Ist Taijiquan tauglich zur Selbstverteidigung?

(Last Updated On: 1. September 2011)

Mir kommen gerade wieder Zweifel auf, ob TCC heute überhaupt noch tauglich sein kann zur Selbstverteidigung (SV) und ob der Kampfkunstaspekt überhaupt noch eine Rolle spielt bei TCC (Tai Chi Chuan). Ich kenne inzwischen viele Kampfkünste (innere und äußere), einige Kampfsportarten und auch Selbstverteidigungssysteme. Dass letztere am besten geeignet sind zur SV, sagt schon die Bezeichnung. Dass die Eignung bei Kampfsportarten messbar ist, ist auch jedem bekannt, aber bei TCC gibt es heutzutage diesbezüglich nur noch Gerüchte aus vergangenen Zeiten. Mir ist der kämpferische Aspekt an sich zwar ohnehin nicht sehr wichtig im TCC, aber für jeden Aspekt der „inneren Kampfkünste“ ist der Glaube und der ur-eigentliche Sinn und Zweck insofern für mich wichtig, da die Gesamtheit ja aus den verschiedenen Aspekten besteht. Ob ich nun an Meridiane und Chi, Infinitesimalrechnungen und physikalische Membranen (westliche Wissenschaften) oder an irgend einen Gott/Göttin einer Religion glaube, oder meinetwegen, wie ich, einfach nur an das Leben und den Menschen, spielt wenig Rolle, wenn wir uns einig sind, dass Glaube Berge versetzen kann. Das kann er, in jeder Religion, in jeder Philosophie und auch bei dir und mir, denke ich.
Ich kann also sicher nicht am spirituellen Aspekt von TCC zweifeln, sonst könnte ich TCC nicht ausüben. Wer nicht an Gott glaubt, der betet nicht. Wer an keine willentlich (Yi) steuerbare Lebensenergie (Chi) glaubt, kann kein Taijiquan ausüben, das wäre absolut unmöglich. Wenn jemand ein Gebet spricht, wie ein Gedicht, oder eine Taijiquan-Form ausführt, wie einen Tanz oder eine Gymnastikübung, der glaubt nicht und weiß nicht, wovon ich spreche. In meinen Augen setzt er für sich und die Welt nur sinnlose Aktionen. Glauben kann ich aber, was ich will, ob mein Chi nun visualisiert wird oder nicht (ich tendiere zur Visualisierung für spirituelle Aspekte und zur Verbalisierung für ordinäre, rationale, redundanzfreie Aspekte), ob ich an Jesus, Mohammed, den Jadegott oder an dich glaube, sollte wenig Rolle spielen. Wenn ich glaube, erlebe ich, dass ich es nicht absolut weiß, dass es nicht nach Kriterien der aktuellen westlichen Wissenschaft beweisbar sein muss, aber, dass ich es wahrhaben möchte. Also sprach Helmeloh und wiederholt sich: „Ich kann also sicher nicht am spirituellen Aspekt von TCC zweifeln, sonst könnte ich TCC nicht ausüben“.
Am gesundheitlichen positiven Aspekt von TCC kann ich deshalb nicht zweifeln, weil ich genügend positive Erfahrung mit Taijiquan diesbezüglich machen durfte. Die Aufzählung würde schon Bände füllen und grenzt bei mir teilweise an Wunder.
Am Kampfkunst Aspekt endlich zweifle ich, denn diese Art von Kampfkunst muss sich seit Erfindung der Schusswaffen nicht mehr im ur-eigentlichen Sinne prüfen. In der unbewaffneten Selbstverteidigung in unserer Gesellschaft gibt es hervorragende effiziente Systeme, die im Vergleich zu TCC leicht zu erlernen sind. Ich brauche dazu gar kein Krav Maga, Eskrima oder Systema erwähnen, weil jeder TCC-Ausübende selbst genau weiß, dass er sich gegen eine mittelklasse Profiboxer oder Kickboxer keine Runde im Ring halten könnte. Wird er auf der Straße von einem solchen angegriffen, kann er sich genau so lange halten wie im Ring. Warum weiß es jeder TCC-Ausübender? Ich denke, weil er seine Fajinkünste, als Schattenboxer immer nur gegen den Schatten beweist und gegen imaginäre Gegener in die Luft schlägt.
