Lias und Azrail

Lias schrie nach Hilfe. Er wusste, dass ihn niemand hören würde und er höchstens seinen Verfolger noch mehr erregte, ihm die Seele aus dem Leibe zu entreißen. Lias, ein Junge im alter von ca. 14 Jahren, startete einen letzten Versuch, seinen Verfolger Azrail, den Engel des Todes abzuhängen. Wenn er an seine letzte Begegnung, mit Azrail dachte, zweifelte er daran, diesmal wieder lebend zu entkommen. Er wusste er müsse es schaffen, den kleinen unscheinbaren Buchladen zu erreichen, bevor Azrail ihn erwischen würde. Kaum im Stande, einen klaren Gedanken zu fassen rannte er los. Schon nach kurzer Zeit spürte er, wie erschöpft er war, doch seine Angst war größer, als jedes andere Gefühl. Verzweiflung stieg in ihm auf. Der Buchladen war noch zwei Straßen entfernt und Azrail kam bereits gefährlich nahe. Lias nahm seine letzte Kraft zusammen und sprintete auf sein Ziel zu. Er hatte den Buchladen erreicht, riss die Tür auf und rannte nach hinten, zu dem Regal, wo er das Buch über Azrail wusste. Er nahm das schwere Buch und öffnete es hastig. Sofort stieg der Geruch von Tod und Verderben daraus empor. Das Buch erzählt nicht nur von der Geschichte des Azrail, sondern, auch wie man ihn für eine Nacht in sein Reich zurück schicken kann….
Ein Schauer überlief Lias während er bestimmt Kapitel dreizehn, mit der Überschrift „Schutz vor dem Azrail“ aufschlug. Lias wartete darauf, dass der Todesengel endlich vor ihm stehen bliebe. In nur ein paar Sekunden, war es auch schon so weit und er las ihm den Spruch, der sein Leben für 24 Stunden verlängern konnte laut vor:

„Oh du Engel der Nacht, das Licht musste weichen
dem eiskalten Tod, du hast versucht zu gleichen.
Im Schutz der Dunkelheit dein Meer aus Blut sich breitet
nur Angst und Hass sich weitet.

Ein Ende für diese Nacht ich dem Grauen setz
und den Engel des Todes verletz
indem ich Glaube an das Licht
und so ich die Angst vernicht“

Lichtstrahlen durchbohrten den Finsternisengel und mit letzter Kraft schrie er, dass er sich an Lias, für diese Tat, rächen werde, sobald die nächste Nacht anbräche. Als der erste Schock überstanden war, kamen Lias tausend Fragen in den Sinn, die unmöglich zu beantworten schienen. Lag es an ihm, dass Azrail ihn schon zweimal aufgesucht hatte und versuchte ihn seiner Seele zu berauben? Existiere Azrail überhaupt in Wirklichkeit, oder spiele ihm das Unterbewusstsein nur einen üblen Streich? … Er nahm das Buch und versuchte sich, noch mehr nach Azrail, dem Todesengel zu erkundigen, um Antworten auf seine unzähligen Fragen zu finden. Kurz darauf fiel er aber in einen tiefen Schlaf und er erwachte erst am Morgen wieder.
Ob all dies nur ein Traum, eine Einbildung oder die Realität war, weiß Lias natürlich nicht mehr. Nach der nächsten Nacht wird das Rätsel aber bestimmt gelöst sein nur wer weiß, ob es dann nicht schon zu spät sein wird…
von Estella Reinprecht

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