Gedanken zu Taijiquan – meine Langform

(Last Updated On: 7. Januar 2010)

Ich bin bezüglich meiner Taijiquan-Entwicklung an einem kritischen Punkt angelangt. Ursprünglich war ich fasziniert von den harmonischen Bewegungen und mir kommt vor, als sähe ich manchmal den Energiefluss und eine einzige harmonische Bewegung vom Beginn bis zum Ende einer Form. Beim Üben auf der Wiese, wenn sonst keine Menschenseele weit und breit zu sehen ist, stellte sich ab und zu während der Form ein Gefühl ein, dass für mich richtungweisend war. Aber sobald ich es richtig bemerkte und eifrig verstärken wollte, weil ich mir sicher war, dass ich genau dieses Gefühl haben und fördern möchte – es wirkte sich auch nachträglich positiv auf mein Wohlbefinden aus – verschwand es. Je mehr ich mich darauf konzentrierte und je ehrgeiziger ich den Energiefluss stärker spüren wollte und mit den Bewegungen in Einklang bringen wollte, desto kälter und lebloser fühlte sich mein Körper an. Alles, wonach ich strebte war weg. Nach längerem Frust gab ich mein Ansinnen auf und wollte neue Formen und Techniken lernen. Aber meine Begeisterung war verflogen und es machte nicht mehr wirklich Freude. Ein neuer Kurs und ein Säbel konnte mich kurz darüber hinwegtäuschen und die Begeisterung stellte sich wieder ein. Sehr kurz allerdings, denn schon nach Tagen kam wieder Unzufriedenheit in mir auf und ich erkannte, dass es nicht an den Formen und Techniken liegt, sondern einfach daran, wie ich an die Übung herangehe.
Ich habe mich übernommen und mich selbst überfordert, mit den viel zu hohen Erwartungen. Doch inzwischen bemerkte ich, dass mir 15 Minuten „stehende Säule“ mehr bringen kann, als eine Form der Choreographie nach zu beherrschen.
Also noch einmal von vorne, aber diesmal langsam und bedacht. Zuerst muss ich einmal meine Ziele überprüfen und da merke ich schon, dass etwas nicht stimmt. Ursprünglich wollte ich nur etwas für meine Gesundheit tun, mich sammeln, entspannen und als höchstes Ziel wollte ich mich ähnlich harmonisch bewegen können, wie so manche Darsteller es auf Videos (auch auf YouTube) vorzeigen. Akrobatik und Selbstverteidigung stand nicht auf meiner Wunschliste und schon gar nicht eine Leistung zu erbringen und dies oder das möglichst gut, nach Beurteilung anderer, können zu wollen.
Inzwischen habe ich mein ursprüngliches Ansinnen vorübergehend aus den Augen verloren und daher wurden die Übungen immer mühsamer. Früher war mir das völlig egal, wenn ich auf die Wiese ging, ob meine Figur nun echter Yang, Chen, Wu, Sun Stil ist oder nicht. Authentisch traditionell oder modernes Wushu, nach diesem oder jenen Meister, das Streben nach Perfektion hat mir schnell die Freude genommen und daher mache ich nun meine Form. Ich verschiebe alle Vorhaben auf später und übe nur noch noch kleine Grundlagenübungen, die CMC-37er, die Laojia Yilu und meine Langform im Yangstil. Kein Stock, kein Säbel, kein Lohan Zhang, kein Kranich und keine Gedanken an Tanglang, sogar die kleineren Formen und Qigongformen stelle ich ein. Abgesehen von Anwendungsübungen und Tui Shou Spielereien in einem Kurs von zweien, werde ich selbst nur noch ganz einfache Grundlagenübungen und die drei erwähnten Formen üben. Die 37er Kurzform, weil es meine erste Grundlagenform war, die ich nicht verlernen möchte, die Laojia weil sie mich von allen Formen, die ich bis jetzt gesehen habe (alleine auf YouTube habe ich schon hunderte in meinen Listen) am meisten anspricht und ich sie lernen will und „meine Langform in Anlehnung an den Yangstil“, weil ich mir die Freude an Tai Chi erhalten möchte.
Mein neuer Plan:

Kurse:
Do: CMC mit Anwendungen, push hand und Spielereien und
Sa: Chen Stil

Auf der Wiese:
Mo: CMC 37er
Di: meine Langform
Mi: Laojia Yilu
Do: CMC 37er
Fr: meine Langform
Sa: Laojia Yilu
So: keine Übungen

Darüber hinaus habe ich mir gerade eine Webseite angelegt, wo ich mir Details zu Taijiquan notieren werde, die mir wichtig sind.
Abschließende Notiz soll mich an mein Vorhaben erinnern und ich werde ein ähnliche Notiz gleich auf meiner neuen Seite unter bringen:
Ich will weder ein Taiji-Lehrer und schon gar kein Meister werden, ich will es auch nicht zum Vorzeigen oder zur Selbstverteidigung üben, sondern ich möchte Freude an der Meditation in Bewegung haben und der Natur verbundener werden.

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