44) ** Rotes Blutbild

(Last Updated On: 16. Mai 2012)

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Zur Erstellung des roten Blutbildes werden ermittelt:

1.) Zahl, Form und Größe der Erythrocyten
2.) Der Hämatokrit
3.) Der Hämoglobingehalt
4.) Die Erythrocyten-Indices
5.) Die Reticulocytenzahl
6.) Die osmotische Resistenz der Erythrocyten

1. Zahl, Form und Größe der Erythrocyten

1.1 Zahl

(Capillar-)Blut wird mit isotoner, fixierender Hayem’scher Lösung verdünnt (im Praktikum 200-fach). Da der Ery.-Durchmesser ca. 7,5 µm beträgt, reicht eine 250-fache Vergrößerung (1,8 mm) und bietet einen guten Überblick. Es werden 80 kleinste Quadrate, mit einer Seitenlänge von 1/20 mm, also 0,05 mm (A = 0,0025 mm²) ausgezählt.

Es werden dabei z.B. alle Ery. mitgezählt die am linken und am unteren Rand liegen. Da die Höhe der Zählkammer 0,1 mm ist, ergibt sich für den Rauminhalt, der ausgezählt wird, 80 * 9,0025 mm² * 0,1 mm = 0,02 mm3.

D.h. man zählt die Ery. eines 0,02 mm3 großen Raumes. Rechnet man mal 50, ergibt sich die Erythrocytenzahl pro mm3 bzw. pro µl, da wir aber 200-fach verdünnt haben, müssen wir noch mit 200 multiplizieren.

Aus 50 mal 200 = 10 000 ergibt sich, daß man vereinfachend gleich die gefundene Erythrocytenzahl mal 10 000 rechnen kann, um die Erythrocytenzahl pro mm3 bzw. µl zu bekommen.

Mit anderen Worten, als Normwerte werden angegeben:

Personen Zahl
Männer 4,5 bis 6,0 Mio. / µl
Frauen 4,0 bis 5,5 Mio. / µl
Kinder 3,5 bis 5,5 Mio. / µl
Neugeborene 4,0 bis 6,5 Mio. / µl

Eine Vermehrung „Erythrocytose“ kann neoplastische (Polycythämie) oder symtomatische (Polyglobulie) Ursachen haben; eine Verminerung „Erytropenie“ findet man bei Anämien.

In den Labors werden verschiedene Automaten zur Zählung eingesetzt – z.B. optische Systeme, die das Streulicht auswerten oder einzelne Zellen registrieren, oder Systeme (Coulter Counter), die die unterschiedliche Leitfähigkeit von Blutkörperchen und Suspensionsmittel ausnützen.

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1.2 Form

Die Form (sie sehen aus wie oberösterreichische Bauernkrapfen) begünstigt sie, ihre Hauptaufgabe, dem Gastransport, optimal gerecht werden zu können.

Durch die Form wird eine größere Oberfläche als bei Kugelform erreicht (Gesamtoberfl. rd. 3 800 m²). Die Form erleichtert auch eine Verformung, welche für die Capillarpassage wichtig ist. Sphärocyten und Sichelzellen weisen – wie auch alte Ery. – eine verringerte Verformbarkeit auf und bleiben daher vermehrt im Maschennetz der Milz hängen und werden abgebaut.

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1.3 Größe

Ein Normocyt weist einen Durchmesser von ca. 7,5 µm auf und ist am Rrand etwa 2 µm und in der Mitte ca. 1 µm dick. Der Durchmesser kann mit einem Okularmikrometer gemessen werden, und die Werte können als Histogramm (Abszisse – Größe bzw. Größenklassen mit je 0,5 µm Unterschied und Ordinate – Zahl der Zellen) aufgetragen werden.

