Taijiquan: Kampfkunst versus Sport

Ich habe allgemein die Erfahrung gemacht, dass man in Insiderkreisen als Ahnungsloser belächelt wird, wenn man Taijiquan als Kampfsport bezeichnet. Anfangs glaubte ich, das sogar zu verstehen, denn es gibt in traditionellen Stilen keine Wettkämpfe, keine Punktevergabe und es muss Waffen, wie Schwert, Säbel, Stock etc., also ein Waffensystem geben, damit man von einer Kampfkunst spricht. Aber wozu überhaupt eine Kampfkunst? Ich frage mich heute, was es für Vorteile mit sich bringt, wenn man an diesen historischen Begriff festhält. Wenn man Kampfkunst im Sinne von Kriegskunst betrachtet, haben sämtliche Kampfkünste vor einigen hundert Jahren ausgedient. Was gibt es also für eine Motivation an diesem Begriff festzuhalten und keinen Kampfsport, sondern eine Kampfkunst zu erlernen, bzw. wo kann diese gebraucht werden?
Mir fällt ein:
a) in illegalen, gewalttätigen Auseinandersetzungen und zur Verteidigung gegen solche Übergriffe
b) bei der Polizei
c) beim Militär

ad c) Das hat sich mit dem letzten Ritter und Samurai erübrigt, heute sind technisches Know How gefragt, um die modernen Waffensysteme bedienen zu können.
ad b) Hier ist vielleicht am ehesten ein Bedarf gegeben, da die Polizei die schonenste Möglichkeit einsetzen soll, um Täter zu überwältigen; ich denke aber, dass Taijiquan dazu recht ungeeignet ist und die lange Ausbildungszeit spricht ebenfalls dagegen.
ad a) Krimineller Einsatz kann ja sicher nicht angestrebt werden und zur Verteidigung gegen diesen ist Taijiquan meiner Meinung nach für Durchschnittsmenschen kaum zu gebrauchen; für Meister womöglich, aber es gibt Selbstverteidigungskurse in diversen Kampfsportarten (Krav Maga, Jeet Kune Do, Eskrima, Panantukan, Kickboxen und Co) die von Anfang an eingesetzt werden können und nicht erst nach 10 Jahren täglicher Übung. Abgesehen davon, ist ein Waffenschein und eine Handfeuerwaffe sicher noch effizienter, falls jemand wirklich einen Grund hat sich zu schützen und die Selbstverteidigung dringend erforderlich ist. Ich bin erfreulicher weise in 52 Jahren noch nicht in so eine Situation gekommen, weshalb ich auch annehmen kann, das es in Österreich nicht sehr häufig vorkommt, dass man sich selbstverteidigen muss.
Die gesundheitliche und spirituelle Anwendungsmöglichkeiten sind meiner Meinung nach die heutigen Vorzüge von Taijiquan und weshalb sollte man das nicht fördern wollen und sportlich betreiben? Ich würde es begrüßen, wenn es zu einem Volkssport werden würde und finde es Schade, dass es kaum Wettkämpfe gibt, denn Tui Shou wäre dazu gut geeignet, genau so Punktevergabe für die Ausführung der Form und sogar Wettkämpfe mit Anwendungen wären möglich. Im Fechten verwendet man übrigens auch Säbel und trotzdem ist es eine olympische Disziplin und es ist ein Sport. Das Taijiquan Anwendungen so viel gefählicher sind, als die in Karate oder Kickboxen, kann nur ein Gerücht sein. Ich verstehe also den tieferen Sinn nicht ganz, weshalb sich Taijiquan-Insider dagegen so wehement wehren, Sportler zu sein. Was ist daran so verwerflich? Diese irgendwie elitären Ansprüche und Mythen von Geheimnissen, die nur Meister an auserwählte Schüler weitergeben, führt zu einer Inflation an Meistern, Schulen und Stilen und so könnte aus Taijiquan bald eine reine Geschäftssache und Modeerscheinung werden, wenn dies nicht ohnehin schon der Fall ist. Bei Sportarten, auch bei Kampfsportarten ist hingegen eine Auslese gegeben, denn dazu gibt es ja die Wettbewerbe, um den Besten zu ermitteln. Ich finde der Beste sollte der Meister sein und nicht der Älteste, der Hineingeborene oder der, mit den schönsten Namen. Daher fände ich es jetzt, nach einigen Überlegungen, begrüßenswert, wenn aus Taijiquan ein Volkssport und ein Kampfsport mit Wettkämpfen werden würde, damit man sich mit anderen und dabei die eigenen Fähigkeiten ehrlich, sportlich fair messen könnte.
Übrigens halte ich mich noch für lernfähig und falls es Argumente für die Aufrechterhaltung der Bezeichnung „Kampfkunst“ gibt, würde mich das interessieren. Ich persönlich bin von Taijiquan begeistert, sehe mich aber eher als sportlich aktiver Traumdänzer, der nach Harmaonie und Perfektion in der Bewegung sucht.
Da fällt mir noch eine Frage ein, weshalb sollte man die Taichi Prinzipien nur zum Zweck der Heilung oder des Kampfes einsetzen und nicht auch für völlig andere Tätigkeiten im Alltag? Irgend ein Beispiel zur Verdeutlichung was ich meine: „Rettet jemand einen Hilfebedürftigen, weil er sein Chi steuern kann und die Kraft optimal in Muskelsynergien vom Dantian über Becken, Hüfte und die gesamte anatomische Struktur hin optimal entfalten kann, dann wäre das in meinen Augen ein möglicher und sinnvoller Einsatz (es gäbe aber unzählige Möglichkeiten, auch körperliche Tätigkeiten aus der Arbeitswelt sollte man nicht einfach außer acht lassen), aber für eine derartige friedliche Nutzung der Prinzipien im Alltag, ist die Bezeichnung „Kampfkunst“ irgendwie irreführend, finde ich.
Umfrage:

Sollte aus Taijiquan ein Kampfsport werden? (2)

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Mein Plan bezüglich TCC für nächstes Halbjahr

Den Schwerpunkt werde ich nächstes Semester auf Tui Shou legen.
Ja, dieses Semester geht dem Ende zu, daher plane ich bereits für das kommende. Fix ist bereits Taiji Dao – Der Säbel (29.01.2010 – 31.01.2010) und im Februar mehrere Tage Chen Stil Taijiquan pro Woche im Shu Jian.
Ab März soll es dann wie folgt weiter gehen.
Montag: Tui Shou – Pushing Hands (22.02.2010 – 17.05.2010) und anschließend Taijiquan Langform (31.05.2010 – 28.06.2010).
Dienstag: wahrscheinlich Aikido (kommt ganz neu dazu, aber Aikido muss ich unbedingt näher kennen lernen).
Donnerstag: Taijiquan Spezial (25.02.2010 – 01.07.2010) und
Samstag: Chen Stil im Shu Jian.
Ob es sich zeitlich einrichten lässt weiß ich noch nicht, aber auf meiner Wunschliste stehen weiters noch:
Tui Shou – Pushing Hands Tag
Nikolaus Deistler
11.04.2010

Tui Shou – Pushing Hands Workshop
Wilhelm Mertens
29.05.2010-30.05.2010

Tui Shou – Pushing Hands Tag
Chaitanya Franz Pölzl
20.06.2010

und
Taiji Dao – Der Säbel
Nikolaus Deistler
09.04.2010-11.04.2010

Taiji Dao – Der Säbel
Nikolaus Deistler
11.06.2010-13.06.2010

Den Sommer werde ich dann hauptsächlich auf der Slackline verbringen und mich tapfer den Gelsen auf der Donauinsel und den Praterwiesen stellen. 😉
In Qigong werde ich in kleinen Einheiten zwischendurch einmal das verarbeiten, was ich bis jetzt gelernt habe.

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L’Énergie du Tai-Chi




L’Énergie du Tai-Chi

Originally uploaded by Pierre Éthier

Besonders die Perspektive und farbliche Gestaltung hat mich angesprochen und obwohl ich das Zentrum des Bildes anfangs eher störend emfpand, habe ich es mir näher angesehen. Seither und in Verbindung mit Danser dans la nuit finde ich es einfach genial.

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Surrogates

Habe mir gerade Surrogates angesehen und fand den Film ganz unterhaltsam. Er inspiriert mich zu einer kleinen Wortschöpfung, da es ja für „der Ersatz“ keinen Plural gibt und „die Ersatzmittel“ einfallslos klingen. Ich nenne sie also Ersatz, -i und natürlich Ersatzin, -innen, denn die weiblichen Teile mit den schönen Augen würden mit Sicherheit darauf bestehen. Ob die ErsatziInnen wohl auch Meridiane eingebaut haben? Ich denke nicht, also kann man sie leicht von Menschen unterscheiden. Menschen können Taijiquan ausüben, ErsatziInnen hingegen nicht. 🙂

Zitat von Wikipedia:

Surrogates – Mein zweites Ich ist ein amerikanischer futuristischer Actionthriller aus dem Jahr 2009 (USA-Start: 24. September 2009). Der deutsche Filmstart ist auf den 21. Januar 2010 festgesetzt. Die Regie führte Jonathan Mostow, die Hauptrolle spielt Bruce Willis…..

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Taiji und San Bao

Die drei Qualitäten von Qi im Taijiquan. Der erste Abend des Spezialtrainings mit Franz P. Redl und Niki Deistler (Shambhala) ist schon wieder vorbei. Für mich ist es jedenfalls eine interessante Ergänzung und die kleinen Qigongübungen, Seidenfadenübungen, Partnerübungen und Meditationen zu den unterschiedlichen Qualitäten von Jing, Qi und Shen gefallen mir ausgezeichnet. Hoffentlich bringe ich es nicht bald soweit, dass ich in er U-Bahn mit Yin- und Yangkreisen anfange. LOL

Di 19:30 – 21:30, am 12., 19. und 26. Jänner

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