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Gedenkmärsche und Medienrummel

„Rund 1,5 Millionen Menschen und 50 Staatschefs vereint gegen Terror und Hass“, „Gedenkfeier für Terror-Opfer: 12.000 am Wiener Ballhausplatz“, „Zehntausende auf dem Weg zum Gedenkmarsch“ sind Schlagzeilen und es ist so schön, wenn man die Menschenmassen aufmarschieren sieht, die sich einig sind – „Einig gegen Terror und Gewalt“. Naja, mir machen große Menschenansammlungen sowieso Angst, egal ob es sich um friedliche Kundgebungen oder Silvesterfeiern handelt und außerdem denke ich, dass die Anzahl nicht sehr viel aussagt. Aber selbst wenn ich sie nur über die Medien sehe und die Leute reden höre, wie schön es doch sei, wenn man diese Solidarität sieht, dann denke ich mir, dass diese Leute vielleicht auf einem Auge blind sind. Überall sehe ich Aufmärsche, Diskussionen und Gedenkfeiern und natürlich bin ich auch Charlie Hebdo und finde keine Worte für die Abscheulichkeit des Anschlages. Aber ich frage mich, wieso bei den ganzen Reden und Aufgeboten keiner ein Wort über die Opfer in Syrien und im Irak verliert. Da werden täglich mehr als 12 Menschen getötet oder abgeschlachtet und viele sind auf der Flucht. Teilweise schafften sie es nicht einmal in Flüchtlingslager, wo sie wenigstens gemeinsam erfrieren könnten, sondern sind irgendwo in den Bergen ohne Medikamente, Lebensmittel und Wasser versteckt. Sie haben alles verloren außer ihr Leben und diesen Menschen könnte man noch helfen. Wenn keiner für sie aufmarschiert, kann ich das ja noch verstehen, aber dass sie nicht einmal erwähnt werden, finde ich traurig.

Und was unternimmt man sonst gegen die IS-Terroristen?
Naja, Österreich verhaftet zwei Mädchen, die IS-Terroristen die Heirat versprachen.
Nur die Amerikaner, über die man sonst bei jeder Gelegenheit her zieht, fliegen noch Luftangriffe. Halt, ganz so schlimm ist die europäische Untätigkeit doch nicht. Ich habe gehört, Frau von der Leyen will den Peschmerga-Kämpfern noch ein paar Pistolen und vielleicht ein Messer schicken.

Ich befürchte, dass schon mehr nötig sein wird, um die IS-Terroristen zu stoppen, als auf die Straße zu gehen und sich solidarisch gegen Terror und Hass zu zeigen. Der internationalen Allianz gegen den IS gehören insgesamt etwa 60 Länder an und was haben sie bis jetzt erreicht?

Gäbe es nicht den Fracking-Boom und wäre die Ölversorgung in Gefahr, dann wäre das Problem „IS-Kalifat“ rasch erledigt. Vielleicht nicht der Terror, aber zumindest das Kalifat. Denn welche Macht und welches Militär hatte vergleichsweise Saddam Hussein und wie lange haben die Vereinigten Staaten und deren Verbündete gebraucht, um sie zu brechen? Nicht einmal 3 Wochen, vom 20. März bis zum 9. April 2003. Leider sind sie zu früh aus dem Irak abgezogen und haben dem Land nicht ausreichend zu einer neuen Stabilität geholfen.

Interessant zu diesem Thema finde ich weiters:
Aktion von französischen Karikaturisten: „Pegida, verschwinde“
Das Beitragsbild ist ein Screenshot vom der Spiegel Online Seite, siehe Link oben.

