Extrempurzelbauming

hoedhuette

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Auch wenn Sie sich bei Wintersportarten gut auskennen, werden Sie vermutlich noch nichts von Extrempurzelbauming gehört haben, da ich diese Sportart erst vor kurzem mit meinem Bruder und meiner Tochter entwickelt habe. Ja, man kann ohne Übertreibung von Entwicklung sprechen, da wir mindestens 5 verschieden Styles und einige Variationen entwickelt haben. Wir unterscheiden gehockt, gestreckt, gegrätscht, eingesprungen und verkehrt und außerdem noch das Extremdownhillhechting und das etwas aus der Reihe tanzende Extremsidewärtsrolling.
Es ist zwar keine spezielle Ausrüstung und kein Sportgerät dazu erforderlich, aber es ist ratsam, sich in so viele Schichten Kleidung zu stecken wie nur irgendwie möglich. Ein Steilhang mit guter Schneelage und möglichst keinen Hindernissen genügt. Brillen, Zahnprothesen, Schmuck und andere Gegenstände mit denen man sich verletzen könnte, lässt man am besten zu hause. Ein Helm erhöht das Risiko eines Genickbruchs wesentlich, daher bin ich für eine einfach Mütze. Abgesehen von möglichen Hals-, Bein- und Rippenbrüchen ist der Sport eigentlich ungefährlich. Schmerzhaft waren nur die Lachkrämpfe, daher ist ein Zwerchfelltraining die beste Vorbereitung.

Mein Lieblingsstyle ist eindeutig straigt forward, eng gerollt in Igelart. Da ziehe ich inzwischen schon eine schlangenförmige, regelmäßige Spur in den Neuschnee, die so manchen Profiwedler vor Neid erblassen ließe. Verfolgt von einer Scheefahne des aufgewirbelten Schnees, rolle ich mit beachtlicher Geschwindigkeit und Eleganz den Hang hinunter.
Will man anhalten, braucht man sich nur zu strecken. Wenn man es im richtigen Augenblick macht, schlägt man mit dem Hintern eine Grube in den Schnee, sonst mit dem Gesicht, weshalb ich gefrorene oder harte Pisten eher meide.
Am Anfang hatte ich bei dem Style „verkehrt“ Angst, man meint, dass man ja nicht sieht wo man hinrollt. Man steht oben am Hang, dreht den Abgrund einfach den Rücken zu, geht in die Hocke und dann soll man sich einfach nach hinten fallen lassen – ins Ungewisse? Ja, denn spätestens nach ein paar Umdrehungen (Rollen) merkt man, dass es völlig egal ist, ob man nach vorne oder noch hinten gerichtet die Orientierung verliert. Man weiß ohnehin nicht mehr wo vorne, hinten, oben und unten ist. Erst nach einigem Training bekam ich ein Gefühl, das mich ungefähr erahnen ließ, wo unten sein könnte. Ich meine talwärts, also ein Gefühl für die primäre Fortbewegungsrichtung. Kommt man unten an, dauert es meist eine gewisse Zeit, bis man entweder das Blau als Himmel, oder das Weiß als Schnee erkennt und damit hat man es geschafft und überlebt. Oft bin ich dann ohne ein einziges mal umzufallen aufgestanden, als wäre ich nur kurz am Bett gelegen. Manchmal taumelt man aber ein wenig und findet sich erst nach einigen Minuten und Stürzen wieder zurecht. Besonders bei langen und schnellen, meist eingesprungenen Purzelbaumings kommen solche Nachwirkungen zu Tage. Übrigens, mit einer kurzen, wischenden Fußbewegung kann man Erbrochenes schnell und unauffällig unterm Schnee verschwinden lassen.

Ob der Sport gesund oder gefährlich ist kann ich nicht sagen, es ist jedenfalls unheimlich lustig und man kann eine ganz besondere „Körper im Raum Erfahrung“ machen. Für Anfänger mag es schon gewisse Risiken geben, aber da wir die Erfinder und Meister sind, kann ich da nicht mehr mitreden. Ich würde zumindest nicht mit einem eingesprungenen, gestreckten anfangen. Erklärt die Bezeichnung die Technik eigentlich ausreichend? Vielleicht gebe ich noch ein paar Zusatzinformationen. Also „eingesprungen“ bedeutet, dass man mit einem Hechtsprung vorwärts und natürlich hangabwärts beginnt, dann rollt man sich ab, kommt kurz auf die Beine – nicht durchstrecken – sondern in der Hocke bleiben und sofort wieder abrollen. „Nicht durchstrecken“ habe ich deshalb betont, weil man sonst in Versuchung gerät, erneut mit einem Hechtsprung fortzusetzen und das bedeutet Disqualifikation und Abweichung ins Extremdownhillhechting. Purzelbaum bedeutet übrigens, dass der Kopf nicht zur Seite geneigt wird, wie beim Abrollen in anderen Sportarten. Dadurch erreicht man wesentlich höhere Geschwindigkeiten und die Gefahr von „leichten“ Verletzungen wird auch verringert.

Ich würde ja gerne ein Video dazu zur Verfügung stellen, aber das geht frühestens im Frühling, falls ich dann meine Kamera auf der Wiese wieder finden sollte und sie noch immer funktioniert.
Soviel ich weiß, bietet weder mein Bruder noch meine Tochter eine Ausbildung in Extrempurzelbauming an und ich habe das eigentlich auch nicht vor, aber als Meister der ersten Generation fühle ich mich natürlich verpflichtet, meine Erfahrungen weiter zu geben. Daher können Sie mir gerne Fragen im Kommentarbereich stellen. Ich möchte Extrempurzelbauming ausdrücklich nur auf eigene Gefahr weiter empfehlen, da es nicht nur extrem lustig sein kann. Allerdings möchte ich nur für die oben angeführten klassischen bzw. „traditionellen“ Styles Support anbieten, von abartigen Spezialdisziplinen wie Heli-Extrempurzelbauming oder Lawinen-Extremdownhillhechting (bei ersteren lässt man sich mit einem Helikopter hoch bringen, beim zweiten versucht man das Ganze auf der Oberfläche einer gerade abgehenden Lawine) will ich mich von vornherein distanzieren und dazu gibt es auch keine Tipps.

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Bei Supportanfragen geben Sie bitte neben der genauen Stylebezeichnung (siehe oben) an, ob es sich um Neuschee-, Pulverschnee-, Gatsch-, Eis- oder Pisten-Extrempurzelbauming handelt.
Zum Eis-Extrempurzelbauming sei noch angemerkt, dass dazu ein Helm empfohlen wird und das unbedingt eine griffige, rauhe Oberfläche der äußeren Kleidungsschicht nötig ist, sonst endet das Ganze in einem Bergerlrutsching.

Ach ja, hier noch ein Video das ein gutes Übungsgelände zeigt, nur verwenden die, wie kann man nur so altmodisch sein, noch Ski und Board. Achten Sie im Videao genau auf die Stelle nach dem Helikopter, da sieht man es ganz deutlich, wenn es wirklich extrem wird, weichen sie auf unseren Style aus. Das ist eindeutig ein Ansatz zu einem eingesprungenen, gestreckten Extrempurzelbauming.

Die aufgewirbelten Schneefontänen sehen teilweise wirklich wie bei unserem Extrempurzelbauming aus, weiß und der Schnee wird so seitlich weggesprüht, ganz wie bei uns, eine verblüffende Ähnlichkeit, nur unsere sind meistens etwas höher.

Bildquelle: hoedhütte
Es gibt keinen besonderen Grund, weshalb ich dieses Bild zur Illustration verwende, nur Extrempurzelbauming wäre dort sicher gut möglich. Bei der Beschreibung steht übrigens „Schullandheim Hödhütte der Gelehrtenschule des Johanneums zu Hamburg“, was natürlich nicht heißt, dass die Hütte zu Hamburg gelegen ist, sondern die findet man in den Radstädter Tauern (Österreich).

10 Gedanken zu „Extrempurzelbauming“

    1. Hallo und danke. Wie gesagt, den Kopf schön unten lassen beim Köpfler – nicht plötzlich gucken, ob das Wasser auch noch im Becken ist, oder der Wellengang nicht zu hoch wurde etc. – einfach cool bleiben, dann wir aus den Köpflern schnell ein Extrempoolheadjumping das zwar, wie alles im Leben, gewisse Risken mit sich bringt, aber dafür mächtig Spaß macht. LOL
      Die Punkterichter beim Extrempoolheadjumping werten übrigens ganz ungewöhnlich: je mehr es spritzt, um so besser und für jeden Lacher im Publikum gibt es einen Bonus.

  1. Pingback: kledy.de
  2. Ja lieber Christian, das Leben ist schwer genug und wenn ich an Gaza, Krisen usw. denke, bin ich froh, dass mir immer noch ein Blödsinn einfällt, der wirklich Spaß macht. Gemäßigt betrieben ist hrumtollen und sich im Schnee austoben sogar gesund und darüber hinaus kostet es nichts. 😉

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