhn …) und ein Gebet für den Hund (die Katze, die Lieblingshausschlange, …) – ist das nicht seltsam?
Aber nicht nur die tierische Lebensmittelindustrie (wie man heute in unverantwortlicher Art und Weise dazu sagt) sollte dringend überdacht werden, sondern auch die, von pflanzlichen Lebensmittel. Wer nicht weiß, was ich meine, sehe sich z.B. einfach „Unser Täglich Gift – Wie Die Lebensmittelindustrie Unser Essen Vergiftet“ an.
Ich glaube, dass mir „Vegetarismus“ alleine gar nichts bringt und den Menschen auch nicht, sondern nur eine generelle Änderung der Lebensgewohnheiten, eine neue Orientierung zum Selbstversorger hin und zu kleinen landwirtschaftlichen Betrieben sinnvoll wäre. Wer seine Tomaten für sich selbst anbaut, wird sie wohl kaum vergiften und wer sein Huhn nicht selbst schlachten kann, soll es nach dem Tod meinetwegen begraben und ihm vielleicht noch eine Messe lesen lassen, falls die Kirche heute bei Tieren auch schon von beseelten Wesen spricht. Ach ja, wer seinen „Bruder“ Baum schützen will, der sollte ihn wenigstens auch gießen und wissen zu welcher Familie dieser biologisch gehört, sonst muss ich ebenfalls an Anthropozentrismus denken, wie manche vegetarischen Moralapostel es bei Menschen tun, die sich unserer Kultur entsprechend „normal“ ernähren.
Sieht man nicht nur die negativen Seiten der Entwicklung, dann kann man auch nicht übersehen, dass heute vielen Menschen auch in Österreich schon Produkte, die aus der Sojabohne gewonnen werden bekannt sind. Tofu, Sojamilch, Humus usw. finden sich schon in jedem Supermarkt. Aber auch Quinoa, Sesam und viele andere wertvolle pflanzliche Lebensmittel finde ich immer häufiger angeboten.
Das ist doch erfreulich und wenn die Menschen vielleicht noch mehr mitbekommen, dass es nicht so wesentlich ist, welche Haarfarbe man hat, was man sich auf’s Hirn, die Fingernägel oder sonst wohin pickt oder graviert und man ein Piercing nicht essen kann, dann steigt die Chance, dass sie Zeit finden, über ihre Nahrung nachzudenken und sich vielleicht sogar das eine oder andere Lebensmittel selbst herstellen bzw. anbauen oder aus dem Wald holen. Natürlich sind Geranien schön, aber meine Minimanderinen schmecken einfach besser.

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