Normalerweise wird dabei eine typische Gauß’sche Verteilung ersichtlich, die als Price-Jones-Kurve bezeichnet wird.

normale Verteilung

Auf der Ordinate ist die Erythrocytenzahl pro 500 aufgetragen und aur der Abszisse der Erythrocytendurchmesser in µm.

verbreiterte Basis und Verschiebung des Maximums nach rechts bei perniziöser Anämie;

Unter Makrocytose wird eine Verschiebung der Price-Jones-Kurve nach rechts verstanden, d.h. zu einer Zunahme der Erythrocytendurchmesser auf d > 8µm (Makrocyten); bei perniziöser Anämie sogar > 12 µm (Megalocyten). Von Mikrocytose spricht man bei einer Linksverschiebung zu d < 6 µm (Mikrocyten).

Treten Makro- und Mikroformen gleichzeitig auf, spricht man von Anisocytose. Bei Poikilocytose sind die Ery. unregelmäßig gestaltet (perniziöse Anämie, Thalássämie).

Charakteristische Sonderformen sind Sphärocyten (Kugelzellen) und Sichelzellen.

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2. Erythropoese

Die Erythrocyten werden im roten Knochenmark (Leber und Milz bei Feten) gebildet. Ausgehend von einer pluripotenten Stammzelle werden determinierte Vorläuferzellen für die einzelnen Bildungreihen ausgebildet. Über eine Reihe von Vorstufen (basophiler Proerythroblast, Erythroblast (Makroblast, Normoblast), Retikulocyt I) entsteht der Reticulocyt II, der meist noch im Knochenmark anzutreffen ist. Die weiteren Formen: Reticulocyt III, Reticulocyt IV und Erythrocyt sind dann im Blut zu finden, wo sie sich ca. 100 bis 120 d aufhalten, bevor sie vom reticuloendothelialen System (RES) im Knochenmark (pathologischerweise auch in der Leber und in der Milz) abgebaut werden (Blutmauserung).

In gewissem Umfang ist aber jedes Gewebe zum Abbau fähig, wie am Hämatom ersichtlich ist.

In 24 Stunden werden ca. 0,8 % der Ery. erneuert; nach Blutverlusten natürlich mehr. Der wirksamste Reiz für die Erythropoese ist eine geringer PO2 im atmenden Gewebe, wodurch es zur Bildung von Erytrophein (Niere und zum Teil Leber) kommt. Die Anämie Nierenkranker kann mit gentechnisch gewonnenem Erytrophein behandelt werden. Erytrophein stimuliert die Differenzierung und Proliferation der erythroid determinierten Vorläuferzellen. Androgene, Thyroxin und GH verstärken die Wirkung von Erytrophein, und Östrogene wirken hemmend (geschlechtspezifischer Unterschied).

Die kernlosen Erythrocyten sind für ihre spezielle Aufgabe, CO2- und O2-Transport speziell ausgestattet. Im Gegensatz zu den kernhaltigen Vorstufen können sie die Energie nicht oxydativ gewinnen, sondern sind auf die Glykolyse angewiesen. Über die Glykolyse wird ATP gewonnen, welches für dden Ionentransport durch die Membran unbedingt wichtig ist. Weiters entsteht über die Glykolyse NADH, das für die Reduktion von spontan entstehendem Hämiglobin zu Hämoglobin wichtig ist, und über den Pentosephosphatcyclus wird NADPH gewonnen, das zur Reduktion von Glutathion verwendet wird.

Glutathion ist leicht oxydierbar und schützt Enzyme mit SH-Gruppen im Zellineren des Ery., besonders am Hb, vor Oxidation.

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3. Hämatokritbestimmung

Normalwerte:

(Zentrifugation heparinisierten Blutes; Ableseschablone – siehe Frage 40).

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4. Hämoglobinbestimmung

Die Normalbereiche sind etwa:

Cyanhämiglobinmethode – Kaliumcyanoferrat III ® Hämiglobin mit Kaliumcyanat ® Cyanmethämoglobin ® Photometer bei 540 nm (siehe Frage 40).

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5. Erythrocyten-Indices

Aus drei diagnostisch wichtigen Parametern:

1.) Ery.-Zahl (ZE pro µl)

2.) Hb-Gehalt in g bzw. mol/l und

3.) Hämatokrit

können drei weitere wichtige Erythrocyten-Parameter, nämlich die sog.

