Gedanken zum Buddhismus

(Last Updated On: 10. Oktober 2018)

800px-buddha-paintingVorweg sei gesagt, dass ich mich zirka 10 Jahre lang mit Taijiquan (Chen und Yang bzw. Cheng Man-ch’ing), Qigong, Yoga und dem Daoismus beschäftigte. Viele Jahre davon übte ich Tai Chi Chuan täglich und ich hatte auch gute Lehrer, aber trotzdem war es mir nach etwa 10 Jahren nicht möglich, auch nur das einfachste Grundprinzip umzusetzen. Mein natürlicher Reflex ist zu stark, um bei einem Angriff (Druck) nachzugeben und die Führung zu übernehmen. Nach vielen tausenden Versuchen, wo ich mir zum Schluss schon einredete, dass ich bei einem Angriff (wenn Druck auf mich ausgeübt wurde, um mich aus dem Zentrum zu bringen) gar nichts mehr mache, dass ich absichtlich verlieren will, dass …. es war völlig egal, was ich übte, wie viel ich meditierte, was ich mir vornahm – wenn du mich weg schubsen willst, reagiert mein Körper immer wieder reflexartig mit Kraft dagegen – Punkt und aus. Also musste ich leider irgend wann einsehen, dass Taijiquan für mich nicht das Richtige ist.
Als ich mich mit dem Daoismus beschäftigte kam ich immer wieder mit dem Hinduismus, Buddhismus und neben Laozi, auch mit Konfuzius in Berührung.
Die Philosophien bzw. Religionen haben mich sehr beeindruckt und die „4 edlen Wahrheiten“, der „Edle Achtfache Pfad“ und die „fünf buddhistischen Ethikregeln (Silas)“ fand ich so gut, dass ich schon manchmal geneigt war, bekennender Buddhist zu werden. Doch wenn ich mir die vielen verschiedenen Richtungen ansah, zog ich es doch lieber vor Atheist zu bleiben.
Ja und nicht nur die vielen verschiedenen Richtungen finde ich verwirrend, sondern auch mit der Einstellung zum Frieden und zur Gewalt komme ich nicht ganz klar.

Und zwar deshalb, weil wenn ich keinen Streit habe und in Ruhe gelassen werde, dann ist es nicht schwer friedfertig zu sein. Alles andere ist in meinem Augen krankhaft aggressiv. Aber wenn ich belästigt, oder angegriffen werde, dann kann ich zeigen, wie friedliebend ich bin.

Aus diesem Grund suchte ich auch immer nach einer Möglichkeit, einer gewaltfreien Selbstverteidigung. Ursprünglich schien mir Taijiquan und Aikido eine Möglicht zu bieten, aber es wurde mir immer bewusster, dass Aikido, trotz der angestrebten friedlichen Geisteshaltung, doch nur ein Teil des Budō (jap. 武道, deutsch: „Militärweg, Kriegsweg“) ist, sowie zu Taijiquan auch eine Ausbildung in Säbel, Doppel-Säbel, Schwert, Doppelschwert, Speer und Stock gehört. Es ist eben eine Kampfkunst.
Was hat das alles mit Buddhismus zu tun? Nun, Buddhismus ist für mich auch unzertrennlich mit der Kampfkunst der Shaolin verbunden. Dazu zitiere ich Xiaoshi (kampfkunst-board.info/) auf die Frage, ob nicht Buddhismus und Kriegskunst ein Widerspruch ist:

Eigentlich ja nicht. Tatsache ist, dass die alte Klöster nunmal gerne von Räuberhorden „besucht“ wurden, eben weil die Mönche so furchtbar friedfertig waren. Aus dem Grund hatten alle größeren chinesischen Klöster entweder Söldnertruppen zur Verteidigung oder Mönche haben eben Kämpfen geübt. Klar gab es hier auch schwarze Schafe die bei all dem Kämpfen den Buddhismus (oder Daoismus) völlig vergessen haben – aber das war ein notwendiges Übel, und mit der Zeit haben die Leute wohl auch versucht die Kampfkunst in einen spirituellen Hintergrund zu betten, um eben solche Ausfälle zu verhindern.

