Götterdämmerung

Maxmilián Pirner (1854-1924); gemeinfrei, Urheberschutzfrist ist abgelaufen
Maxmilián Pirner (1854-1924); gemeinfrei, Urheberschutzfrist ist abgelaufen
Dem staatenlosen Vagabund Tschakomo dämmern die Götter

Nach der x-ten deutschen Rechtschreibreform wurde die Entropie der Buchstaben derart gering, dass eine totale Revolutionierung der deutschen Sprache vorhersehbar war. Als man (fra*) erkannte, dass durch eine Entropiezunahme bezüglich der Ordnung der Buchstaben ein hohes Entropiepotential für die Wissenschaften frei werden würde, hat man um 2010 die deutsche Rechtschreibung wieder ganz frei gegeben und seither schreibt jeder wie er will, bzw. wie es ihm gerade „einfallt“.

Einleitung:
Tschakomo war ein staatenloser Vagabund, der immer auf der Flucht vor Ordnungshütern durch die Welt streifte.
Es war ihm zu Ohren gekommen, dass es in der Nähe des höchsten Berges der Welt ein sonderbares Treffen aller Götter aller Zeiten geben soll.
Außerdem wußte er, dass Zeus schon vor etwa 2000 Jahren aus dem Olymp ausgezogen war, weil der Mount Everest einfach mehr Platz bot und höher war. Daneben liebte Zeus Buddhas Gesellschaft. Es lag also auf der Hand, dass dieses Gipfeltreffen im Himalaya stattfinden würde.
Im Himmel ayaya,
da werden sie sich seh’n
am ever est, yaya
drum wer’d ich dort hin geh’n
yaya
Vor einigier Zeit hatte Tschakomo ein tolles Angebot von der Regierung eines Landes, das einen sehr großen Teil zur Weltordnung beiträgt, bekommen, er solle doch als Oberordnungshüter eine Spezialeinheit der internationalen Ordnungshüter leiten. Es wurde nichts daraus, da ihnen Tschakomo einfach nicht erklären konnte, dass es nicht im Sinne einer höheren Ordnung sei, totales Chaos in einem Land zu schaffen, um ein wenig Ordnung ins eigene Land zu bringen. Tschakomo war ein Kenner der Unordnung, des größten Feindes der Ornung vieler Systeme. Daher war er zwar begehrt, doch da Tschakomo nur die höchste Ordnung in einem offenen System anstrebte und sich mit kleinen Teilordnungen in kleinen abgeschlossenen Systemen nicht zufrieden geben konnte, wurde er nie zum Ordungshüter irgend einer Ordnung.
Als Vagabund war Tschakomo zu Fuß im Himalaya unterwegs und er suchte, obwohl er wegen der Unordnung seiner Gedanken nicht genau wissen konnte was er eigentlich suchte, zog er auf einem schmalen, steinigen Pfad Richtung Mount Everest. Ein alter Mann mit einem Esel begegnete ihm.

Vorbesprechung:

Alter Mann:
Wohin des Weges, suchst du deine Freunde?

Tschakomo:
Zu den Sternen wird er mich nicht führen, obwohl er rauh ist, dieser Pfad und Freunde sucht man nicht, selbst wenn man sie verloren hätte.

Alter Mann:
Du sprichst als wärst du einer von denen, geh nur immer den Weg entlang, dann wirst du sie treffen.

Tschakomo:
Jeder scheint einer von denen zu sein, da auch du nicht anders sprichst. Welchen Weg könnte ich wohl sonst folgen, da es nur diesen einzigen, steinigen, steilen Weg nach oben gibt?

Alter Mann:
Könntest du nicht stehen bleiben, oder zurück gehen?

Tschakomo:
Stehen bleiben würde ich nicht lange überleben und ging ich zurück, wäre ich auf den selben Weg, nur würde ich ihn schon kennen. Also gehe ich den einzigen Weg, den ich zur Auswahl habe, weiter.

Alter Mann:
Grüß Gott!

Tschakomo:
Welchen?

Alter Mann:
Grüße Sie alle!

Tschakomo:
Mache ich, sagte Tschakomo und ging weiter. Er kam bald zu einem schon recht hoch gelegenen Plateau, das sich für ein Treffen hervoragend eignete. Es war schon ein ungewöhnlicher Anblick, als er alle
Götter aller Zeiten gleichzeitig sah. Sie saßen auf Steinen und plauderten, lachten und sie aßen und tranken.
Im Getümmel kam ich an Jesus und Mohammed vorbei, als die gerade eine Wette abschlossen, welche Zeitrechnung sich länger halten würde und als sie lachten und sich gegenseitig lustig fragten, welches Jahr wir nun eigentlich hätten, da riss mir die Geduld und ich mischte mich ein:
Wie könnt ihr es wagen, euch über eure Gläubiger lustig zu machen, wo diese doch sogar bereit sind, sich für euch zu opfern, ja sogar für euch leben und sterben?

Jesus:
Wer bist den du? Was hast du hier verloren?

Zeus:
Ein Sterblicher! Bist du einer von denen, die schreien: „Gott ist tod, es lebe Gott!“? Oder bist du einer von denen, die sagten, die Sonne hätte keinen Sinn, hätte sie nicht den Menschen, den sie scheinen dürfe?

Mohammed:
Wer immer du auch sein magst, dieses Treffen geht dich nichts an, kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!

Izanagi:
Werft ihn hinaus!

Buddha:
Ein Sterblicher!

Amun-Re:
(der hier so eine Art Vorsitzender war, meldete sich zu Wort) Was soll deine Frage bedeuten, Sterblicher? Ihr Menschen ward es doch, die uns geschaffen haben und wir sind genau so, wie ihr uns gemacht habt!
Bitte also keine Vorwürfe. Auch eure Präsidenten unterhalten sich blendend während sich ihre Soldaten gegenseitig killen und noch schlimmer. Willst du einen Honigwein?

Tschakomo:
(sichtlich entrüstet) Nein, danke! Wenn ihr nun schon einmal so seid, wie wir euch erschufen, dann könnt ihr mir ja hoffentlich einige Fragen beantworten, das seid ihr mir schuldig, immerhin entstamme ich dem selben Geschlecht wie eure Zeuger.

Maya:
Jetzt kommt wieder der Blödsinn von der Allwissenheit und so, ich gehe tanzen.

Thor:
(Ixbalanqué, Ix Chebel Yax und ein paar andere schlossen sich Maya an) bleibt doch das wird sicher auch lustig, hier ist ein Mensch. Seht euch ihn an, einer unserer Zeuger, eignetlich sollte ich dich mit meinem Hammer zermalmen, aber du kannst vermutlich nichts dafür, das er kaum noch einen Ziegelstein zerschlagen kann, daher will ich deine Fragen hören.

Anu meldete sich auch zu Wort: Vergiss nicht, das Vucub-Caquix es wagte, zu behaupten, Sonne, Mond und Erde gleichzeitig zu sein und sie wurde daraufhin von Hunapú und Ixbalanqué getötet. Stelle deine Fragen also nicht zu überheblich, sterblicher Wurm!

Tschakomo:
Es ist mir klar, dass nur einer von euch hier wäre, wäre einer von euch allwissend, aber meine Frage soll euch nicht überfordern, den ich will doch nicht die gesamte Götterwelt erzürnen. Also, wenn ich es euch allen recht machen möchte, an wen soll ich dann und wann glauben und wie soll ich ihm dienen?

Chaos:
(einer der Ältesten) Alle hier anwesenden und auch alle noch später hinzukommenden (er hat davon gehört, dass irgendwo auf der Welt gerade wieder fanatisch von einem neuen Erlöser gepredigt wird) und auch alle unsere Erzeuger haben etwas gemeinsam und findest du es heraus, dann brauchst du dich nur an dem orientieren was wir alle gemeinsam hatten, haben und haben werden.

Tschakomo:
Du machst es mir nicht gerade leicht mit deinem Rätsel, Chaos.

Zeus:
Stell dir vor, hier auf diesem Plateau gibt es eine Ordnung, die von allen anerkannt wird.

Tellur:
Auch die Mutter Natur hört auf diese Ordnung. Inzwischen haben sich die meisten eine Schale Reis geholt und jeder ordnet die Reiskörner anders an, in seiner Schale. Langkornreis zu Stapleln geschlichtet, Rundkornreis einfach geschüttelt, Reis zu Brei zermahlen, Reiskörner zu Ballen mit zufälliger Anordnung zusammengeklebt, … Es ist ein ungeschriebenes Gesetz unter uns Göttern, dass kein Gott jemals Reis in der absolut gleichen Form essen darf, die schon von einem anderen Gott als sein Mahl, seine Ordnung bezeichnet wird. Wenn du den Reis in deiner Schale so anordnen kannst, wie es noch von keinem anderen Gott hier für sich in Anspuch genommen wird, dann bekommst du einen Platz in unseren Reihen.

Tschakomo:
Ihr habt mich falsch verstanden, ich will kein Gott werden.

Mars:
Du mußt kein Gott werden, um einen Gott zu verstehen, aber du mußt wenigstens ein Gott, eine Pflanze oder ein Tier werden, wenn du den Menschen verstehen willst, da er ja immerhin der Zeuger der Götter ist.

Tschakomo:
Kommt zur Sache. Was ist allen gemeinsam?

anderer Gott:
Die göttliche Ordung. Die Ordnung der Welten, Sterne, Atome, Gefühle, Gedanken genau so, wie die Ordnung der Töne, Farben und Formen. Die Ordnung der Kräfte und die Ordnung der Götter, genau so wie die Ordnung ihrer Reiskörner. Hast du schon jemals deine eigene Ordnung gemacht, dann gehörst du zu uns oder du bist einer von uns.

Tschakomo:
Gibt es eine Regel zum Erstellen einer Ordnung?

anderer Gott:
Unordnung heißt der Teufel und der ist überall, mächtig und stark und er ist der Ursprung, der allererste Anfang aller Ordnung. Die einzige Regel besagt, dass Unordnung beseitigt werden muss, um Ordnung zu schaffen.

anderer Gott:
Einen kleinen Hacken hat die Sache noch. Wenn du an einer Stelle mehr Unorndung machst, als du an anderer Stelle Ornung machen kannst, förderst du den Hades und sein Ziel. Sein Ziel ist klar, er will nicht nur aller Anfang gewesen sein, sondern auch das Ende.

Tschakomo:
Ihr sprecht von Entropie?

anderer Gott:
Nein wir sperchen nicht von Entropie, wir hassen sie. Glaubst du in einer Welt, in der Energie in Materie umgewandelt wird und in der man sogar der göttlichen Ordnung auf die Schliche gekommen ist, ist noch Platz für Götter, die Wasser in Wein verwandeln können? Wir sind hier bei diesem Treffen, weil wir dringend andere Planeten suchen. Auf dieser Welt ist kein Platz mehr für uns, seit ihr Menschen mit E=mc2 und S=k·lnw die Welt den Himmel gleich macht. Es ist zum Verzweifeln und hier oben gibt es kaum Luft, nichts Essbares und kein Wasser, aber du bist da und verfolgst uns.

Tschakomo:
Mein Gott, das ist ja wirklich entzetzlich, ihr tut mir ja so leid, könnt ihr da gar nichts dagegen unternemen?

anderer Gott:
Ach was, seit tausendend von Jahren ziehen wir uns immer weiter zurück, wir haben untereinander schon Frieden geschlossen und uns verbündet, aber es gibt keine Hoffnung, ausser wir finden einen Planeten, wo wir noch gebraucht werden. Wir sind uns aber alle einig, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, demnächst Leben auf anderen Planeten zu finden und wenn doch, dann ist es noch unwahrscheinlicher, dass die uns aufnehmen. Stell dir nur vor wie alt diese Welt ist und wie lange wir hier einen angenehmen Himmel hatten und das auch nur wegen der Menschen. Kein Schwein hätte uns sonst hier aufgenommen und auch keine Kuh. Nur mit euch hatten wir das große Glück und jetzt…? Alles aus, vorbei die schöne Zeit mit den Märchen und Geschichten?

Am Himmmel ayaya,
haben sie sich geseh’n
yaya
auch von dort mußten sie jetzt geh’n
yaya
bleib ich jetzt stehn?
es wird noch weiter gehn, yaya
yaya yaya
Über Ihre Fortsetzung im Kommentarbereich freute ich mich.


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Um diejenigen, die die Geschlechter unbedingt und auf jeder Ebene (sogar grammatikalisch) trennen wollen, um auch hier eine neue Klasse oder Rasse schaffen zu können, die dann diskriminiert werden kann, zu besänftigen, habe ich einmal in Anlehnung an das Wort „man“ das ja vom „Mann“ kommt, das Wort „fra“ eingeführt, welches in gleichberechtigter Art und Weise von „Frau“ abgeleitet wurde.
An anderen Stellen kann ich mich diesem Wahnsinn aus moralischen Gründen leider nicht anschließen, da ich das grammatikalische Geschlecht vom natürlichen zu unterscheiden weiß und die Entropie durch die Einführung „der grammatikalischen Frau“ nicht vergrößert werden würde. Für eine emanzipierte Deklination könnten die Sprachwissenschaftler(innen) bei der vorletzten Rechtschreibreform, vor der x-ten und engültigen, übrigens auch Sorge tragen, meint Tschakomo (im historisches Präsens).

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Meine Lieblingslektüre

Meine Wortpermutationen. Es besteht aus 26 Buchstaben, 420.000 verschiedenen Wörtern und ist komprimiert 2,5 Terrabyte lang. Es enthält nur einfache, grammatikalisch richtige Hauptsätze (Nebensätze sind nebensächlich) und keine redundante Information. Es enthält jeden wichtigen Satz, der schon gesagt wurde oder der demnächst gesagt werden wird, bzw. von einem großen, berühmten Schriftsteller geschrieben werden wird. Wenn ich einmal groß bin und die Rechner etwas fortgeschrittener sind, bearbeite ich die Nebensätze.
siehe Assoziationen oder weitere Literaturversuche

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