Erythrocyten-Indices bestimmt werden:

I.) HbE = MCH = FI = [Hb]/ZE;

Normbereich: HbE = 26 – 31 pg º FI = 1;

kleinere Werte bringen die Bezeichnung hypochrom und höhere Werte die Bezeichnung hyperchrom mit sich.

II.) MCV (mean corpuscular volume) = Hkt / ZE;

Normbereich: MCV » 90 fl.

III.) [Hb]E = MCHC (mittlere [Hb] der Ery.) = [Hb] / Hkt;

Normbereich: MCHC » 333 g/l.

ad I) Findet sich z.B. eine [Hb] von 160 g/l Blut, und eine Ery.-Zahl von 5 Mill/µl =

1012 pro l, so ergibt sich ein HbE, also eine mittlere Hb-Konzentration des Ein-zelerythrocyten von ([Hb]/ZE) = da 10-12 = pico-,ergeben sich also 32 pg pro Erythrocyt.

ad II) Das mittlere Einzelerythrocytenvolumen (MCV) ist Hkt/ZE. Findet man z.B. Hkt = 0,48 (das Volumenverhältniss ist auf die Einheit 1 bezogen, daher ist der Wert 0,48 mal 100 zu rechnen um % zu erhalten (1% bzw. 1 Vol.% = 0,01); Hkt = 0,48 º 48%. Messen Sie nun (theoretisch) den Hkt von 1 µl und finden 48%, so sind das 0,48 µl Hkt pro µl Blut. 0,48 µl durch die Anzahl der Ery. pro µl muß daher das Einzelvolumen ergeben. 0,48 µl / 5*106 = 9,6*10-8 µl bzw. 96 * 10-9 µl; da 1 µl = 10-9 fl, ergibt sich für die oben angenommenen Werte ein MCV von 96 fl.

Der Normbereich liegt ca. zw. 83 und 97 fl (1 fl = 1 µm³).

ad III) für den Hb-Gehalt der Ery. (nicht des Einzelery. – siehe HbE) ergibt sich bei obigen Werten: MCHC = 160 (g/l) / 0,48 » 33 g/dl.

Genauso leicht lassen sich die Werte in mmol bzw. fmol angeben, wenn das Molekulargewicht bekannt ist; es ist ca. 64 500, also rd. 16 100 pro Untereinheit.

16 100 g = 1 mol (Hb/4) daher sind 333 g ca. 0,02 mol, also 20 mmol. Als Normalbereich für die MCHC werden 300 bis 360 g/l bzw 18,6 bis 22,4 mmol angegeben.

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6. Reticulocytenzahl

Die Zahl der Reticulocyten (Jugendform der Ery.) gibt Aufschluß über die erythropoetische Aktivität des Konochenmarks. Die Substantia ganulo-reticulo-filamentosa ist mit Briliant-Kresylblau (Vitalfärbung) färbbar (siehe Histologie). Ca. 5 – 10‰, also 5 – 10 von 1 000 Ery. sind normalerweise Reticulocyten.

Bei Neugeborenen aber 20-60‰.

Eine gesteigerte Erythropoese führt zur Zunahme und umgekehrt. Erhöhte Werte wird man daher z.B. nach Blutverlusten oder bei Aufenthalt in großen Höhen vorfinden.

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7. Osmotische Resistenz der Erythrocyten

Es wird die Resistenz der Ery. in Kochsalzlösungen, mit abnehmender Konzentration, von 0,7 bis 0,3 %ig, in 0,05%-Schritten getestet. Oft wird die blutisotone Kochsalzlösung auch als physiologische Kochsalzlösung bezeichnet. Das ist eine falsche Bezeichnung, denn eine NaCl-Lösung mit einer Konz. von 0,15 mol/l ist zwar blutisoton aber nicht physiologisch. Auch eine Ringer-Lösung kann nicht als physiologisch bezeichnet werden. Eine Tyrodlösung (enthält Na+, K+, Ca++, Mg++, Cl-, HCO3-,H2PO4- und Glucose; der pH-Wert wird mittels Phosphatpuffer eingestellt) kommt einer physiologischen Lösung dagegen schon näher.