Ich denke, dass ein hervorragender Taijiquanmeister (egal welcher Stil), zu einem hervorragenden, unglaublichen Fajin (innere Kraft abgeben [meist explosiv]) fähig ist, aber dass er sich die Hand oder/und den Arm brechen würde, wenn er statt in die Luft auf einen Gegenstand (Sandsack, Gegner) schlüge. Es fehlt die Abhärtung, die im Kampfsport, in äußeren Kampfkünsten und bei echten körperlichen Auseinandersetzungen einfach Grundlage sind. Ich halte es für sehr überheblich, wenn ein Kampfkünstler glaubt zuschlagen zu können, wenn er es noch nie versucht hat, außer gegen seinen Schatten und die Gasmoleküle der Luft. Ich gehe sogar soweit, das ich behaupte, ein Kampfkünstler, der noch nie gegen einen Gegenstand geschlagen hat, ist ein Esoteriker auf einem mystischen Erkenntnisweg, der mit SV für mich in keiner Weise in Verbindung gebracht werden kann.
Möglicherweise klingt das jetzt abwertend, oder geringschätzend, aber so ist es nicht gemeint, denn ich habe mit TCC begonnen, weil ich mich und meinen Körper beherrschen wollte. Weil mich der harmonische Ausgleich zwischen Yin und Yang faszinierte, weil mich der spirituelle und gesundheitliche Aspekt interessierte. Weil ich von der unglaublichen Ästhetik und Harmonie der Bewegungen – ganz besonders bei Vorführungen von Frauen – geradezu in einen unbeschreiblichen Bann gezogen werde, der mich an Gott erinnert, obwohl ich an keinen Gott glaube. Für mich hat TCC etwas göttliches an sich und es tut meiner Gesundheit psychisch und physisch sehr gut, aber selbstverteidigen würde ich mich damit nicht. Dazu legte ich mir eine Glock zu und lernte Krav Maga oder ähnliches.
Wenn TCC den Anspruch erheben will, auch als SV geeignet zu sein, dann müssen sie meiner Meinung nach ein Prüfungssystem einführen (das ist nicht nur Geschäftssache, sonder auch ein Beweis für gewisse Fähigkeiten; wie bei Zeugnissen an Schulen und UNIs) und an Wettkämpfen teilnehmen. Damit meine ich aber sicher nicht Wushu-Show-Events, wo „nur“ akrobatische Leistungen verlangt werden (das „nur“ ist hier ganz bestimmt nicht abwertend gemeint, denn ich bewundere diese unglaublichen Leistungen, die aber trotzdem nichts mit Kampfkunst zu tun haben), sicher auch kein Tuishou, sondern da müssten sie sich wenigstens in Sanda behaupten können. Als Kampfkünstler müssten sie den Kampfsportlern sogar weit überlegen sein, aber ich bekomme immer mehr den Eindruck, als scheuten sie einfach die Konfrontation. Dazu erfinden sie heute auch unendlich viele, meist spirituelle Gründe (manchmal auch soziale, kulturelle, … die zu Beginn von Taijiquan, meines Wissens nach, niemanden interessierten; einfach nicht existent waren).
Ich liebe Taijiquan und den Taoismus wirklich sehr und beides hat mir persönlich schon viel geholfen und gebracht, aber ich finde es widerwärtig, dekadent und verblödet, wenn sich jemand als Kampfkünstler ausgibt, der noch nie gekämpft hat, außer vielleicht mit einem Reifenplatzer des Wagens vom Papi, oder verbal mit einem Kellner, weil das Himbeereis nach Maracujia schmeckte.