Weblink:
https://www.charliehebdo.fr/

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10. Jänner 2015 – bei 20° im Windschatten

Wenn die Menschen im 21. Jhdt. verrückt spielen und uns ins finstere Mittelalter zurück werfen, schockiert mich das nicht mehr, da dieser Prozess ja schon seit Jahren andauert. Natürlich bin ich entsetzt, wenn ich von Terroranschlägen, wie gerade in Paris, höre. Aber es ist ja nicht der erste Anschlag. Natürlich läuft mir ein Schauder über den Rücken, wenn ich in einer kostenlosen Zeitung, die mir aufgedrängt wurde, lese, dass man in Syrien wieder einen abgetrennten Kopf herum liegen hat sehen, dem angeblich noch eine Zigarette im Mund steckte. Es soll sich um den Kopf eines ehemaligen Henker und Terroristen gehandelt haben. Ist das jetzt ein Anlass zur Freude?
Ich schiebe das tägliche Grauen bei Seite und setze mich auf den Balkon. Im vom Wind geschützten Eck zeigt das Thermometer plus 20° Celsius. Ein Sturm und zwar kein Sturm der Liebe, sondern ein Sturmwind mit nahezu Orkanstärke schüttelt die gesamte Umgebung durch, als würde er uns aufrütteln wollen: „He, Menschen, wacht endlich auf aus eurem Albtraum und schaut euch einmal genau an, was ihr da so treibt auf dieser Welt!“
Die Gänseblümchen blühen und die Wiese zeigt ein Grün, wie im April. Die Knospen der Bäume wollen sich öffnen und meine Narzissen schieben bereits ihre Spitzen aus der Erde – am unverbauten Balkon draußen – wohlgemerkt – nicht etwa im Zimmer oder Glashaus.
Auch die nicht menschliche Natur scheint langsam verrückt zu werden, doch wenn das längerfristig der Fall ist, dann wirft sie uns nicht nur ins Mittelalter zurück, sondern in die Wüste, die Eiszeit oder vom Planeten.
Doch die Zeit des besinnlichen Kaufrausches bei romantischen Punschgelagen ist ja schon vorbei, also habe ich wenig Hoffnung, dass wir uns doch noch besinnen und zum humanistischen Homo Sapiens des 21. Jhdt bekennen.


Bildquelle: Fritz W. Schulz (Eigenes Werk, Schulze-Wenck) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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„Im Namen Gottes darf nicht getötet werden“

Ich las gerade den Artikel der Presse „Im Namen Gottes darf nicht getötet werden“ und meine erste Assoziation war: „aha, im Namen Gottes darf nicht getötet werden; und sonst vielleicht schon, oder warum müsst ihr sonst die Namen der Götter explizit erwähnen?“. Es gibt doch in jedem Land, zumindest in der EU, sowieso das Gesetz, dass nicht getötet werden darf und zwar in keines Namens und auch nicht im eigenen. Und ebenso nicht in Teufels Namen, sapperlot.

Vertreter des Christen- und Judentums sowie des Islam haben in Deutschland ein gemeinsames Manifest gegen Gewalt veröffentlicht.

heißt es weiter. Alle drei Religionen haben sowieso ihre Gebote, die das vorsehen. Das heißt, wenn sich diejenigen, die an irgend welche GötterInnen glauben, an die Vorschriften ihrer Religionen halten würden, dürften sie sowieso nicht töten. Andere Mitglieder sollte man aus ihrer Religion ausschließen, also ex­kom­mu­ni­zie­ren oder wie das auch immer in der jeweiligen Religion heißen mag. Religionen die vorsehen, dass Ungläubige getötet werden dürfen oder sogar müssen, wird man ja hoffentlich nicht zulassen in der EU.
Es gibt Gesetze in einem Rechtsstaat, wozu müssen da Vertreter des Christen- und Judentums sowie des Islams (zukünftig einfach als Vertreter bezeichnet) aufrufen, dass „Im Namen Gottes nicht getötet werden darf“? Denken die Vertreter, dass sie über den irdischen Gesetzen stehen? Ich, als Atheist, bin empört, dass so etwas von den Vertretern überhaupt zur Debatte gestellt werden darf. Ich bin für eine staatliche Nichtanerkennung aller Religionen, die sich in weltliche und politische Angelegenheiten einmischen wollen.
Glaubensfreiheit ja, wenn es darum geht, dass jeder glauben darf, was er will und auch beten darf, zu wem oder was er will. Aber das ist auch schon alles. Es gibt bestehende Gesetzt und da sollten sich Vertreter nicht so aufspielen, als ob es an Ihnen läge, ob diese eingehalten werden müssen. Oder leben wir ohnehin schon wieder in einem Dreigottesstaat, in dem die Vertreter das Sagen haben?

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