0,7 %ige Lösung bedeutet übrigens (1% = 10 g/l), daß 7 g NaCl pro l gelöst sind. Eine 0,9 %ige NaCl-Lösung ist dem Blut ca. isoton. Ein mol NaCl = 28 g, daher sind 9 g (0,9 %ig) in einem Liter gelöst gleich einer Konzentration von 0,32 mol/l. Da bei einer NaCl-Lösung aber 2 mol Ionen pro mol NaCl osmotisch wirksam werden, entspricht einer 0,9 %igen blutisotonen NaCl-Lösung eine Lösung mit einer Konzentration von 0,16 mol NaCl, d.h. es müssen 4,5 g NaCl/l Wasser gelöst werden, um eine blutisotone Kochsalzlösung zu erhalten (1 mol = 2 osmol).

Nach der Van’t Hoff ist der osmotische Druck (Po), Po = c * R * T (analog dem idealen Gasgesetz zu berechnen). Für eine blutisotone NaCl-Lösung ergibt sich somit Po = (0,32 osmol/l = 320 mol m-³); 320 * 8,13 * 293 j.mol-1.k-1.mol.m-³.k = rd. 7,8 * 105 Pa.

Lösungen mit höherem osmotischen Druck werden als hyperton , solche mit niedrigerem osmotischen Druck, als hypoton bezeichnt.

Die Proben mit den verschiedenen NaCl-Konzentrationen werden bei Zimmertemperatur 12 h stehen gelassen, und dann wird auf Bodensatz geprüft. Jene Eprouvette mit der geringsten NaCl-Konzentration, bei der kein Bodensatz nachweisbar ist, wird gekennzeichnet. Bei dieser Konzentration tritt erstmals vollständige Hämolyse ein (bei geringeren Konzentration erfolgt sowieso eine vollständige Hämolyse).

Diese Konzentration wird daher als maximale Resistenz angegeben. Normalerweise findet man sie bei einer 0,34 %iger NaC-Lösung.

Die Konzentration, bei der erstmals ein gelblicher Farbton auftritt, wird als minimale Resistenz bezeichnet, dort beginnt die Hämolyse. Normal ist dies bei einer zwischen 0,46 und 0,42 %igen NaCl-Lösung der Fall.

Die Konzentration an Eiweiß ist im Ery. größer als im Plasma, die an niedermolekularen Substanzen hingegen ist im Plasma kleiner als im Ery. des arteriellen Systems, und diese ist wiederum kleiner als im Ery. des venösen Systems. Es muß so kompensiert werden, daß für den normalen Turgor des Ery. ein ausreichender Überdruck im inneren bestehen bleibt. Dazu werden Na+ und K+ aktiv durch die Membran (Na-K-Pumpe) transportiert. Dabei darf nicht vergessen wirden, daß die Na-K-Pumpe eine ATP-abhängige ATP-ase ist, und daß das ATP im Ery. fast nur über die Glykolyse bereitgestellt werden kann.

Eine Hemmung der Na-K-Pumpe führt zu einem Ionenausgleich, wodurch es wegen der höheren Proteinkonzentration im ery. zum Wassereintritt, und somit zur osmotischen Hämolyse kommt.

Bei geringer extracellulärer Hypotonie kommt es zu einem Anschwellen der Ery. (Kugelzellen).

Umgekehrt kommt es im hypertonen Medium zur Schrumpfung (Stechapfelform)

durch Wasseraustritt.

Bei einigen Anämien findet man eine veränderte osmotische Resistenz (eine Erhöhung kann man z.B. bei Neugeborenen, bei Eisenmangelanämie und bei Sichelzellanämie finden – eine Verminderung deer osm. Resistenz z. B. bei hereditärer Sphärocytose).

Bei der Tonizität einer NaCl-Lösung mit 4,3 g/l = 0,43 % sind ca. 50% der Ery. hämolysiert.