Um eventuelle Missverständnisse von vornherein zu vermeiden, betone ich, dass ich sehr gerne Taijiquan betreibe und sogar den kämpferischen Aspekt etwas abgewinnen kann. Trotzdem halte ich die Verbindung mit SV für völlig entbehrlich, außer sie wird als Nebeneffekt auf einem sehr hohen Level betrachtet.
Ich hatte jetzt 53 Jahre lang keine SV nötig und möchte, dass es so bleibt. Allerdings glaube ich auch, dass ich sie vielleicht irgendwann nötig haben würde, wenn ich mich jahrelang darauf vorbereitete. Denn mir fällt dazu ein, dass schon ein Grieche der Antike meinte, dass Militär (stehende Heere) nur einen Zweck im Krieg erfüllen. Hat man ein gutes Militär, ist es naheliegend, dass man es einsetzt und ich vermute, dass es sich mit Fähigkeiten zur SV womöglich ähnlich verhält.

(712)


History

9 Gedanken zu „Ist Taijiquan tauglich zur Selbstverteidigung?“

  1. Bin gerade sehr beschäftigt meinem Lehrer zu helfen und mit ihm zu lernen, der gerade in Wien ist, daher nur eine knappe Antwort. Wundern brauchst du dich nicht, manchmal stolpere ich über deinen Blog und ich bewundere dich dafür wiviel Gedanken du dir machst und wie du bei der Sache bist,… Ich pflichte dir im Großen und Ganzen bei. Natürlich ist das Training, wenn es halbwegs gut ist gesund und hat auch sonst viele positive Auswirkungen. Das ist großartig! Wenn es aber niemand mehr gibt, der sich dem Thema der Anwendbarkeit gründlich widmet, dann wird Taijiquan und auch jede andere Kampfkunst meiner Meinung nach innerhalb von 2 Generationen praktisch aufhören auch als gesundheitsfördernde, energetische, wohltuende, spirituelle… Methode aufhören zu existieren.
    Die Kommentare von Hermann Bohn kann ich auch nur völlig unterstreichen und beipflichten! Diese Art von Arbeit gehört dazu, schwer zu bekommen. Der Luxus, sich alles Interessante rauszupicken ist natürlich verlockend und wahrscheinlich kann man davon auch etwas profitiren. Die andere Seite ist das Problem, dass das zu einer typischen Verwestlichung der trad. Künste beitragt und sie dadurch auch noch leichter verwässert werden. Wir Westler ändern oft gerne alles schnell,… und tragen zur Vernebelung bei.
    Und dann denk auch nochmals nach, wie kommst du drauf daß sich eh nie irgendein Meister gerade dich aussuchen wird? Vielleicht willst du es ja gar nicht und manchmal ist das was du sucht oder das was du brauchst die ganze Zeit direkt vor deiner Nase und du erkennst es blos nicht! – Ich sprech aus Erfahrung. Aber wie du sagst, jeder ist (scheinbar) frei,…

    1. Da hast du wirklich recht Niki, denn ich bin tatsächlich ein Glückskind, wie man ja schon daran sieht, dass ich von dir und Hermann immer wieder gute Ratschläge bekomme, danke. Ich halte mich auch noch für lernfähig, weshalb ich über deine Worte bezüglich Verwestlichung trad. Künste noch einmal gründlich nachdenken werde. Vermutlich sollte ich mich doch mehr an einer guten Quelle orientieren, auch wenn mir manchmal dies und jenes dort und anderes wiederum da, besser oder leichter erscheint. Trotzdem werde ich aber mein Mittagessen morgen sicher nicht im Ma Bu zu mir nehmen. 😉
      Danke für den Kommentar und ich werde zukünftig jedenfalls die Aktivitäten auf Shambhala besser im Auge behalten, damit ich nächstes mal Lau Kung King und Frank Miller nicht verpasse.

  2. Ergänzung zum Artikel:
    Mein Lehrer hat mich heute im Kurs übrigens auch auf diesen Artikel angesprochen. Er hat ihn auch gelesen und ich bekam ganz neue Aspekte zu hören. Immerhin hat er auch Wushu- und Sanda-Erfahrung. Seine Argumente will ich hier nicht wiedergeben, weil ich nicht weiß, wie weit ihm das recht wäre. Jedenfalls habe ich begriffen, dass man Kampfsport nicht gut mit Selbstverteidigung vergleichen kann und das ein Kämpfer nicht allein durch Techniken bestimmt wird. Es gehört vielmehr auch Temperament, Mut, Entschlossenheit, bestimmte Gene usw. dazu. Wenn man das Herz schon in der Hose hat, wenn man böse angesehen wird, dann werden die beste SV-Ausbildung und diverse schwarze Gürtel vermutlich auch nicht besonders hilfreich sein.

    Am besten meidet man meiner Meinung nach gefährliche Situationen von vornherein, soweit es möglich ist und Prävention, nein, in diesem Fall spricht man besser von Deeskalation sollte beim Thema SV natürlich an erster Stelle stehen.
    Wenn gar nichts funktioniert und der Angreifer kein Hund ist, ist Flucht immer noch die beste Alternative, falls wenigstens diese möglich ist.
    Besonders unangenehm ist mir die Vorstellung, dass nicht ich der Bedrängte bin, sondern ein Kind oder eine andere hilflose Person, denn dann nützt mir meine spontane Fantasie auch nicht viel. Ich traue mir selbst zu, dass ich mich notfalls auf den Boden werfe und dem Angreifer mit einem „hilf mir“ die Hand hinhalte, oder mit ähnlichen Tricks verblüffe. Wenn ich aber nicht selbst angegriffen werde, könnte ich höchstens schnell mit dem Handy einen Notruf absetzten, den Angreifer auf mich lenken und fliehen.