Das führt mich wieder zu meiner eigenen Überlegung. Wenn ich in Ruhe gelassen werde, dann bin ich natürlich friedliebend. Für mich ist interessant, was macht ein überzeugter Buddhist, wenn er angegriffen wird.

Im selben Forum antwortet Thorre zu

Wenn Kung Fu Bewegungen und -Positionen in einem Kloster wie Shaolin auf Fresken zu sehen sind, dann kann man davon ausgehen, daß die Übung dieser Kunst für die buddhistischen Mönche von besonderer religiöser Bedeutung war.

mit

(Zen-) Buddhisten haben stets nach Analogien gesucht. In der Kunst des Kampfes auf Leben und Tod fanden sie ein perfektes Gleichnis für elementare Aspekte des buddhistischen Lehrweges:

– lebenslange Übung im Zustand der Unerschütterlichkeit
– Überwindung des Egos (um fehlerlos zu kämpfen)
– strengste Schulung
– höchste Konzentration
– Konfrontation mit dem eigenen Tod
– absolute Kontrolle des Geistes durch Nicht-Kontrolle etc.

Heute kann man die Kampfkunst erlernen, ohne sich in Todesgefahr zu begeben. Doch nach wie vor spielen sehr archaische Aspekte eine Rolle: Angst, Willenskraft, Konzentration, Hingabe, Sensibilität, Präzision des Handelns etc. Alle diese psychischen Momente können genutzt werden, um eine innere, spirituelle Entwicklung in Gang zu setzen. …..

Nun zitiere ich ein letztes mal aus diesem Forum:

Ich sehe keinen Unterschied zwischen der Selbstverteidigung und der Kriegskunst.

Nebenbei würde ich den Begriff Kamfkunst dem der Selbstverteidigung vorziehen. Selbstverteidigung ist nur die Handlung gegen einen Angriff. Und das kann auch in Gruppen geschehen, womit sich die Handlungsweise der Kampfmönche z.B. nicht mit der buddhistischen Einstellung weiderspricht.

Droht Gefahr, darf der Buddhist sich wehren…..droht es einer Gruppe Buddhisten dürfen sie ALLE kämpfen.

Beispiel:

Kloster X befindet sich in der Provinz A…….gegnerische Truppen fallen in das Gebiet ein und bedrohen somit u.a. auch das Kloster. In diesem Moment herrscht Krieg und die Mönche müssen sich verteidigen gegen die einfallenden Truppen. Dabei befinden sie sich in der Verteidigung, sprich die Ageression ging nicht von Ihnen aus! (Was dem Buddhismus auch widersprechen würde)

Beips. 2: Mönch MeditierMirDenWolf befindet sich auf Wanderschaft…..Räuber ScharfesMesser überfällt ihn und will ihn berauben und töten———–>MediTierMirDenWolf darf sich wehren.

Beisp.3 Mönch MeditierMirDenWolf hat den Räuber in die Flucht geschlagen und setzt seine Wanderung fort und sieht wie ein die alte Frau BinKurzVorRente bedroht und/oder angegriffen wird————–>Mönch darf ihr helfen.

Ich hoffe es ist nun verständlich was ich meine mit: Kampfkunst/Kriegskunst sind kein Wiederspruch! Ein Buddhist wird nie einen Krieg beginnen, aber er wird sich in einem Krieg verteidigen.

Mein Gedanke: Ich glaube, der Buddhismus ist schön und gut in Zeiten des Friedens. Droht Krieg, Terror und Lebensgefahr, nützen die buddhistischen Weisheiten und Praktiken höchstens den Kampf-Mönchen, um mit Gewalt, um den Frieden kämpfen zu können. Da bleibe ich doch lieber gleich bei dem Dàodéjīng und sehe den Tanz mit und ohne Schwert (Taijiquan Formen) als Gebet und Meditation an.