Auch in osmotischen Lösungen von Harnstoff kommt es wegen der guten Permeabilität zum Einstrom – Wasser folgt – zur Hämolyse. Eine Hämolyse kann aber auch durch Lipidlösungsmittel (Chloroform, Äther…), welche Membranteile herauslösen, bewirkt werden. Ähnlich wirken Oberflächenspannung vermindernde Substanzen wie Seifen, Saponine u.a.

Hämolyse in Abhängigkeit von der [NaCl] der Lösung:

Streubreite

Jetzt, wo das rote Blutbild in etwa erstellt ist, wäre es natürlich interessant, auf Abweichungen bzw. Erkrankungen des roten Blutbildes einzugehen, um zu erfahren, weshalb es eigentlich aufgenommen wird. Ich möchte hier auf die Anwendungsmöglichkeiten der bestimmten Erythrocyten-Parameter bzw. Indices hinweisen, weshalb ich einige Beispiele anführe.

Eine Verminderung der Ery.-Zahl und der [Hb] wird als Anämie bezeichnet, eine Vermehrung der Ery.-Zahl als Erythrocytose (siehe Normbereiche).

Bei den Anämien wird einerseits in gestörte Bildung und andererseits in gestörten Abbau unterschieden.

Erstere Anämien lassen sich in hypochrome (FI < 0,9) und hyperchrome anämien (FI > 1,1) differenzieren (weitere Kriterien sind Größe der Ery. und Pathenogenese). Eine gemeinsames Merkmal aller Anämien ist, daß sie je nach Grad und Ausprägung zu einer Hypoxie führen können.

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8. Anämien

8.1 Hyperchrome megaloblastäre Anämien

  • Perniziöse Anämie: Es kommen Megalocyten und Megaloblasten im Blut vor. Daher ist das MCH ­ und das MCV muß ebenfalls erhöht sein.

Das MCHC kann normal sein. Der verursachende Vitamin B12-Mangel entsteht durch Resorbtionsstörungen; es werden AK gegen den Intrinsic-Faktor, oder gegen AG der Fundusmucosa ausgebildet. B12-Mangel kann mit dem Schilling-Test (Radiokobalt-Ausscheidung im Harn ¯) nachgewiesen werden.

Es sind zwar alle Zellen betroffen, besonders aber die Zellen des Blutes und die des NS. Es kommt zur Hämolyse minderwertiger makrocytärer Ery. – gelbe Haut durch Bilirubin, dunkler Urin durch Urobilin; Serumeisen und BSG ist erhöht (siehe nächste Frage).FI ist größer 1,1; [Hb] kann normal sein, Anisocytose, Poikilocytose, Megalocyten und -blasten verschieben die Price-Jones-Kurve nach rechts, außerdem ist die Basis verbreitert. Neben den Symptomen des Verdauungskanales und des Blutes sind noch Symptome des ZNS charakteristisch. U.a. kann es zur Areflexie, Hypotonie, Parästhesie, Tiefensensibilitätsstörungen, positiven Papinski, spastisch-ataktischem Gang kommen (Leberextrakte; Alkohol vermindert die Resorption von B12 und Folsäure, g-B12).Die Riesenzellbildung wird übrigens unter B12-Mangel durch Verzögerung der Zellteilung bewirkt, außerdem weisen derartige Ery. eine verkürzte Lebensdauer auf.

  • Symptomatische perniciosa: bei Lebercirrhose, Myxödem-Anämie, Spue, Magencarcinom, Gravidität u.a.
  • Achrestische Anämie: therapieresistente B12-Verwertungsstörung
  • Folsäuremangelanämie: Sprue, Aufbrauchperniciosa u.a.; Mitosehemmung ® Megalocyten und-blasten treten auf; MCH ­, MCV ­, MCHC ­.

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8.2 Normochrome Anämien

Blutungsanämien werden manchmal auch den hypochromen Anämien zugerechnet, insbesondere die chronischen, da sie oft in eine hypochrome Eisenmangelanämie übergehen (dann würde allerdings die eingangs gemachte Unterteilung nicht mehr stimmen, denn akute Blutungsanämien kann man nicht zu den hämolytischen Anämien und auch nicht zu den Anämien, welche durch die Poese bedingt sind, rechnen).

  • Akute Blutungsanämien: bei einmaligen starken Blutungen; normochrome, normocytäre Anämie; besonders Herz und Gehirn sind durch Hypoxie gefährdet; Gefahr des „Leerlaufens des Herzens“; Entleerung der Blutspeicher; Hydrämie durch einströmende interstitielle Flüssigkeit und dadurch Verminderung des Hämatokrites; MCH, MCV und MCHC weichen normalerweise nicht von der Norm ab (isotonische Lösungen, Plasmaersatzlösungen, Transfusionen).

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8.3 Hypochrome Anämien

Die Bezeichnung hypochrom rührt daher, weil wenig Hb (mit dem Farbstoff Häm) im Einzelery. enthalten ist. Daher ist der FI bzw. HbE bzw. MCH ¯.

Es kommt zur Anisocytose (ungleichmäßige Größe der Ery.) und Poikilocytose (birnen- oder keulenförmige Ery., aber auch Analocyten können gefunden werden).

Die Reticulocytenkriese wird bei Besserung als Ausdruck der Regenerationsfähigkeit des Knochenmarkes angesehen.

  • Chronische Blutungsanämie: durch Sickerblutungen; kann zu den Eisenmangelanämien gerechnet werden; MCH¯; Poikilocytose; Sideropenie.
  • Eisenmangelanämie (sideropenische): MCH¯; MCV¯; MCHC¯; Price-Jones-Kurve ist verbreitert und nach links verschoben, Microcytose; Erhöhung der osmotischen Resisdenz (wegen Jugendformen); verminderte Fe-Resorption ® erhöhter Bedarf; Chlorose: achylische Chloranämie; Infekt- und Eiweißmangel u.a..
  • Eisenmangelanämie (sideroachrestische bzw. sideroplastische): hereditäre oder erworbene Fe-Einbaustörungen; MCH ¯; aber Serum Fe; Vit. B6-Mangel, Bleivergiftungen;Ringsideroblasten und Ery. mit Fe-Granula (Sideroblasten kommen vor; (siehe auch „Eisenstoffwechsel und Fe-Bedarf“).

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8.4 Hämolytische Anämien

Sie kommen durch gesteigerte Hämolyse (Zerfall) zustande. Die Ery. zeigen verkürzte Lebensdauer; Reticulocyten sind vermehrt; weiters kann ein hämolytischer Ikterus (Bilirubin) und Hämoglobinurie charakteristisch sein:

.) Erythrocytopathien z.B.:

  • Spärocytose (Kogelzellanämie): MCH ¯, MCV ¯, MCHC ¯; verkleinerte kugelförmige Ery.; angeboren meist autosomal dominant hereditär); Verminderung der osmotischen Resistenz wegen Zellmembrandefekten.

.) Hämoglobinopathien z.B.:

  • Sichelzellanämie: Hb-S; osomtische Resistenz ­.
  • Thalassämie: (a-oder b-Kettensind betroffen) scheibenähnliche Targetzellen; MCV ¯; autosomal dominant vererbbar.

.) Enzymopenische Anämien z.B.:

  • Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel: Heinz’sche Binnenkörper – mit Nilsulfatblau färbbar), oder
  • Hexokinasemangel (Fanconi).

.) Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie:

durch schlafbedingte pH-Senkung (CO2-Spannung im Blut ¯); Reticulocytose.

.) Immunhämolytische Anämien z.B.:

  • Transfusionshämolyse – durch AK verursacht (AB0 -System); schon bei 30 – 50 ml inkompatiblen Blutes kommt es zu Unruhe, Beklemmung, Stuhldrang, Kreuzschmerzen – bei Fortsetzung der Transfusion kommt es zu Schüttelfrost und Schock; siehe auch unter „Bluttransfusion“); (andere AK wären z.B. Wärme- und Kälteagglutinine).
  • Morbus haemolyticus neonatorum (siehe auch Frage 47 -49); Rh-negative Mutter bildet gegen Rh-positive Ery. des Kindes AK aus; bei der 2. Schwnagerschaft kommen die AK der sensibilierten Mutter ins kindliche Blut und bewirken eine Hämolyse (Anti-D-Prophylaxe); auch bei wiederholter Transfusion Rh-inkompatiblen Blutes kann es dadurch zur Hämolyse kommen.