  3. Dein Kommentar zu Hr. Deisler ist für mich so recht annehmbar. Obwohl ich selbst auf Grund meines Trainings hier in Taiwan oft genug ins richtige Kämpfen gelangte, sieht es die letzten Jahre etwas ruhiger aus. Im Sommer hat sich gar auch ein regelmäßiges Sitzen für 40 Min. noch eingeschlichen, doch ob dafür während des Uni-Betriebs noch Zeit bleibt, ist eher fraglich.
    Morgen haben wir hier 中秋節, das Mittherbstfest. Es gibt viele fette Mondkuchen und Pamellos, eine tolle Pampelmusenart. Dazu wird seit so 30 Jr. hier auf Taiwan traditionell gegrillt, futtern und den Vollmond betrachten, im Familien- oder Freundeskreis. Soll ja der größte Vollmond seit 6 Jahren sein.
    Liebe Grüße!

    1. Hallo Hermann,
      Das freut mich ganz besonders, dass ich wieder einmal von dir höre. Zazen kenne ich nur theoretisch, da man die „stehende Säule“ ja auch im Sitzen oder sogar im Liegen ausführen könnte, hat es mich noch nicht besonders gereizt. Außerdem arbeite ich noch vorwiegend an meiner Beweglichkeit. Ich habe noch einen Tag pro Woche keinen Taijiquankurs und den werde ich ab Oktober mit Yoga nützen.
      Mittherbstfest (中秋節) mit Mondkuchen und Pamellos, also was ich von dir immer erfahre ist schon bemerkenswert. Ich wünsche euch also einen schönes Fest bei gutem Mondlicht. Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ich nicht dabei sein kann, denn der Vollmond verwandelt mich manchmal in eine Art Werwolf. LOL, ganz so schlimm ist es natürlich nicht, aber ich spüre den Mond wirklich sehr stark.
      Liebe Grüße und Servus aus dem heißen Wien.

      1. Nur ganz schnell, vor dem Morgentraining: In den KK der Inneren Schule sollte jeder Stil auch einen eigenen Bereich der Inneren Übungen umfassen, dazu gehören Selbstmassagen, Dantian-Meditationen, Atmemübungen, Sachen in bestimmten Positionen, mit imaginierten oder tatsächlichen Tönen (六字訣) etc. etc. Da werden keinerlei Anleihen aus Zazen (japan.) oder Yoga (ind.) gemacht. Oft sind diese Bereiche halt leider nicht vollständig tradiert, bei uns auch nur an die Indoors von Altmeister Song weitergegeben. Dann kann man sich sicher mit den genannten Alternativen weiterhelfen.

        1. Danke Hermann, die haben wir schon und jede Kursstunde beansprucht nahezu eine halbe Stunde derartiger Grundlagenübungen, die abgesehen von den Aufwärm- und Dehnungsübungen die Grundlagen der inneren Arbeit darstellen. Da haben wir ein ganz hervorragendes Konzept, mit dem ich persönlich sehr zufrieden bin.
          Ich meinte nur, dass du mit Sitzen Zazen meintest, da ich außer acht ließ, dass du auf andere Kenntnisse und Erfahrungen zurückgreifen kannst. Bei uns wird es kaum Anleitungen für taoistische Sitzmeditation geben, da ist mit Sitzen automatisch die Zen-Buddhistische Übung gemeint.
          Es kann zwar unmöglich in Wien einen alten taoistischen Meister geben geben der die Heilkunst, Kamfkunst, Kräuterlehre usw. beherrscht wie die Falbelgestalten am Hua Shan und wenn es einen gäbe würde er sich bestimmt einen jungen Schüler nehmen und nicht einen Greis wie mich, aber das hat auch Vorteile. Ich kann für alle Kulturen und Weisheiten offen bleiben und mir überall das heraussuchen, was mir am besten behagt. Ich picke mir die Rosinen aus allen Kulturen heraus.
          Abgesehen davon, denke ich, dass die chinesische und indische Kultur ohnehin gemeinsame Wurzeln haben und die Japaner haben ihre Weisheit wiederum meist aus China. Etwas weiter entwickelt und in die Welt exportiert als Aikido, Sihatzu usw. Sihatzu kennen sehr viele Leute bei uns, aber Tuina so gut wie niemand, obwohl Sihatzu meiner Meinung nach nur ein japanisiertes, modernes Tuina ist, das es schon viel länger gibt.
          Die alten Meister gaben vermutlich ihre Weisheit nur direkt an ihre Schüler weiter, ich kenne das sogar aus unserer Familie. Meine Großmutter konnte noch „Wenden“ eine Geisterheilung die sie angeblich auf ihre Haustiere anwenden konnte, aber meine Eltern, Onkeln und Tanten hielten leider nicht viel davon und somit ging diese Kunst verloren. Ich wäre dafür jedenfalls offen und daran interessiert, aber leider ist meine Großmutter nicht mehr unter uns.
          Mein Hauptinteresse gilt dem Chen Taijiquan, aber wenn ich mit Pranayama Energie im Dantian sammeln kann, oder mit Qigong, oder einfach mit Autogene Training, ist es mir auch recht.
          Den Nachteil, dass ich keinen alten Großmeister mit langem Stammbaum als Lehrer habe versuche ich mir dadurch zu einen Vorteil zu machen, dass ich mir überall die Rosinen herauspicken darf und was mir nicht behagt, lasse ich weg. Schließlich ist es nicht mein Beruf und ich habe absolut keine Verpflichtungen irgend welcher Art. Ich werde auch niemals auch nur Hilfsausbildner oder Kursleiter werden und schon gar kein Lehrer, daher bin ich absolut frei und unabhängig und kann allem gegenüber offen bleiben, obwohl ich natürlich schon allein aus zeitlichen Gründen auch Entscheidungen treffen muss. Denn leider werden ich nicht so viele tausende Jahre alt werden, dass ich alles kennen und erlernen kann, was mich interessiert.
          Sorry, das war viel zu lang für eine Antwort, aber ich belästige dich ja nicht direkt damit, denn ich erwarte wirklich nicht, dass du das alles liest.