Lieber Buddhist, wenn du so erleuchtet und friedlich bist, dass du in einer Menschenmenge stehen kannst, die von Terroristen beschossen werden und die Terroristen auf dich nicht schießen, weil du so viel Frieden und Ruhe ausstrahlst, wenn dich eine zugedröhnte, wütende Hooligan-Gruppe aus diesem Grund verschont, wenn du dich einem hungrigen, wilden Löwen gegenüber zur Meditation hin setzen kannst, wenn …., dann möchte ich bei dir in die Lehre gehen.
Wenn deine Lehre aber schon 2500 Jahre lang wirkt und ich heute immer noch weltweit, Streit, Zwist, Krieg und Terror sehe, dann zweifle ich an der Wirksamkeit der Lehre und ich denke, dieser Zweifel ist berechtigt.

Ich denke, wer eine Kampfkunst oder Kampfsport erlernt oder ausübt, gibt seinen Mitmenschen schon einen Grund, sich bedroht zu fühlen, genau so, wie sich ein Land bedroht fühlt, wenn sein Nachbarland stark militärisch aufrüstet.
Ich denke, dass es absolut keine Rolle spielt, ob man eine defensive oder offensive Kampfkunst bzw. Kampfsport lernt, denn selbst wenn ich einen Angreifer benötige, um seine Kraft und seinen Angriff gegen ihn wenden zu können, so kann man jeden Menschen so provozieren, dass er zum Angreifer wird.
Der Trick ist so alt, wie die Kriegsführung, also fast so alt wie die Menschheit. Liegt die Stärke in der Defensive, dann entführt und bedroht man den liebsten Menschen des Gegners. Dieser wird gezwungen anzugreifen und ich kann mit der defensiven Kampfkunst den Gegner besiegen. Oder man drängt den Gegner einfach soweit in die Enge, dass dieser nur mehr den Angriff als Ausweg sieht. Wie gesagt, diese Taktik ist fast so alt wie die Menschheit selbst, daher bedeutet es nicht viel, wenn jemand behauptet, seine Kampfkunst sei defensiv und auf Verteidigung ausgerichtet. Und die Behauptung „nur Frieden zu wollen“ und ganz friedlich gesinnt zu sein, aber gleichzeitig ein tödliches Handwerk zu erlernen, kommt mir eben ziemlich seltsam vor.

Fazit: Mein Gedanke brachte mir nichts. Es war einmal mehr Zeitverschwendung darüber nachzudenken. Ich hätte die Zeit einfach besser mit Leben nützen sollen.

Irgend ein Grieche der Antike sagte, dass das stehende Heer der erste Schritt zum Krieg sei und so ist die Kampfkunst- oder Kampfsportausbildung der erste Schritt zum Kampf, denke ich.

Frieden gibt es nur dann, wenn es auch Krieg gibt, fällt mir da gerade ein, denn sonst gäbe es einfach nur ein normales Leben, ohne Krieg und Frieden. Und auch diese, gerade gewonnene Erkenntnis nützt mir nichts. Nur eines bestätigt sie mir wieder, man sollte sich keine Fragen stellen, auf die es keine Antworten gibt, das ist reine Zeitverschwendung.

Weblinks:
Buddhismus und Kriegskunst
Shaolin
Aikidō
Buddhismus
Eine kleine Geschichte des Buddhismus im deutschen Sprachraum im Überflug
https://www.buddhismus-austria.at/
Karma Kagyü Diamantweg!
Kadampa Meditationszentrum
https://www.theravada-buddhismus.at/

Bildquelle: Wikipedia, Buddha (Thanka Malerei), Tempera auf Baumwolle, 19 x 26cm, Jahr 2004, Otgonbayar Ershuu

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