*) Toxisch bedingte Anämie (Anilin, Blei, Drogen…, basophile Tüpfelung bei Bleivergiftung).

*) Die aplastischen Anämien und die Pancythämien sind dadurch gekennzeichnet, daß alle notwendigen Faktoren für die Blutbildung vorhanden sind, und trotzdem ist sie gestört. Bei der aplastischen Anämie sind nur die Ery. betroffen (erblich oder erworben), bei den Pancytopenien hingegen alle Blutzellen (Zellgifte, Strahlen, Tumoren).

Sind Ery.-Zahl und [Hb] nicht vermindert, sondern erhöht, spricht man von Erythrocytose.

(Man unterscheidet echte Polycythämie und symptomatische Polycythämie bzw. Polyglobulie).

Polyglobulie: eine Auslösung ist möglich durch

a.) chronischen 02-Mangel (erhöhte Erythropoetinbildung( – Herzfehler (Insuffizienz, Shunt u.a.), Lungenerkrankungen (Emphysem, Fibrosen, Silikosen) oder Aufenthalt in großen Höhen;

b.) vermehrter Erythropoetinbildung z.B. durch ein hypernephroides Nierencarcinom oder durch Zystennieren;

c.) horomonale Stimulation der Erythropoese z.B. bei Morbus Cushing;

d.) Pseudo- oder Streßerythrocytose.

  • Polycythämie:

.) Polycythämie vera – neoplasmatische Hyperplasie der Erythropoese

.) Erythroblastosen (maligne Erythropoesen; Ausschwemmung unreifer Formen).

Häufig vorkommende Begriffe in bezug auf das rote Blutbild:

Polychromasie – stärkere Anfärbbarkeit einzelner Ery.; bei beschleunigter Ausschwemmung zu finden;

Anisochromasie – unterschiedlich starke Färbung; bei fast allen Anämien zu finden;

Jollykärperchen – Kernreste; nach Milzextripation vorkommend;

Calbot’sche Ringkörper- basophile ring- oder achterförmige Gebilde; bei schweren Anämien zu finden;

….-penie = —Verminderung

….-plasie = Bildung, Entwicklung (zu grch. plassein – bilden, gestalten).

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9. Beispiel eines roten Blutbildes

Laboratorium xxx

Frau xxx

Blutgruppe 0

Rhesusfaktor negativ

Rhesuserscheinungsbild Ccddee

Erythrocyten 4.220.000

H“moglobin 14,5 g%

H“matokrit 41,7 %

MCV 99 fl (82-95)

MCH 34,4 pg (27-34

MCHC 34,8 g/dl (32-36)

Reticulocytenzahl 9‰

Osmotische Resistenz

Minimalresistenz 0,44% NaCl (Norm 0,46 – 0,42)

Maximalresistenz 0,31% NaCl (Norm 0,34 – 0,30)

Merke:

Zur Erstellung des roten Blutbildes werden ermittelt:

1.) Zahl, Form und Größe der Erythrocyten

2.) Der Hämatokrit

3.) Der Hämoglobingehalt

4.) Die Erythrocyten-Indices

5.) Die Reticulocytenzahl

6.) Die osmotische Resistenz der Erythrocyten

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10. Zwischenfragen

  • Wie wird bei der Erythrocytenzählung vorgegangen?
  • Wieviele Erythrocyten kann man in 1 µl Blut finden?
  • Wie bezeichnet man erhöhte bzw. verminderte Werte?
  • Wie bestimmt man den Hämoglobingehalt des Blutes?
  • Was ist der Hämatokrit, wie wird er gemessen?
  • Wie bestimmen Sie die Erythrocyten-Indices?
  • Wozu werden die Erythrocyten-Indices bestimmt

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