  4. Da geb ich dir großteils recht Helmut. Die Nichtanwendbarkeit liegt aber nicht am Taijiquan, sondern daran daß sie meist nicht unterrichtet und/oder vom Lehrer gefordet wird. (aus welchen Gründen auch immer) Die Methoden gibt es aber nach wie vor und sie tun weh (zumindest so lange bis du einen Gewinn und Gefallen daraus ziehst). An diesem We kommt für 5 Tage Lau Kung King nach Wien. Er ist stes bereit allen Interessierten diese Methoden (die eigenen Werkzeuge zu schärfen) weiterzugeben und das auf eine sehr angenehme Art!

    1. Hallo Niki, Zuerst möchte ich mich für den Hinweis und Kommentar bedanken. Ich freue mich wirklich sehr darüber und wundere mich sogar ein wenig, wie ich zu dieser Ehre komme. Denn ich weiß, dass du unglaublich viele, hervorragende Aktivitäten in der KK-Szene setzt.
      Zu meinem Artikel und dem Thema SV pflichte ich dir bei, dass es bestimmt nicht an Taijiquan liegt und ich hatte (bzw. habe) zwei ausgesprochen gute Lehrer, die einen geduldigen Schüler bestimmt auf ein Niveau bringen können, auf dem man Taijiquan zur SV einsetzen könnte. Diesen Lehrern selbst, traue ich das natürlich auch zu, aber wer kann heutzutage von einen Schüler erwarten, dass er jahrelang täglich stundenlang übt, bis sich vielleicht langsam erste Erfolgsansätze bezüglich SV zeigen? Ich bin der Meinung, dass der gesundheitliche Aspekt von Taijiquan in unserer Gesellschaft am bedeutsamsten ist. Dann kommt der spirituelle Aspekt und die soziale Komponente zu tragen (die Schüler, Ausübenden und Lehrer bilden meist eine recht nette Taijiquan-Gemeinschaft) und nur ganz wenige schaffen es, auf ein Niveau zu kommen, auf dem sie Taijiquan auch zur SV einsetzen könnten. In SV-Kursen kann man das nach ein paar Wochen, weil man keine extrem schwierigen Prinzipien umsetzen muss. Theoretisch sind die Taijiquan Prinzipien meiner Meinung nach überhaupt nicht schwierig, aber spätestens, wenn jemand mit Kraft gegen mich vorgeht, merke ich den Unterschied zwischen Theorie und Praxis und mein Körper reagiert, wie er es seit Jahrzehnten gewohnt ist. Daher bin ich froh, dass mir die SV Komponente nicht vorrangig wichtig ist. Ich kann mich auch an dein Argument erinnern, dass Taijiquan erst dann wirklich etwas für die Gesundheit bewirken kann, wenn es auch in der SV einsetzbar ist, denn dann muss man es richtig machen, sonst funktioniert es nicht. Das halte ich für ein wenig übertrieben, denn mir haben die Kurse bei dir gesundheitlich sehr gut getan und auch jetzt tun mir die täglichen Übungen im Chen Stil ausgesprochen gut.
      Lau Kung King möchte ich sehr gerne einmal kennen lernen, aber ich fürchte, diesmal wird sich das zeitlich leider nicht ausgehen.
      Servus und Danke nochmals

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert